Ernährung

Rosenspezialitäten vom Demeterhof

Reinhold Schneider nutzt die Rosenkultur für Lebens-, Genuß- und Pflegemittel

Von Michael Olbrich-Majer

 

Was tun, wenn der Vater noch eine Weile den Hof bewirtschaften wird und der sowieso nur elf Hektar hat? Reinhold Schneider ließ sich etwas einfallen und baute sich ab 1986 im Taubertal eine Existenz auf mit dem Anbau und der Vermehrung von Kräutern und Feingemüse, vor allem von einheimischen Wildpflanzen wie Johanniskraut oder Ackerschachtelhalm.Sofort dazu kam das Streuobst, inzwischen sind es 300 Hochstämme und 100 Buschbäume mit ca 100 verschiedenen Apfelsorten, sowie 250 Quittenbäume. Aus Freude am Duft kamen Rosen in den Betrieb; seine Recherchen in diversen Archiven hatte den Bauern zu historischen, ca. 200 bis 1000 Jahre alten Sorten geführt, auf die er heute schwört: Rosa damascena, Rosa alba, Rosa gallica und Rosa centifolia, 150 Sorten kultiviert er inzwischen, zwölf davon im Anbau, alle mit reintönigem Rosenduft. Angefangen aber hat es mit der Wildrose Rosa rubiginosa. Deren duftende Laubblätter werden bis heute für das Rosen-Gesichtswasser der Weleda geerntet.

 

Frühmorgens von fünf bis ca. zehn Uhr wird per Hand gepflückt - die Sorten je nach Weiterverarbeitung kombiniert, Cuvée sozusagen. Gelbe sind übrigens nicht dabei, die schmecken nicht, ist Schneiders Erfahrung. Wenn verlangt, sind die frischen Blüten per Express am nächsten Morgen im jeweiligen Restaurant. Auch die Verarbeitung geschieht frisch: mit eigenem Apfelsaft und etwas Zucker zu Rosensaft für "Sekt und Selters"; püriert und pasteurisiert zu Rosenmus - das z. B. in den Rosenfruchtaufstrichen der benachbarten Beerenbauern verwendet wird, oder für den "Coq a la Rose" (Demeter-Landgockel in Rosensoße) an Weihnachten, wenn es keine frischen Blüten mehr gibt. Weitere Spezialitäten ergeben sich nach Aufsetzen mit Weinessig oder Weingeist sowie durch Destillation zu Rosengeist. Dabei legt Schneider Wert auf einen Vollauszug, der umfasst auch Bitterstoffe und vermeidet so den schnell seifig anmutenden Geschmack von Aromaextrakt. Mit seinen duftenden Produkten hat der Rosengärtner auch Preise gewonnen, z. B. Best of Bio der Biohotels und präsentiert sie u.a. auf der Slow Food Messe. Auch ein Bio-Roseneis gibt es mit seinem Rohstoff.

 

Die Rosenkultur beginnt mit der Pflanzung von stecklingsvermehrten Jungsträuchern. Nackte Wurzeln werden dazu in mit Fladenpräparat vermischten Lehm getaucht, eine Handvoll Präparat kommt in die Pflanzgrube. Am besten Südlage für frühe, Nordlage für späte Erntetermine. Ab dem dritten Jahr können Blüten und Blätter geerntet werden, von Anfang Juni bis Mitte Juli. Mindestens 50 bis 100 Jahre alt wird so ein wurzelechter Rosenstock. Zurückgeschnitten werden sie sofort nach der Blüte, um ca. 30 Zentimeter, in Kuppelform. Biodynamisch gepflegt wird intensiv mit Hornmist und Hornkiesel sowie mit Baldrian. Das Ziel ist ein guter Triebsabschluss im Herbst, ansonst gibt es bei starken Blankfrösten (bis -28 Grad) Schäden. Gegen Heu getauscht im Rahmen einer Mist-Futter-Kooperation seit 1986, kommt Kuhmist vom Demeter-Betrieb Striffler: Den gibt der Bauer direkt frisch im Spätherbst oder mit Holzhäckseln verkompostiert. Zur optimalen Versorgung mit Mineralstoffen wird Algenkalk oder -mehl gegeben. Die alten Sorten sind bei dieser "Vollwerternährung", wie Schneider es nennt nahezu unempfindlich gegen die üblichen Rosenkrankheiten. Wird es doch mal nötig, werden die Schadpilze mit Pflanzenstärkungsmitteln - einer selbsthergestellten Unkrautjauche und Neudo-vital - in Schach gehalten. Läuse hat der Rosengärtner seit zehn Jahren nicht mehr bekämpft, da helfen die von ihm geförderten Nützlinge und sehr viele Nistkästen. Sein Wissen zu Anbau und Verwendung der Rosen gibt Reinhold Schneider gerne weiter, als Demonstrationsbetrieb Ökologischer Landbau bei Führungen, in Kursen mit der Heimvolkshochschule im nahe gelegenen Lauda oder in seinem Rosenseminar - z.B. Ende Juni.

 

Rosenhof Taubertal

  • 150 Sorten Rosen auf ca. 0,75 ha, 3,5 ha Streuobst, 1,0 ha Klee, 300 Apfelhochstämme, 250 Quittenbuschbäume

  • Saatgutvermehrung Ackerwildkräuter, Heilpflanzenanbau

  • Vermarktung der Rosen als Kosmetikrohstoff, für Extrakte und für lukullische Produkte

  • Verarbeitung zu Rosenmus, Rosensaft, Rosenliköre und -essig

  • Diverse Kooperationen in Landbau und Verarbeitung

  • Demonstrationsbetrieb ökologischer Landbau

  • Vorträge und Kurse

Reinhold Schneider, Rothenburger Str. 14, 97993 Creglingen

Tel.: 07933-869, Fax: 07933 - 700 98 60

http://www.rosenhof-taubertal.de, eMail: Schneiderklapper(at)web.de