Schwerpunkt

Anbau in Streifen

Ein Blick in die Niederlande

von Leen Janmaat

2016 begann der Ackerbaubetrieb ERF in Flevoland (NL) mit dem Anbau von Kulturen in Streifen auf 42 Hektar. Ziel war es, Erfahrungen mit diesem Anbausystem zu sammeln und die Auswirkungen auf Erträge, Biodiversität sowie Krankheiten und Schädlinge zu untersuchen. Inzwischen wird das Anbausystem auch von anderen Landwirten betrieben. Was ist Streifenanbau und wie funktioniert er in der Praxis? Und was kann der Streifenanbau für Bio- und Demeter-Betriebe bedeuten?

Streifenanbau ist charakterisiert durch den Anbau verschiedener Kulturen in benachbarten Streifen. Dadurch werden Krankheiten und Schädlinge vermindert, die eine wichtige Ursache für Ertragsverluste im biologischen Anbau sind. Systeme mit größerer Nutzpflanzenvielfalt können die Widerstandsfähigkeit und die Kapazität, Schädlinge zu unterdrücken, erhöhen.

Es begann mit einem Experiment

ERF ist ein privater biologischer Ackerbaubetrieb, der vorübergehend Reserveflächen in Flevoland nutzt und so Raum für Erprobung hat. Für die Betriebsleiter ist eine Weiterentwicklung des gesamten Ökolandbaus wichtig. 2016 begann das Unternehmen mit dem Anbau von Streifen, in mehreren Varianten bzw. unterschiedlicher Breite. Der Anbauplan umfasst aktuell sechs Kulturen, die auf Streifen von 6, 12, 24 und 48 Metern Breite angebaut werden. Die Breite ist jeweils an die Traktoren mit einer Spurbreite von 3,20 Metern angepasst – feste Spuren werden durch GPS-Lenkung einfach. Um die Vorteile der Fruchtfolge nutzen zu können, sollten die Streifen nicht zu breit sein. Daher wurden 2 x 3 m = 6 Meter als Standard für den neuen Standort gewählt. Da die ersten Erfahrungen mit dem neuen System vielversprechend waren, werden nun weitere 60 Hektar so bestellt.

Roy Michielsen arbeitet bei ERF und beaufsichtigt die Experimente: „Das Ziel von ERF mit dem Streifenanbau ist es, die Stabilität zu fördern. Ein höherer Ertrag ist für uns nicht das Wichtigste. Wir glauben, dass wir vor allem dadurch profitieren können, dass wir weniger abhängig von den Launen der Natur werden, insbesondere von Krankheiten und Schädlingen. Und wir streuen Risiken.“ Die gesamte Fruchtfolge wird beim Streifenanbau beibehalten, nur liegt eine Kultur dann in Streifen, getrennt durch andere. Diese Vielfalt an Nutzpflanzen auf kleinem Raum verbessert die Biodiversität, was der Verbreitung von Krankheiten entgegenwirkt und natürliche Gegenspieler anzieht. Das gelingt vor allem bei geschickten Kombinationen, bei denen sich z. B. die Phytophtora bei Kartoffeln nicht ausbreiten kann, weil die benachbarte Kultur nicht anfällig ist. Ein weiteres Beispiel ist ein Erbsenstreifen neben Sommer­weizen, wo die im Weizenstreifen vorhandenen Insekten natürliche Feinde der Blattläuse sind, welche die Erbse befallen. ERF wird langfristig beim Streifenanbau bleiben: „Das System erfordert jedoch etwas mehr Nachdenken. Welche Pflanzen Sie nebeneinander stellen, hängt auch von der Erntezeit der Pflanzen ab. Natürlich ziehen Sie es vor, mit dem Gerät über einen bereits geernteten Streifen zu fahren oder über ein Gewächs, das befahren werden kann, wie Kleegras“.

ERF – Bio-Gemüsebetrieb auf dem Polder

  • Fläche: 1.594 ha verteilt über Flevoland

  • Bodentyp: Meereston

  • Kulturen: 18 Acker- und Freilandgemüse-Kulturen in Streife auf 42 ha (2019): Kartoffeln, Blumen, Kleegras, Blumenkohl, Karotten, Sojabohnen und Hafer.

  • Vermarktung: Großhandel, ERF beteiligt sich an BioBrass und Beetz.

  • Team: 14 Mitarbeiter in Vollzeit, Selbständige und Saisonarbeiter.

  • www.erfbv.nl, www.hemus.nu

Das Unternehmen versucht auch, Kontakt zur sozialen Umgebung herzustellen. Roy: „Viele unserer Felder liegen in der Nähe der Stadt und wir knüpfen gerne Verbindungen. Die Gesellschaft schätzt es, wenn wir uns zum Beispiel aktiv für die biologische Vielfalt einsetzen. Der Streifenanbau zeigt eine Zunahme der Insektenpopulation um 400 %, das gefällt den Bürgern sehr gut, und auch wir als Bauern und Bürger sind damit zufrieden“.

Der Streifenanbau auf dem Bauernhof stößt auch bei Praktikern auf großes Interesse. Im vergangenen Jahr wurden mehrere Workshops dazu und eine Meisterklasse abgehalten, in der den Teilnehmern der Aufbau und die Auswirkungen des Streifenanbaus vermittelt wurden. Es nahmen hauptsächlich Ackerbauern teil, darunter Demeter-Bauern, die neugierig auf die Möglichkeiten des Streifenanbaus sind.

Die Entwicklungen im Streifenanbau werden mit Untersuchungen begleitet, wobei sowohl die Universität Wageningen als auch das Louis Bolk Instituut Messungen bei Nutzpflanzen und Biodiversität vornehmen. 2019 wurden die Erträge von Kartoffel-Kleegras, Zuckerrüben-Gerste, Zwiebeln-Möhren, Weizen-Kohl und Lauch-Kleegras verglichen. In diesem Jahr waren die Erträge aus den Streifen vergleichbar mit denen aus den Monokulturen oder sogar höher. Die Breite der Streifen hatte keinen Einfluss auf die Höhe des Ertrags. Nur Weißkohl hatte im Streifenbau einen geringeren Ertrag, in Gewicht pro Fläche. Doch größere Köpfe in Kombination mit dem dafür höheren Preis pro Kohlkopf führten zu einem höheren Erlös pro Fläche. Diese Stabilität zeigt, dass der Übergang zum Streifenanbau in großem Maßstab ohne Ertragseinbußen möglich ist.

Streifenanbau findet Freunde

Inzwischen hat der Streifenanbau weitere Anhänger gefunden, darunter auch die Firma der Brüder Rozendaal. Im Jahr 2003 übernahmen die Brüder Jan und Hans Rozendaal den Bio-Ackerbaubetrieb im Südwesten der Niederlande von ihren Eltern. Im Jahr 2020 werden die Brüder die Fläche verdoppeln, wenn sie den Hof von Hans Schwiegereltern übernehmen.

Bio Gemüsebetrieb Rozendaal

  • Fläche: 44 ha (im Jahr 2020)

  • Bodentyp: sandiger Lehm-Lehm

  • Kulturen: Rotkohl, Weißkohl, Zucchini, Lauch und Gras/Klee

  • Vermarktung: Biologisch Goed, Großhändler, Betriebe mit Abo-Paketen

  • Eigentümer: Jan und Hans Rozendaal

„Wir arbeiten hart an der Zukunft des Unternehmens. Dazu gehört auch, sich über neue Anbautechniken auf dem Laufenden zu halten“, so die Brüder Rozendaal. Im Rahmen des europäischen Projekts SUREVEG (2018-2021) haben sie mit dem Streifenanbau begonnen. Auf dem Betrieb wurden vier Versuchsfelder mit Streifen von Lauch, Kürbis, Pastinaken und Weißkohl angelegt. Zwischen den Kulturen befinden sich Streifen von Kleegras. Die Streifen hier sind drei Meter breit, weil die Maschinen auf diese Breite eingestellt werden konnten. Hans Rozendaal sagt, dass er neugierig auf die Ergebnisse des Streifenanbaus in seinem Betrieb ist und dass das System­ für ihn in drei verschiedenen Punkten einen Mehrwert darstellen könnte: Erstens bei den Auswirkungen auf die Krankheits­bekämpfung, zweitens durch die Produktion von Mähdünger und drittens im Blick auf den Gesamterlös. Natürlich sollte es ein funktionsfähiges System sein und bleiben. „Es wird interessant zu sehen, ob die 3-Meter-Streifen eine gute Wahl sind“, sagt Hans. Um weniger abhängig von der Vermarktung von Kleegras zu sein, wird Kleegras, das zwischen den Gemüsestreifen angebaut wird, als Transferdünger eingesetzt. Die auf dem Betrieb verwendete Saatgutmischung besteht aus Rotklee, Weißklee, Luzerne, englischem Weidelgras und Rohrschwingel.

Auch Cornelis Mosselman hat in diesem Jahr mit dem Streifenanbau begonnen. Sein Betrieb ist teilweise noch in der Umstellung, auf den Bioparzellen baut er bereits in Streifen an. Dazu gehören Gründüngung und Blumenstreifen. Er kombiniert den Streifenanbau mit festen Spuren (allerdings ohne GPS-Lenkung), bei denen alle Traktoren und Geräte auf eine Breite von 3,20 Metern eingestellt sind. Vor allem bei der Ernte erfordert dies Innovationen bei Werkzeugen und Maschinen. „Mein Ziel ist es, nie wieder über ein Gemüsebeet zu fahren“, sagt Cornelis, dessen Gemüse zwischen den Spuren gedeiht.

Bei allem Interesse am Streifenanbau gibt es auch Fragen. Hans van Beek ist ein biologisch-dynamischer Ackerbauer in Flevoland und erwägt, den Streifenanbau einzuführen. Aber die Dürre in diesem Frühjahr lässt Zweifel aufkommen: „Im letzten Frühjahr musste ich sowohl vor als auch nach der Aussaat bewässern. Die streifenweise Bewässerung ist schwierig, da man die Bewässerung nicht auf eine Streifenbreite von 6 Metern beschränken kann. In der Praxis bewässert man dann alle Kulturen.“ Hans hat auch Zweifel an der Wirkung des Streifenanbaus auf bodengebundene Krankheiten und Schädlinge. Die Wahl der Kulturen selbst und die Fruchtfolge sind für ihn hier entscheidender, dafür brauche man keine Streifen.

Vor einigen Jahren führte der Demeter-Bauer Joost van Strien auf seinem Hof einen Versuch mit Streifenanbau im kleinen Maßstab durch. Er sieht ebenfalls Nachteile durch die erforderliche Bewässerung der Kulturen. Dies kann durch die Umstellung auf Tropfbewässerung gelöst werden. Obwohl in seiner Streifenanbauvariante mehr Insekten gezählt wurden, sah er keine direkte Auswirkung auf die Krankheits- und Schädlingsunterdrückung. Joost verfolgt weiterhin den Streifenanbau, einen kompletten Systemwechsel schließt er nicht aus.

SUREVEG-Projekt

Im Rahmen des europäischen Projekts SUREVEG (2018-2021) arbeiten Forscher aus sieben Ländern (Dänemark, Finnland, Belgien, Italien, Lettland, Spanien und den Niederlanden) an der Entwicklung biodiverser ökologischer Gemüseanbausysteme zusammen: Die Produktivität, die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit sollen gesteigert werden. Es werden neue, diversifizierte, intensive biologische Anbausysteme entwickelt, die auf Prinzipien wie Wechsel durch Streifenanbau, Wechsel von Reihen oder sogar Wechsel von Gemüse in der Reihe basieren. Verbunden damit ist die Entwicklung von Sensoren. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und der Wiederverwertung von Nährstoffen durch den Einsatz von Mähdünger oder Kompost zum Aufbau des Bodens.

Fazit: Mehr Vielfalt und Stabilität – höherer technischer Aufwand.

Der Streifenanbau ermöglicht es, die Artenvielfalt innerhalb des Betriebs zu erhöhen. Dies hilft bei der Unterdrückung von Krankheiten und Schädlingen, verlangsamt z. B. die Ausbreitung von Pilzen wie Phytophthora. Das Anbausystem erfordert jedoch Anpassungen bei der Mechanisierung, und die Arbeit mit GPS-Systemen ist eine Voraussetzung, um die Streifen an der gleichen Stelle zu halten. Demeter-Bauern zögern eher, damit zu arbeiten, weil es größere Modifikationen erfordert und das System auch Nachteile bei der Bewässerung in Trockenperioden hat. Die Untersuchungen zeigen, dass die biologische Vielfalt zur Widerstandsfähigkeit beiträgt und die Pflege der Natur in der Landwirtschaft wichtig für die Stabilität ist. Inzwischen gibt es drei Bio-Ackerbaubetriebe, die Steifenanbau betreiben, auch konventionelle Betriebe sind interessiert.

Autorennotiz

Autor: Leen Janmaat ist Redakteur beim niederländischen Magazin Ekoland, forscht am Louis Bolk Instituut und begleitet Umsteller bei Demeter NL

leenjanmaat57@gmail.com

(Übersetzung: Rienk ter Brake, www.certivision.nl)