Editorial

Schwein gehabt?

Eigentlich kann ich in einem Editorial zu dieser Zeit nicht einfach über Schweine schreiben. Das dritte Dürrejahr brachte neben regionalem Futtermangel und teilweise mäßigen Erträgen auch brennende Felder und sich entzündende Mähdrescher. So langsam wird der Klimawandel auch für Landwirte gefährlich, nicht nur, was die wirtschaftliche Existenz angeht.

Ein paar Schweine und auch Hühner gehören normalerweise zum Gemischtbetrieb, der ja noch das Ideal des Biodynamischen ist. Vielseitigkeit und verschiedene Standbeine sichern den Betrieb ab – auf biodynamischen Höfen sind die Schweine meist Resteverwerter, in kleiner Stückzahl gehalten. Im Schnitt waren es 23 auf 220 Betrieben (LE 6-2015). Mittelgroße Schweinebestände über 100 muss man bei Demeter schon suchen, und reine Mastspezialbetriebe wie in der konventionellen Landwirtschaft gibt es nicht.

Eine große Rolle spielt bei letzterer der Export, Deutschland ist der weltweit drittgrößte Exporteur von Schweinefleisch mit fast 13 % Weltmarktanteil. Gleichzeitig werden große Mengen an Teilstücken importiert. Die konventionelle Lieferkette ist skandalgebeutelt, von der Ausbeutung der Arbeiter, bis hin zu Problemen bei der Hygiene und der Massentierhaltung, sowie stark schwankenden Preisen auch für qualitätsorientierte Schweinehalter. Vor allem für diese ist die Tierwohlkennzeichnung von Interesse. Wo aktuell Futter und Energie für lange Zeit teuer geworden sind, zeigt sich aber endgültig, wie wenig standortgemäß und nachhaltig selbst die durchschnittlichen Mastbestände von gut 1.200 Tieren sind.

Das ist im Ökolandbau deutlich anders. Doch die tiergerechte Haltung und Fütterung passt nicht ganz zu den etablierten Qualitätsansprüchen, zumal wenn das Borstenvieh noch draußen herumläuft und mehr als nur Getreide frisst, oder viel Grünfutter bekommt. Fleischqualität und Parasiten gilt es, durch gutes Management im Griff zu halten. Und Bio-Schweinefleisch ist nach wie vor eine Rarität, nicht mal ein Prozent der Schweine in Deutschland werden ökologisch gehalten.

In seinem Kurs für Landwirte erwähnt Rudolf Steiner das Schwein bei seinen Hinweisen zur Fütterung, spricht von „himmlischen Tieren“, erfüllt mit „kosmischer Substanz“. Um diese anzusetzen, seien sie mit Fruchtendem, gekocht oder gedämpft zu füttern und in geringen Mengen auch mit „Wurzelhaftem“.

So geht es den Schweinen im Ökolandbau wohl gut, allein es kommen viel zu wenige Tiere in diesen Genuss.

 

Herzlichst Ihr