Bio-Bauern zielen auf Umwelt vor Umsatz

Billiges Bio-Bashing ist irreführend

 

Bio ist immer besser! Selbst wenn es billig ist. Denn selbst dann hat es erhebliche Vorteile für die Umwelt: so zu land-wirtschaften erhält mehr Vielfalt, verschmutzt die Meere nicht und schont in der Regel das Klima. Das sind die drei Probleme unseres Planeten, bei denen bereits die Alarmglocken dauerschrillen. Zudem ist Bio im Durchschnitt tiergerechter. Kein Wunder dass der Rest der Agrobranche jetzt mit einem Tierwohlsiegel kontert, das allerdings nur in seiner zweiten Stufe diskussionswürdig ist. Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen, dass das Landwirte nur marginal nutzen, es also eher gute Presse denn Tierwohl bringt. Und, ein noch wenig propagierter Vorteil ist, dass Bio-Anbau in den Tropen und Suptropen höhere und nachhaltigere Erträge bringt als konventioneller Landbau – die Verbesserung der Böden und geschickte Pflanzenstaffelung machen das möglich. Ach, mehr Arbeitsplätze schafft Bio auch.

 

Ich kann es nämlich nicht mehr hören. Wer eine Meinung hat, lässt diese durch Experten oder einen Koch bestätigen, ob bei Atomkraft oder Bio. Selbst im Qualitätsfernsehen läuft das ganz flach: ein bisschen bio kaufen, Zuschauer testen lassen, ein paar Sprüche und suggestive Einblendungen, fertig ist das Propagandamenü, das in keinster Weise aussagefähig ist. Kostenlose Werbung für die Agrochemie. Oder es wird polemisch losgepoltert wie Udo Pollmer, der nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf dem Land auf Bauernfang geht, mit einer Mischung aus Plattitüden, falschen Zahlen und Anti-Öko-Witzen: Wenn Salat, dann Fleischsalat, ha ha. Man kann es auch geschickter machen, wie der Generalsekretär des Bauernverbands, der auf der Biofach-Messe dem Vertreter seines eigenen Ökoausschusses öffentlich den Teppich unter den Füßen wegzog, indem er anzweifelte, ob Bio sich lohne. Und einen Unterschied zwischen Bio und konventionell gäbe es sowieso nicht. Klar doch, sein Chef Rukwied rief ja gerade erst zum Kampf gegen „Öko-Lifestyle“ auf. Schön, dass sich im Wahljahr die Fronten klären.

 

Also lasst Euch nicht davon beeindrucken, denn, die, die so tönen, haben echt was zu verlieren: Umsätze, Pfründe, und Macht, während die Bios, zumal in den Verbänden, meist nicht in eigener Sache lobbyieren, sondern sich für eine Welt einsetzen, die wir unseren Kindern hinterlassen können, wie Felix zu Löwenstein, BÖLW-Vorsitzender, bei der Eröffnung der Biofach feststellte. Verantwortung für Gemeingüter übernehmen Bio-Unternehmen nicht erst dann, wenn der Gewinn stimmt, sondern integrieren sie hier und jetzt in ihr Handeln. Die meisten jedenfalls.

 

Selbst bei sogenanntem Billigbio sind Gentechnik, chemisch-synthetischer Pflanzenschutz sowie Klima- und Meere belastender Stickstoffdünger verboten, Tiere müssen artgerecht gehalten werden und dürfen nur Biofutter bekommen. Und bei der Weiterverarbeitung sind nur 47 statt der EU weit zugelassenen 315 Zusatzstoffe erlaubt. Damit schmeckt es natürlich nicht automatisch besser, logisch. Bio ist nicht gleich Bio. Mehr drin ist meist trotzdem: Das FiBL fand beim Vergleichen derselben Apfelsorte in einem Anbauversuch z.B. höhere Trockensubstanzgehalte, mehr antioxativ wirksame Stoffe, besseren Geschmack und wesentlich höhere Vitalqualität. Das ist in vielen Untersuchungen, legt man sie richtig an, Trend. Und wenn man es als Bauer es drauf anlegt, kann man das zum System machen, wie z.B. die Demeters mit ihren biodynamischen Maßnahmen, die genau auf solch erstklassig-lebendige Qualität abzielen, bis hin zur Züchtung.

 

Ich empfehle: einfach selbst probieren.

 

Michael Olbrich-Majer in Info3, März 2013, http://www.info3.de