Initiativen

Biodynamische Ausbildung

Das Wichtigste zusammengefasst

von Jakob Ganten

Eine Biodynamische Ausbildung kann man in ganz Deutschland dreijährig in den Regionen Norden, Westen, Osten
und Süden und zweijährig an der Landbauschule Bodensee machen. Im Folgenden beantworten wir Fragen zur dreijährigen Biodynamischen Ausbildung.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung dauert wie fast alle Ausbildungen drei Jahre. Allerdings fängt sie nicht im September an, sondern im März mit der beginnenden Anbausaison. Eine Verkürzung bei Abitur ist nicht möglich.

Wo findet sie statt?

80 Prozent der Ausbildung finden im Ausbildungsbetrieb statt, wo man mit einem Ausbildungsvertrag angestellt ist und in der Regel auch wohnt. 20 Prozent finden in Seminaren statt, welche einmal im Monat auf wechselnden Betrieben in der jeweiligen Ausbildungsregion durchgeführt werden.

Wie werde ich Azubi - gibt es ein Bewerbungsverfahren?

Interessenten sollten sich als erstes beim regionalen Ausbildungsbüro melden. Dort bekommt man Vertragsunterlagen und Anmeldebögen und erfährt auch, ob der Kurs eventuell schon voll ist. Bei 25 oder 30 Personen werden die Kurse geschlossen.

Suche ich mir selbst meinen Hof?
Kann ich zwischendrin wechseln?

Die Suche eines Ausbildungsbetriebes ist dann der entscheidende Schritt in die Ausbildung. Auf unserer Website sind alle Betriebe, bei denen man sich bewerben kann, aufgeführt. Mindestens ein Betriebswechsel während der Ausbildungszeit wird empfohlen, um unterschiedliche Schwerpunkte und Arbeitsweisen kennenzulernen.

Unterscheidet die Ausbildung zwischen Landwirtschaft und Gartenbau?

Auszubildende in Landwirtschaft und Gartenbau werden gemeinsam unterrichtet und können viel voneinander lernen. Spätestens bis zur Zwischenprüfung, in der Mitte der Ausbildung muss jeder allerdings die Entscheidung treffen, ob er/sie eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Prüfung ablegen möchte. Das gilt dann auch für die Abschlussprüfung.

Wie sehen die Abschlussprüfungen aus?

Mitte des dritten Jahres findet die sogenannte „Fachprüfung“ statt, in der an verschiedenen Stationen das praktische Können unter Beweis gestellt wird. Diese Prüfung ab­solviert die ganze Gruppe ge­meinsam. Ganz am Ende ist dann noch eine individuelle Abschlussprüfung auf dem jeweiligen Ausbil­dungsbetrieb. Ausbilder von anderen Betrie­be lassen sich die Abschlussarbeit präsentieren, führen ein ausführliches Fachgespräch und geben am Ende eine Beurteilung ab.

Wie werde ich Ausbilder?

Hierfür muss man Demeter-Landwirt oder -Gärtner sein, in Ausnahmefällen werden auch andere Biobetriebe aufgenommen. Empfehlenswert ist die staatliche Ausbildereignung, alternativ kann mit der Ausbildungsberatung geklärt werden, ob ausreichend betriebliche Erfahrung vorliegt. Und es müssen die betrieblichen Rahmenbedingungen passen, wie z.B. ausreichend Arbeitsfelder sowie angemessener Wohnraum. All dieses wird in einem Erstgespräch mit der Ausbildungsberatung durchgesprochen.

Wer hilft mir als Ausbilder, wenn ich Fragen habe oder ich mich weiterbilden will?

In jeder Region Deutschlands gibt es Menschen, die als Ausbildungsberater ansprechbar sind. Sie kennen die Anforderungen an Ausbildungsbetriebe sowie die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen. Sie helfen notfalls auch, wenn eine Konfliktmoderation zwischen Ausbilder und Auszubildenden hilfreich ist.

Gibt es jährliche Treffen zwischen Azubis bzw. Ausbildern?

Die Ausbilder werden einmal im Jahr zum „Ausbildertag“ eingeladen, eine Veranstaltung an der man unbedingt teilnehmen sollte. Hier wird zum einen an fachlichen Fragen aus dem Ausbildungsalltag gearbeitet, daneben werden die Entwicklungen in der Biodynamischen Ausbildung besprochen. Die Ausbildertage helfen, dass man sich seiner Rolle als Ausbilder gut bewusst wird.

Die Auszubildenden treffen sich jeden Monat mit dem Lehrjahr und einmal im Jahr bundesweit auf der Herbsttagung. Dieses Jahr findet sie vom 12.-14. Oktober auf der Burg Ludwigstein statt.

Was kostet mich das, sowohl als Azubi, als auch als Ausbilder?

Für die Auszubildenden ist die Ausbildung kostenfrei. Einzige Ausnahme ist die Anmeldungsgebühr, die je nach Region 150 – 400 EUR beträgt. Ausbildungsbetriebe zahlen einerseits die Ausbildungsvergütung, die (regional etwas unterschiedlich) ca. 800 EUR brutto beträgt. Betriebe müssen daher mit Kosten von rund 1.000 EUR pro Monat rechnen. Vom Lohn werden Leistungen für Kost und Logis sowie Sozialversicherung abgezogen, sodass sich ein Auszahlungsbetrag von meist 200-250 EUR ergibt. Zusätzlich zahlen Ausbildungsbetriebe noch einen monatlichen Beitrag an ihre Ausbildungsorganisation. Dieser wird unterschiedlich erhoben und bewegt sich zwischen 30 und 100 EUR pro Monat.

Wie lautet dann mein Abschluss? Kann ich danach meinen Meister machen, ist das staatlich anerkannt, oder habe ich Probleme, damit "offiziell" einen Job zu finden?

Der Abschluss lautet „Biologisch-dyna­misch­e:r Landwirt:in / Gärtner:in“. Im Anschluss kann man noch an der staatlichen Berufsabschlussprüfung teilnehmen und hat dann einen offiziellen Gesellenbrief, der einem weitere Bildungswege eröffnet. Aber auch der biologisch-dynamische Abschluss ist in der Biobranche bekannt und eine gute Qualifikation.

Haben alle Azubis den gleichen Lehrplan, gibt es sowas überhaupt, oder ist jede Ausbildung individuell?

Die Biodynamische Ausbildung hat ein Curriculum, in dem wir uns auf die wichtigsten Themen und Inhalte verständigt haben. Dieses gemeinsame Gerüst wird in jeder Region mit den vorhandenen Seminar-Höfen und Referenten umgesetzt. Und es lässt explizit Freiraum sowohl für die einzelnen Kurse als auch für jeden Auszubildenden, eigene Schwerpunkte zu setzen.

Wo finde ich Kontakte, Beratung, etc.?

Jede Region verfügt über eine Koordinationsstelle für die Ausbildungsarbeit. Diese ist Anlaufstelle für erste Fragen zur Ausbildung. Für Auszubildende wird in jedem Herbst ein Orientierungsseminar angeboten, auf dem die wichtigsten Fragen geklärt und wo auch individuelle Gespräche geführt werden.

 

Autor: Jakob Ganten
Netzwerk Biodynamische Bildung,
jakob.ganten(at)netzwerk-biodynamische-bildung.de

Netzwerk Biodynamische Bildung, Demeter Bildungsfonds

Die Biodynamische Bildungslandschaft in Deutschland ist vielfältig. Es gibt flächendeckend die dreijährigen Ausbildungen, die zweijährige Landbauschule Bodensee und einen Jahreskurs am Dottenfelderhof. Organisatorisch wird die Ausbildung teils in eigenständigen Vereinen, teils in Demeter Landesverbänden, oder angegliederten gGmbHs geführt. Inhaltlich geht es dabei jedoch überall um dieselbe Sache und fachlich stehen wir alle vor ähnlichen Herausforderungen.

Daher haben wir 2019 das Netzwerk Biodynamische Bildung gGmbH als Zusammenschluss gegründet. Das Netzwerk versteht sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Menschen und Bildungsträgern und dient als Plattform für Austausch und Weiterentwicklung. In zahlreichen Arbeitskreisen werden fach­liche und organisatorische Fragestellungen bearbeitet, wir unterstützen uns dabei, Bilder von der Zukunft zu entwerfen und diese zu verfolgen.

Das Netzwerk hat sich dabei drei Arbeitsschwerpunkte gegeben:

  • Vernetzung: Treffen organisieren, Austausch fördern, um voneinander und miteinander zu lernen.
  • Dienstleistungen: Aufgaben bündeln und von einer Stelle aus erledigen. Gemeinsame Schulungen oder Materialien erstellen.
  • Mittelakquise: Mit Fundraising Spendengelder einwerben, um die Ausbildungsarbeit der einzelnen Initiativen zu fördern.

Wir wollen eine professionelle Struktur für die Aufnahme und Verteilung der Spendengelder anbieten. Dafür haben wir den Demeter Ausbildungsfonds gegründet und werben hierüber Spenden von Firmen, Stiftungen und Privatmenschen ein. Die Ausbildungsinitiativen formulieren einmal im Jahr ihren Unterstützungsbedarf und in einer transparenten Vergaberunde sorgen wir für eine sachgerechte Verteilung.

www.netzwerk-biodynamische-bildung.de/ausbildungsfonds