Editorial

Zukunft säen, Ökozüchtung fördern

Die Aktion "Zukunft säen" eines biodynamischen Züchters und eines Demeter-Landwirts - ein Saatfest auf vielen Höfen, an dem jeder mitmachen kann - zeigt anschaulich, worum es eigentlich geht: Für das Land und was darauf wächst, sind wir alle miteinander verantwortlich. Wir tragen es mit, was da geschieht, ob nun beste Böden betoniert werden oder Natur ermöglicht wird, ob patentierte Laborsaaten mit hohem Energie- und Chemieaufwand unsere Nahrungsgrundlage werden oder ob es anders geht und es auch ein bisschen was anderes sein darf: vielleicht gesünder, besser schmeckend oder "nur" natur- oder tiergerechter. Vielleicht auch zukunftsfähiger.

 

Wir, egal ob Konsument, Händler, Hersteller oder Landwirt, haben es gemeinsam in der Hand. Zum Beispiel, wem wir mit dem Kauf eines Erzeugnisses den Auftrag geben, noch ein solches zu erzeugen: Zukunft finanzieren und die Ströme unserer Ökonomie entsprechend ein bisschen umlenken.

 

Auch bei Gemüse und Brot ist das ein Weg. Ob wir nun samenfeste Sorten kaufen, die Gärtner und Bauern noch selbst vermehren können, Sorten aus biodynamischer Vermehrung oder Züchtung in den Handel bringen, ob wir Ökosaatgut, am besten biodynamisches, und biodynamische Sorten im Anbau einsetzen oder ob wir einfach nur den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft unterstützen. Die Weichen stellen für Öko-Züchtung, das ist unsere Unterstützung wert. Denn das geistige Eigentum gehört bei den biodynamischen Züchtern in der Regel der Allgemeinheit, einem Verein anstatt Agrarmultis. Aber Innovation braucht viele Partner, solange der Ökosaatgutmarkt noch so klein ist.

 

Dass Vielfalt die Basis für Nachhaltigkeit ist, und dies auch beim Saatgut gilt, muss die Politik noch umsetzen. Die steht bisher beim Ökolandbau eher auf der Bremse, stellt weder direkt noch bei den Rahmenbedingungen, z. B. der Sortenzulassung, wesentliche Weichen. Stattdessen vereinbarten Europas Regierende im Herbst, die grüne Gentechnik besser durchzusetzen.

 

Also: die Alternative zur Gentechnik selbst in die Hand nehmen und z. B. helfen, den Saatgutfonds aufzufüllen (Saatgutfonds, GLS-Gemeinschaftsbank e.G., BLZ 430 609 67, Konto: 30 005 412, http://www.zs-l.de).

 

Saatgut ist letztlich nur ein anschauliches Beispiel für die Möglichkeiten, auf die Welt von Morgen einzuwirken. Umsteuern ist dringend nötig, nicht nur in der Landwirtschaft: Gerechter Klimaschutz verlangt von uns Einsparung von CO2, das heißt, von Energie um den Faktor fünf. Der aktuelle Bericht "Zukunftsfähiges Deutschland" fordert einen Zivilisationswandel. Und das Buch "Biokapital" entwirft gar ganz neue Grundsätze für eine ökologische Ökonomie jenseits von Wachstumszwang und Ölhörigkeit, ein Programm für Wirtschaften mit der Natur, für Menschen. Fangen wir also einfach an.

 

Ihr