Ein Bienengruß zum Frühjahr

Bienen brauchen unsere Unterstützung

 

Die Bienen fliegen spät aus in diesem Jahr. Kein Wunder, bei dem langen Winter. Erst im März blühten mit der Hasel die ersten Futterquellen. Zwei Bienenvölker standen in unserem Garten. Morgens aus dem Fenster schauen, was die Bienen heute so treiben, war eine lieb gewonnene Gewohnheit. Ebenso beim Nachhausekommen: Wie fliegen sie denn heute? Schon Feierabend? Der Bienenflug ist jeden Tag ein wenig anderes, mal fliegen mehr, mal kaum eine, mal steht ein Schwärmchen Jungbienen vor der Bienenwohnung in der Luft und fliegt sich mit leicht rotierender Bewegung ein, mal sausen die Immen leicht und flink davon, mal schwirrt das Volk mit agressivem Grummeln umher. Immer lohnt gleichzeitig der Blick gen Himmel, auf die aktuelle Witterung, Sonne, Bedeckung, Temperatur und auf die konkrete Stimmung der Stunde. Die Biene lehrt uns Beobachten. Und Staunen, wenn man z. B. den frischen, weißen Wabenbau bewundern kann, den ein eingefangener Schwarm sogleich hinzaubert.

 

Auch im weiteren Sinne sind die Bienen Lehrmeisterinnen für den Menschen, z. B. in der Sprache von „emsig“ bis „Bienenfleiß“, im Bild der selbstlosen Arbeitsteilung bis hin zu Beuys` „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ oder apropos Bestäubung, in der Aufklärung der geschlechtlichen Vorgänge des Lebens: Wie war das noch mit Biene und Blume?

Spätestens der Honig, nährend und heilend, wird dann auch politisch:

Die Honiggläschen der Bienen, die im Omnibus für Direkte Demokratie an Schloss Freudenberg leben, deuten das an. Ganz konkret droht den heimischen Imkern ein Problem mit der Agro-Gentechnik: Es gibt Honig, der weder verkauft noch verschenkt werden darf, weil Pollen von gentechnisch manipuliertem, nicht zugelassenem Mais in ihm gefunden wurde. Die Ernte musste vernichtet werden, der betroffene Imker bemühte - unterstützt auch von Demeter - die Gerichte, die Wellen schlugen bis ins Bundesagrarministerium.

 

Die Biene ist ein Indikator für unser Verhältnis zur Natur, nicht das ideelle, das praktisch gelebte! Der Bien, wie manche Imker ihr Volk nennen, hat als Wesen keine Haut, ist empfindlich und durchlässig für das, was fein in Luft und Landschaft liegt. Dadurch werden die Bienen ein Maßstab für unsere kranke Landschaft, in der kaum noch etwas blüht und die Völker oft mangels Sommerfutter hungern. Oder für eine Art der Landwirtschaft, deren zugelassene Pestizide sich bei bestimmtem Witterungsverlauf plötzlich als bienentötend herausstellen, wie im letzten Jahr am Oberrhein. Viele Menschen können eine Wespe nicht von einer Biene unterscheiden. Auch gibt es immer weniger Imker, ist die Imkerschaft überaltert, gibt es nur noch ein Drittel der Völker wie vor 50 Jahren. Ein, zwei Völker je Hektar aber sind z. B. zum Befruchten einer Obstanlage nötig..

 

Auch beim Imkern gibt es naturfernere und wesensgemäßere Verfahren. Demeter- Imker lassen ihre Bienen ohne vorgefertigte Mittelwände ihre Waben selbst bauen, sie dürfen schwärmen und bekommen nicht in jedem Jahr eine neue Königin eingesetzt. Auch gehört ein Teil Honig zum Winterfutter, nicht nur Futterzucker. Öko-Imkerei gibt es seit gerade mal 20 Jahren. Sie entstand, als die Imker nach Alternativen zur Chemie im Kampf gegen die Hauptbedrohung ihrer Völker suchten: die parasitäre Varroamilbe.

 

Und was können wir für die Bienen tun? Leben lassen, einheimischen Demeter-Honig kaufen, für Blütenvielfalt im eigenen Garten oder den Gemeindeflächen sorgen (www.bluehende-landschaft.de), ggf. ein Grundstück als Bienenplatz zur Verfügung stellen oder eine Bienenpatenschaft übernehmen (www.BeeGood.de), mit der die Versuchsimkerei des Mellifera e.V. unterstützt wird. Oder selbst Imkern.

 

Auf ein gutes Jahr mit den Bienen!

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, April 09