Demeter

Demeter und biodynamisch: eine weltweite Organisation

von Clara Behr

Biodynamik als Landwirtschaftssystem ist weltweit, auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) verbreitet. Bereits seit Ende 1980er Jahre arbeiten die biodynamischen bzw. Demeter-Organisationen der verschiedenen Länder auf internationaler Ebene zusammen, zunächst hinsichtlich gemeinsamer Standards. Aus dieser Konferenz für internationale Demeter-Fragen entstand 1997 Demeter International. 2020 wurde die Biodynamic Federation Demeter International e.V. als Fusion von Demeter International und dem Internationalen Biodynamischen Verband (IBDA) gegründet. Die Föderation vereinigt als Dachverband alle biodynamischen und alle Demeter-Organisationen, die bisher Mitglied bei der IBDA oder bei Demeter International waren. Die Föderation vertritt die biodynamische Bewegung weltweit, indem sie sich in den Bereichen Forschung und Ausbildung, Politik und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Kommunikation engagiert, neben der Zertifizierungsarbeit – wozu die Demeter Rahmenrichtlinien gehören - und dem Schutz der Demeter Marke.

Die Mitgliederversammlung – endlich wieder physisch

Dieses Jahr findet zum ersten Mal seit der Gründung von BFDI die Mitgliederversammlung physisch statt und es geht nach Chile, Ende November für eine Woche. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, aber die Freude, sich endlich wieder zu sehen, überwiegt. In den vergangenen Jahren hat es die Pandemie schwierig gemacht, sich physisch zu treffen. Die Föderation zählt mittlerweile 47 Mitgliedsorganisationen in 36 Ländern auf allen Kontinenten, darunter auch der Demeter e.V. und der Forschungsring e.V. Für viele Delegierte wird es das erste Mal sein, dass sie an einer Mitgliederversammlung teilnehmen, denn es sind seit 2020 einige neue Mitglieder aus verschiedenen Ländern dazu gekommen wie z. B. Malaysia, China, Türkei, Uruguay, Polen oder Tschechien/Slowakei. Zusätzlich zu den Delegierten wird die Mitgliederversammlung auch eine Gelegenheit für den Vorstand, den Aufsichtsrat und die verantwortlichen Mitarbeiter, sich zum ersten Mal live zu treffen. Die Mitgliederversammlung, das wichtigste Gremium von BFDI, hier wird die Zukunft der Föderation besprochen und es werden wichtige Entscheidungen getroffen. Jedes Land hat hier eine Stimme.

Soziale Aspekte, Zukunftsvision und neue Zertifizierungsarten

Um den jährlichen Zeitplan – vor allem hinsichtlich der Richtlinienprozesse einzuhalten, fand schon Ende Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, in der unter anderem Änderungsvorschläge für die aktuellen Richtlinien präsentiert und diskutiert wurden. Diese werden auf Vorschlag einzelnen Mitglieder von dem verantwortlichen Richtlinienkomitee bearbeitet und der Mitgliederversammlung vorgestellt. Änderungen können nur durch eine absolute Mehrheit der Mitgliederversammlung beschlossen werden. Viel diskutiert waren dieses Jahr die Vorschläge zur Schaffung der sozialen Standards, die die Mitgliederversammlung Ende August elektronisch verabschiedet hat. Das Thema steht auch bei der kommenden Mitgliederversammlung auf dem Programm, denn die Föderation möchte sich vermehrt für soziale Verantwortung einsetzen und ist auch im Bereich assoziativen Wirtschaftens tätig. Dabei geht es nicht nur um die Absicherung von Mindestlöhnen und guten Arbeitsbedingungen, sondern auch um die Entwicklung einer Betriebskultur, die es ermöglicht, dass alle ihr volles Potenzial entwickeln und einbringen können.

Insgesamt will die Mitgliederversammlung im November eine aktualisierte Zukunftsvision für die Biodynamic Federation Demeter International erarbeiten. Dies ist eine wahre Herausforderung. Bei Mitgliedern aus so vielen verschiedenen Ländern sind die Anforderungen und Bedürfnisse nicht immer die Gleichen, deswegen ist es umso wichtiger, dass alle in dieselbe Richtung schauen und gemeinsam in die Zukunft blicken. Über das Jahr 2022 verteilt hat mit jedem Mitgliedsland dazu ein Austausch stattgefunden, um sicher zu gehen, dass auch alle Mitglieder Gelegenheit hatten, diese neue Vision für die Föderation mitzugestalten. Das Ergebnis bleibt spannend und wird entscheidend sein für die nächsten Jahre.

Die Mitgliederversammlung bietet auch eine Gelegenheit, verschiedene biodynamische Betriebe in Chile zu besichtigen und den dortigen biodynamischen Verband näher kennen zu lernen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die PGS-Projekte (Participatory Guarantee Scheme) im Land gelegt. PGS-Projekte bilden einen Prozess, bei dem Menschen in ähnlichen Situationen (in diesem Fall meistens Kleinbauern) die Produktionspraktiken der anderen bewerten, kontrollieren und überprüfen und Entscheidungen über die Zertifizierung treffen. Sie haben sich in Lateinamerika bewährt und es gibt großes Interesse, sie weiter zu verbreiten.

Petition für eine Gentechnikfreie Landwirtschaft

Im politischen Bereich setzt sich die Föderation verstärkt für eine gentechnikfreie Landwirtschaft ein. Die EU-Kommission plant vor dem Sommer 2023 einen neuen Legislativvorschlag mit dem klaren Ziel, die Neue Gentechnik zu deregulieren. Eine starke Lobby von Konzernen, Technik- und Wissenschaftsvereinigungen setzt sich dafür ein, neue Gentechnikverfahren von der Regulierung nach EU-Gentechnikrecht auszunehmen. Das würde dazu führen, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVO) ohne unabhängige Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht auf den Saatgut- und Lebensmittelmarkt kommen, wie es die aktuelle Gentechnikverordnung vorschreibt. Unsere Forderung ist, dass die Regulierung von neuer Gentechnik auch in Zukunft auf dem Vorsorgeprinzip basieren muss. GVOs müssen weiterhin gekennzeichnet und auf Risiken überprüft werden.

Um dies weiterhin zu gewährleisten, hat die Föderation im April mit einem europaweiten Bündnis von Verbänden eine Online-Petition gestartet. Zusammen fordern wir die Verantwortlichen in der EU-Politik und auf jeweils nationaler Ebene auf, sich für das Beibehalten der Regulierung auch der neuen Gentechniken einzusetzen. Das umfasst: Kennzeichnung, Risikoprüfung, Zulassung, Rückverfolgbarkeit, Transparenz, Monitoring und Haftung. Dies ist zwingend notwendig, nicht nur damit Konsumenten weiterhin zwischen gentechnisch veränderte Produkte und gentechnikfreie Produkte unterscheiden können, sondern auch damit Biobauern und biodynamische Landwirte weiterhin sicherstellen können, dass ihre Produkte gentechnikfrei sind.

 

https://demeter.net

 

Autorin: Clara Behr
leitet den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Politik von BFDI (Biodynamic Federation - Demeter International)
clara.behr(at)demeter.net

Biodynamic Federation - Demeter International

  • gegründet 2020 als Dachverband der biodynamischen Vereine und
    Demeter-Organisationen

  • Struktur: 47 Mitglieder, Aufsichtsrat, Vorstand, 8 Committees
    (Mitgliedschaft, Beratung-Forschung-Training, Richtlinien, Akkreditierung, Zertifizierung, Markenschutz, Marketing, Politik&Öffentlichkeitsarbeit)

  • vertritt insgesamt 5.541 landwirtschaftliche Betriebe, 1.243 Verarbeitungs-
    unternehmen, 612 Handelsunternehmen aus 58 Ländern

  • Geschäftsstelle: in Leinfelden-Echterdingen,
    Vorstände: Christoph Simpfendörfer und Alysoun B. Bolger

  • Büro Brüssel und politische Arbeit: clara.behr@demeter.net.

  • International Certification Office: für Betriebe in Ländern ohne
    Demeter-zertifizierende Organisation: certification@demeter.net

  • Arbeitsmittel u.a.: Demeter-Produktdatenbank, Online-Manuals
    zur Präparateherstellung und-Anwendung bzw. Präparatepflanzen-
    kultivierung, Workbook associative Economics

Biodynamic Federation Demeter International e.V., Brandschneise 1, D-64295 Darmstadt
www.demeter.net