Initiativ

Das Flächenbuffet

Wie viel Acker kommt auf den Teller?

Die Rechnung ist einfach: Derzeit nutzen 7,5 Milliarden Menschen rund 1,5 Milliarden Hektar Ackerland. Das macht im Schnitt 2.000 Quadratmeter fruchtbares Ackerland pro Nase oder besser gesagt pro Mund. Denn alles, was wir an Lebensmitteln verzehren und was nicht aus Meer, Wald (5.200 m² pro Mensch) oder von der Weide (4.400 m² pro Mensch) stammt, muss auf diesen 2.000 m² Ackerland gedeihen. Aber nicht nur das. Auch die Baumwolle für Kleidung, Raps oder Mais für Biosprit und noch vieles mehr, was wir all­täglich konsumieren, muss dort wachsen. In Berlin betreibt die Zukunftsstiftung Landwirtschaft für Schulklassen, Familien, Touristen, Gärtner und Aktivisten einen 2.000 m² Weltacker, der maßstabsgetreu abbildet, wie die Menschheit ihre 1,5 Milliarden Hektar Ackerland derzeit nutzt.

Umgerechnet 5,5 m² beträgt also unser tägliches Flächenguthaben, doch wer kann sich darunter schon etwas vorstellen? Daher die Idee des Flächenbuffets: Auf einem Beet wachsen die Agrarrohstoffe für ein Gericht, entsprechend des Ackerflächenbedarfs: Kartoffeln, Erbsen, Zwiebeln, Sellerie für den Eintopf zum Beispiel, etwas Petersilie und eine Sonnenblume für das Öl, das macht 0,5 m² pro Portion. Ein Würstchen dazu verdoppelt die Fläche durch das Futter für das Schwein. Auch ein Glas Bier, mit Gerste und Hopfen, oder Schnitzel mit Bratkartoffeln lassen sich so auf unterschiedlich großen Beeten darstellen. Das Flächenbuffet macht so den Ackerflächen-Fußabdruck unserer Ernährung mit allen Sinnen begreifbar und ist dabei nah am Alltag. Besonders viel Ackerfläche pro Kilogramm benötigen Gerichte mit tierischen Produkten. Das Flächenbuffet spiegelt allerdings nur den Faktor Ackerflächenbedarf wieder, der allein nur bedingt aussagekräftig für eine nachhaltige Ernährungsweise ist. Weidemilch oder Fleisch von Weiderindern zum Beispiel beansprucht keine Ackerflächen. Das Grünland, von dem das Gras und Heu für die Tiere stammen, steht bei dieser Form der Tierhaltung nicht in Konkurrenz zur direkten Nahrungsmittelproduktion für den Menschen. Anders sieht es aus, wenn die Tiere überwiegend mit Kraftfutter wie Mais, Getreide oder Soja gefüttert werden, das von Ackerflächen stammt. Da ist es nicht verwunderlich, dass ein Schnitzel mit Bratkartoffeln mit über zwei m² am meisten zu Buche schlägt. Eine Portion Spaghetti mit veganer Tomatensauce hingegen beansprucht nur knapp 0,5 m². Werden dieser Portion noch 120 g Hackfleisch hinzugefügt, verdreifacht sich der Flächenbedarf auf 1,6 m².

Flächenbuffet nicht nur in Berlin

Seit diesem Frühjahr wachsen Spaghetti, Pizza und Co. auch bundesweit bei einigen Betrieben und Organisationen. So zum Beispiel auf dem Demeter-Betrieb Hofgut Oberfeld in Darmstadt oder dem Bio­land-Hof Gut Paulinenwäldchen in Aachen­. Beide sind ein Lernort Bauernhof und bieten ein vielfältiges Bildungsprogramm rund um das Thema Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft an. Das Flächenbuffet kann auf einfache Weise in die pädagogische Bildungsarbeit auf dem Hof, im Gemeinschaftsgarten oder Schulgarten integriert werden. Von der Beetplanung, Aussaat bis zur Ernte bietet das Flächenbuffet viele Anknüpfungspunkte für eine interaktive Wissensvermittlung: Welche Pflanzen stecken überhaupt hinter unserem Essen? Und warum braucht auch das Schnitzel Ackerflächen? Das Flächenbuffet liefert Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Wer es nachmachen möchte, kann auf eine bestehende Auswahl an Gerichten zurückgreifen oder das Flächenbuffet ganz individuell an den Hof o.ä. anpassen. Zum Beispiel die Bepflanzung eines Beetes für sechs Eier mit dem entsprechenden Futter der Hühner. Außerdem gibt es eine kleine Methodensammlung für die pädagogische Arbeit rund um das Thema Flächenbedarf unserer Ernährung.

Das Ziel des Flächenbuffets ist es nicht, möglichst wenig Ackerfläche zu „verbrauchen”, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass fruchtbarer Boden und die Nutzung dieser begrenzt zur Verfügung stehenden Ackerflächen von Bedeutung sind für eine nachhaltige Lebensweise.

Steffi Doll, Projekt „Flächenbuffet”