Editorial

Klimaanpassung: mit gesunden Böden und Vielfalt

Wir erleben es gerade erneut: das Frühjahrshoch und damit das Ausbleiben von Niederschlag dauert mal wieder doppelt so lange, wie es für Vegetation, Landwirte, Gärtner und Imker gut ist. Zu trocken! Die nächste Dürre droht. Und wir werden auch wieder Starkregen erleben, die wie auf dem Titelfoto tiefe Rinnen reißen. Und das ist nicht Brasilien, sondern Deutschland! (vgl. S. 15f)

Zu viel oder zu wenig Wasser – das bestimmt mehr und mehr den Erfolg des landwirtschaftlichen Bemühens, auch bei Biobauern. Denn egal, ob Feldfrucht oder Grünland, was wachsen soll, braucht Wasser. Wir sind daran gewöhnt, dass es regelmäßig und gut verteilt von oben kommt. Das aber ändert sich gerade, wie auch langfristige Prognosen zeigen.

Immerhin lässt sich einiges dagegen tun, dass der Boden zu wenig Wasser speichert, fortgespült oder fortgeweht wird. Das fängt direkt beim Boden an, denn ein lebendiges, gut ernährtes und angeregtes Bodenleben ist resilienter: Vielfalt in der Fruchtfolge, stete Bodenbedeckung durch Zwischenfrüchte und Untersaaten, Mulch plus den Boden und die Bodenfeuchte schonende Bearbeitung, Versorgung mit Mist und Kompost zur Bildung von dauerhaftem Humus und intensiver Einsatz der biodynamischen Präparate. Ökolandbau vom Feinsten – gesteigert durch das Mikroklima fördernde Hecken, Agroforst und vielleicht auch etwas Permakulturdesign: Feuchtzonen anlegen, zum Beispiel. Dazu Kulturarten bzw. Sorten, die mit Trockenphasen umgehen können. Wir sollten nach Italien und Frankreich schauen, denn die Klimazonen wandern nach Norden, zu uns.

All das wird möglicherweise nicht reichen, wenn die betriebliche Ausrichtung bleibt wie bisher: Statt nun allein das bisher gewohnte mit hohen Investitionen zu intensivieren und abzusichern, betrieblich noch einseitiger zu werden, ist Diversität gefragt – sei es bei den Marktfrüchten, beim Futterbau, bei der Tierhaltung. Auf dem Acker sind nicht nur andere Sorten, sondern auch andere Arten gefragt, andere Kulturen und Verfahren, Sortengemenge oder Populationen, vielleicht Hirse anbauen statt Sommerweizen, mehr Luzerne, Mais ergänzend zum Grünland, Streifenanbau, versetzte Saat- oder Schnitttermine, die Kühe mal auf den Acker pferchen, es darf und muss standortbezogen mehr ausprobiert werden, um das Risiko zu streuen und zu schauen, was geht.

Dazu gehört auch, über neue Standbeine nachzudenken, Betriebszweige zu überdenken oder hinzu zu nehmen, den Betrieb insgesamt vielfältiger aufzustellen, mit Kollegen über gemeinsame Investitionen nachdenken etc.

Letztlich Chance und Ansporn dazu, den Ökolandbau weiter zu entwickeln, mehr Landwirtschaft als Organismus als Form für die Landwirtschaft zu wagen!

 

Herzlichst Ihr