Demeter - Was ist anders?

Organischer und Biologisch-Dynamischer Landbau – die Unterschiede

Im Ökologischen Landbau gibt es zwei grundlegende Wirtschaftsweisen – biologisch-dynamisch und biologisch-organisch, sowie verschiedene Niveaus der Richtlinien.

Der Ökologische Landbau, wie ihn die Verbände, z.B. Bioland, Demeter, Naturland definieren, hebt sich durch strengere Richtlinien vom Öko-Landbau, wie er durch die EU-Verordnung 834/2007 beschrieben ist, ab:

  • Für alle verbandsgebundenen Betriebe gilt die Umstellung des Gesamtbetriebs.

  • Der Einsatz überwiegend hofeigenen Futters ist vorgeschrieben.

  • Der Zukauf konventionellen organischen Düngers ist nur in Ausnahmefällen und bei viehextensiven Betrieben erlaubt. Daneben ist die Liste zugelassener Hilfsstoffe in Anbau und Verarbeitung deutlich kürzer.

(Hier geht es zu den Demeter-Richtlinien für Erzeuger.)

 

Darüber hinaus

  • verfügen Verbände über am Markt eingeführte Marken;

  • bieten Verbände Leistungen an, wie Beratung & Fortbildung (z.T. Gruppenberatung), politische Vertretung, Informationen und Öffentlichkeitsarbeit, Unterstützung am Markt;

  • engagieren sich die Öko-Verbände in der und für die Gesellschaft.

Demeter - der einzige biologisch-dynamische Verband - betreibt zudem noch

  • eigene Forschung , z.B. im Institut für Biologisch-Dynamische Forschung,

  • eine Auskunftsstelle zur Vermittlung von Auszubildenden und Praktikanten, Höfen;

  • eine eigene Berufsausbildung zum biologisch-dynamischen Landwirt.

Biologisch-dynamisch und organisch-biologisch: zwei Landbaurichtungen

Im biologisch-dynamischen Landbau

  • wird die Haufenkompostierung der Flächenkompostierung vorgezogen;

  • ist für landwirtschaftliche Betriebe Tierhaltung verbindlich;

  • sind Rinder durchgehend Hörner tragend;

  • werden die biologisch-dynamischen Präparate eingesetzt;

  • werden kosmische Rhythmen berücksichtigt;

  • gibt es ein deutlich stärkeres Engagement für eine ökologische Saatgutzüchtung;

  • beschäftigen sich anteilig mehr Betriebe mit Sozialarbeit und Ausbildung;

  • hat sich die Demeter-Markengemeinschaft aus Qualitätsgründen auf den Fachhandel als bevorzugtem Partner festgelegt.

Tendenzielle Unterschiede:

  • Entwickelnde Verarbeitung: In der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise soll sich die Qualität der Erzeugnisse in der Qualität der Verarbeitungsprodukte fortsetzen, es geht um Erhaltung bzw. Steigerung der Vitalqualität.

  • In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft arbeiten auf die Fläche bezogen mehr Menschen.

  • Im biologisch-dynamischen Landbau sind die Betriebe vielgestaltiger und weniger spezialisiert mit anteilig mehr Hofverarbeitung.

Auswirkungen auf den Boden: In Langzeitversuchen wurde nachgewiesen, dass der biologisch-dynamische Landbau in Bodenfruchtbarkeitsparametern wie Humusgehalt, mikrobielle Biomasse, Aktivität, Mykorrhizierung und Anzahl Regenwürmer gegenüber dem organisch-biologischen Landbau signifikant vorteilhaft ist. Der organische biologische Landbau hat gegenüber dem biologisch-dynamischen Landbau einen höheren Prozentsatz löslichen Phosphor im Boden. (Link zur Grafik: Wirkungen)

 

Auswirkungen auf die Produktqualität: Qualitätsunterschiede bei den Produkten der beiden Landbaurichtungen wurden mit den sogenannten bildschaffenden Methoden nachgewiesen: In Doppelblindversuchen konnten Lebensmittel eindeutig der jeweiligen Landbaurichtung, Dynamisch oder Organisch, zugeordnet werden. Dabei wurden die biologisch-dynamischen Erzeugnisse als ”produktarten-typischer” qualifiziert.

 

Der Biologisch-Dynamische Landbau ist nicht ”Öko plus” (z. B. Öko-Landbau + Präparate + Kosmos), sondern ein eigenständiger Ansatz, der über den Haushalt der Natur hinaus an der Entwicklung für die Zukunft von Mensch und Erde unter Einbeziehung der nicht-stofflichen Seinsebenen Leben, Seele und Geist arbeiten will. Er lässt sich nur begrenzt rezeptmäßig betreiben und erfordert ein sich immer neu Einlassen auf die jeweilige Situation, denn das ist die eigentliche Grundlage einer lebensgemäßen – hier Biologisch-Dynamischen – Wirtschaftsweise. Die Demeter-Richtlinien schließlich schreiben gemeinsam vereinbarte biologisch-dynamische Mindeststandards in Form einer Verabredung mit dem Kunden fest.

 

Heute besteht die Gefahr, dass Ökolandbau allein zu einer Produktionstechnik reduziert wird, und die Werte, für die er bisher steht, mit wachsendem Marktvolumen und zunehmender staatlicher Regulierung verliert. Für seine gesellschaftlichen Aufgaben braucht er aber übergeordnete Gesichtspunkte und Ideen. Der Biologische -Dynamische Landbau arbeitet daran. Denn es geht darum Werte zu entwickeln, statt Entwicklungskeime zu entkernen.

Auszüge aus einem Beitrag von Nikolai Fuchs:

Ökologischer und biologisch-dynamischer Landbau. Was sind die Unterschiede in Praxis und Grundlagen?

In: Biologisch-Dynamisch im Dialog, Verlag Lebendige Erde 2008 Bücher im Verlag