Berichte & Initiativen

Anthroposophische Allianz

Seit Herbst 2006 gibt es eine Allianz anthroposophischer Initativen und Verbände in Brüssel. Herr Fuchs, Sie sind EU-Koordinator von De­meter-international, das schon länger in Brüssel ist – warum war dieser Schritt nötig?

Keine Kostenerstattung mehr für anthroposophische Medikamente, das indirekte Verbot der Herstellung biologisch-dynamischer Präparate oder drohende Früheinschulungsvorschriften haben alle eines gemeinsam: Lebensfelder werden durch bürokratische Massnahmen zunehmend eingeschränkt. Bisher waren die einzelnen Sparten – Medizin, Land­wirtschaft oder Pädagogik, für sich genommen, zu wenig bekannt, zu klein und damit politisch zu unbedeutend. Deswegen haben sich jetzt Ärzte, anthroposophische Arz­neimittelhersteller, Patientenorga­nisationen, Heil- und Waldorfpäd­agogen sowie Demeter-Dachver­bände zusammengeschlossen, um sichtbar zu machen, dass es sich um ein übergreifendes Problem handelt. So ein Zusammenschluss ist neu in Brüssel. Wir möchten die nötige kritische Masse bilden, um Gehör zu finden. Mit dieser breiten Allianz wollen wir die Unterstützung aller Verbraucher von Demeter Lebensmitteln, aller Nutzer anthroposophischer Medizin und aller Waldorfeltern gewinnen.

Wozu dient die Lobbyarbeit in Brüs­sel?

Wir brauchen rechtliche Voraussetzungen dafür, dass Initiativen ange­wandter Anthroposophie nicht nur in einzelnen Ländern wie Schweiz oder Holland eine Chance haben, sondern in ganz Europa. Auf den Gebieten der anthroposophischen Medizin und der Landwirtschaft, aber auch der Pädagogik und der Heilpädagogik sind in den letzten Jahrezehnten Lebens- und Arbeitsformen von hoher Qualität und weltweiter Ausstrahlung entstanden. Diese für die Bürger Europas rechtlich zu sichern und als Beitrag für die Gestaltung Europas weiter zu entwickeln, ist Aufgabe der Allianz. Wir wollen darauf aufmerksam machen, und es zum Teil auch rechtlich einfordern, dass die Europäische Union ursprünglich mit einem auf Menschenwürde und Demokratie aufbauenden Menschenbild angetreten ist. An der Einschränkung unserer Lebensfelder sieht man, dass sich die EU heute zu sehr von Wirt­schaftsinteressen und einem bestimmten Wissen­schafts­ver­ständ­nis dominieren lässt.

 

Wir wollen Verständnis erzeugen im politischen Vorfeld, um so nicht nur Wahlfreiheit, sondern überhaupt Wahlmöglichkeiten auf Dauer zu sichern, im Sinne kultureller Initiative, die auf dem Recht auf individuelle Entwicklung beruht: Eltern müssen für ihre Kinder die Bil­dungs­einrichtungen entsprechend ihrer erzieherischen Über­zeugung wählen können. Jeder soll die medizinische Betreuung und die Art der Ernährung für sich in Anspruch nehmen können, die seiner Lebensweise entspricht. Dazu gehört auch ein Pluralismus der wissenschaftlichen Methoden.

Was können Leser konkret tun?

Die Allianz hat ihre Ziele in einer Charta zusammengefasst, die in einer Unterschriftenaktion Unterstützung finden soll. In Europa wird man aber erst ab einer Million Unterschriften bemerkt, die wir nun anstreben. Dafür zählt jede Unterschrift. Wir brauchen also Helfer, die in Hofläden, im Freundeskreis, auf Marktständen etc.. aktiv Unterschriften sammeln. Darüber hinaus suchen wir Partner in Kultur, Wirtschaft und Politik sowie die Zusammenarbeit mit Institutionen, Verbänden und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Förderndes Mitglied der Allianz kann jede natürliche oder juristische Person werden, mit ideellen wie finanziellen Beiträgen.

 

Unterschriftenliste als Beilage im Heft.

(mom)