Editorial
Qualität aus dem Weinberg kommt an
Es war schon ein spezieller Moment: Weinverkostung mit Fachleuten in der Geschäftsstelle des Demeter-Verbandes, zur Vorbereitung eines Angebotes für die Gastronomie. Aber weniger, dass so etwas – Alkohol – mit Demeter-Label inzwischen möglich ist, nachdem lange die Frage offen war, inwieweit Demeter für eine bedenkenlose Verzehrsempfehlung steht. Vielmehr war für mich die Überraschung, wie berauschend die Vielfalt war, die sich da auftat, allein schon bei den Rieslingen, keiner wie der andere. Hier war erfahrbar, was Purismus und Individualität im Weinberg und im Keller ausmachen kann, ganz nebenbei bei hohen Punktzahlen und der spürbar besonderen Note im Geschmack, die Weinkenner als Mineralität bezeichnen.
Die Demeter-Winzer machen mit ihrem Können und Biodynamischer Wirtschaftsweise besondere Weine. Dieses Erlebnis, und dass viele von ihnen Preise einheimsen oder Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter sind, trägt sicher dazu bei, dass Biodynamik die Winzer hierzulande zunehmend interessiert. Auch der ungebrochene Trend zum Terroir lenkt das Interesse auf die Biodynamik, geht es hier doch genau darum, um die lebendigen Qualitäten des Bodens und des landwirtschaftlichen Betriebs als individuellem Organismus. An diesem, bzw. an der Ergänzung der Organe desselben müssen die Winzer in der Regel arbeiten, das Aufbrechen der Monokultur ist nicht so einfach.
Inzwischen kommen auch die ersten Vergleichsversuche mit Biodynamik zum Abschluss, in den kommenden Jahren sind hier noch detaillierte Ergebnisse zu erwarten. Es zeigt sich aber jetzt schon, dass die Biodynamik der Rebe zu einem anderen, sagen wir charakteristischerem Wachstum verhilft. Dennoch bleibt gerade in der Frage der Züchtung bzw. der Unterlagen noch einiges zu tun, (vgl. LE 4-2013), bis hin zur Akzeptanz für pilzwiderstandsfähige Sorten. Welche Weine erwarten uns also in 20 Jahren? Die Ernährungstrends wandeln sich ebenfalls rasch und eine junge Generation Winzer entwickelt gerade ihre eigenen Vorstellungen und Stile.
Apropos. Winzer, die mit biodynamischen Verfahren arbeiten, haben sich unterschiedlich organisiert, mehr aus historischen Gründen, als, um sich zu unterscheiden. Demeter, biodyvin, und Respekt (siehe S. 22) werfen auch die Frage auf, ob es mehrere biologisch-dynamische Verbände geben kann und sollte, so wie es mehrere biologisch-organische gibt. Aber warum haben Landwirte, Erwerbsgärtner und Imker ganz entschieden keinen Bedarf danach? Für viele Winzer ist die Demeter-Marke gar nicht so wichtig, wohl aber die biodynamische Praxis. Doch sind wir Biodynamischen – als ohnehin ziemlich kleine Gruppierung, die sich mit Mühe organisiert – nicht gemeinsam stärker, jedenfalls was die Vertretung für die gemeinsame Sache angeht? Ich meine nicht das Marketing, da folgen Winzer individuellen und regionalen Gesichtspunkten, klar. Eine gemeinsame Arbeit gibt es ja schon im Rahmen der Sektion Landwirtschaft am Goetheanum, z. B. mit der Weinbautagung 2012, aber auch im Rahmen der Internationalen landwirtschaftlichen Konferenz – bald wieder im Februar.
Wie dem auch sei: Im Grunde ist der biodynamische Rebbau eine Art Feldversuch für die Biodynamische Wirtschaftsweise, mit der Rebe bzw. Traube als Versuchspflanze, die dankbar abbildet, was sich an Qualitäten dadurch entwickeln lässt. Ich hoffe, dass sich Landwirte und Gärtner dadurch so inspirieren lassen, wie die Winzer vom Gedanken des ganzheitlichen Organismus.
Ihr