Hintergrund

Den Anfang gestalten

Vom Einstieg in den Hof und Übergang zur Partnerschaft

Die Fragen stellte Michael Olbrich-Majer

 

Clemens v.Schwanenflügel (Landwirt Hof Wörme, Dozent und Leiter Freie biodynamische Ausbildung Norddeutschland); Sebastian Burjack, Jan Bera (Gesellen); Christian Vieth (Hofgruender.de); Thomas Schmid (Landwirt, Betriebsgemeinschaft Heggelbachhof hat schon geändert)

 

Jedes Jahr machen ein paar Dutzend Menschen einen biodynamischen Abschluss, aus vier freien Ausbildungen, dazu Lehrlinge von der Berufsschule. Clemens – was machen die danach?

 

Clemens von Schwanenflügel: Das ist unterschiedlich. In manchen Jahrgängen bleiben viele in der Szene: Bioberater, Getreidegroßhändler, Bio-Lobbying, aber auch Züchter und Betriebsleiter oder Mitglied einer Betriebsgemeinschaft. In der Regel brauchen sie aber vier Jahre, egal in welchem Alter, um ihren Platz zu finden. Dazwischen kommen Studium, Schule, Wanderjahre, Alp, Ausland oder eine ganz andere Zusatzausbildung. Manche versuchen rasch, endlich anzufangen, brauchen aber oft genausolange oder springen frustriert von „Misserfolgen“ und „Streit“ ab, suchen einen anderen Beruf. Manche Kurse wiederum verteilen sich schnell auf andere Berufe oder bilden sich weiter fort.

 

Auf einem Hof mitarbeiten – vielleicht ein ganzes Leben: Was gibt es da eurer Erfahrung nach vorher zu klären?

 

Sebastian Burjack: In erster Linie die Frage: Kann mir der Hof eine Lebensperspektive bieten? Natürlich sollte man für sich schon geklärt haben, welchen Weg man einschlagen möchte und welche Grundlage man dafür braucht. Kann die nun ein bestimmter Hof stellen? Die Hofperspektive sollte sich mit der persönlichen Lebensperspektive einigermaßen decken und flexibles Denken auf beiden Seiten da sein.

 

Jan Bera: Für mich war ziemlich schnell klar, dass ich einen eigenen Hof haben möchte. Ich habe dann eine Anzeige bei Hofgruender geschaltet und nach Höfen, die einen Nachfolger suchen, recherchiert. Ich bin dann auch innerhalb weniger Monate fündig geworden.

 

Was müssen die Jungen mitbringen? Wann ist ein Betrieb für sie interessant?

 

Jan: Ob ein Betrieb interessant ist, hängt davon ab, welche persönlichen Interessen der Einzelne hat und ob er sich in dem sozialen Umfeld wohl fühlt. Als Hofnachfolger braucht man in jedem Fall viel Idealismus, Mut, Selbstbewusstsein und Tatendrang.

 

Sebastian: Als Geselle sollte man sich den Hof gut aussuchen! Wichtig ist, dass nach der Entscheidung erst einmal gearbeitet wird und nicht zu viele Ansprüche gestellt werden. Man muss sich erst in den Betrieb einleben und Vertrauen aufbauen. Motivation und Flexibilität sind da ganz wichtig! Ebenso wichtig ist, dass der Betriebsleiter dies erkennt und Vertrauen aufbaut. Er sollte flexibel auf die persönlichen Wünsche seines neuen Mitarbeiters eingehen, zumindest grundsätzlich.

 

Thomas Schmid: Die Gemeinsamkeiten der Perspektiven sind entscheidend. Hilfreich ist aus meiner Erfahrung die gemeinsame Überarbeitung oder Neuerarbeitung eines Leitbildes für den Betrieb. In diesem Prozess spielen die persönlichen Lebensperspektiven eine Rolle, von der Gestaltung gemeinsamer Bereiche wie der Mahlzeiten bis zur Gestaltung des Alters. Die Bereitschaft, sich auf einen gemeinsamen Gestaltungsprozess einzulassen, muss da sein.

 

Clemens: Nach der Erst-Ausbildung sollte man sich fragen, ob man alle Kompetenzen für das hat, was man im Leben will. Die meisten suchen noch eine Zeit, erringen wichtige Kompetenzen z. B. der Betriebsführung, im Sozialen, auch auf anderen Wegen. Ich selber habe mit 27, 28 Jahren intensiv gesucht, inklusive Vereinsgründung. Habe dann in einer ganz anderen Region spontan ein Angebot als Gartenbaulehrer angenommen, in der Hoffnung einer späteren Hofübernahme dort. Gewonnen habe ich so soziale Kompetenz, kollegiale Führung, Umgang mit Teilfinanzen der Schulunternehmung, Freundschaften außerhalb der Landwirtschaft, Netzwerkbildung und Zeit für die Familienstabilisierung. Eine richtige Entscheidung aus „falschen Motiven“. Davor und währenddessen haben wir immer wieder, als Familie, in Gruppen, sogar mit Kunden und anderen Berufsgruppen unsere Ziele bzw. Motive geklärt und die Voraussetzungen für unseren Hof erarbeitet. Ich war 35, als alles zusammenpasste. Gewachsene Kompetenz, der richtige Hof, die Aufgabe. Also interessant ist ein Betrieb, wenn wirklich Platz gemacht wird für eigene Initiative. Das meiste andere ist sehr individuell.

 

Ob Betriebsgemeinschaft oder Hofnachfolge in der Familie, wie finanziert man die zusätzliche Arbeitskapazität für Einsteiger auf dem Hof, durch Wachstum?

 

Thomas: Eine ganz schwierige Frage! Es braucht einen guten Betriebsentwicklungsplan mit einem höheren Betriebseinkommen. Dieser Plan sollte das „ Ankommen“ der Nachfolger, also Sicherheit in der Betriebsführung, Vertraut-Werden mit den Verhältnissen, Familie, Betriebsgemeinschaft usw. – und das „Nachlassen“ der Abgebenden, – Loslassen der Betriebsführung, schwindende Kräfte, usw. berücksichtigen. Die zusätzliche Arbeitskapazität kann oft sinnvoll für einen betrieblichen Wachstumsschritt z. B. Stallerweiterung o.ä. genutzt werden.

 

Häufig finden Betriebe und Suchende nicht zueinander – kann Hofgruender dabei helfen?

 

Christian: Mit hofgruender.de haben wir eine Plattform geschaffen, die dieses „Zueinander“ unterstützt. Auf diesem Internetportal kann man sich über den Neueinstieg in die Landwirtschaft oder über inner- und außerfamiliäre Hofnachfolge informieren. Unsere Hofbörse bringt Neueinsteiger und Abgebende zusammen. Aber die Herstellung von Kontakt allein reicht nicht aus. Häufig treffen beide Seiten völlig unvorbereitet aufeinander, sind mit der neuen Situation außerfamiliärer Hofübergabe überfordert und der Prozess wird nach kurzer Zeit frustriert von beiden Seiten beendet. Deshalb haben wir neben dem Seminarangebot auch eine einzelbetriebliche Beratungsmöglichkeit, zur Klärung von Rechts-, Steuer-, und Finanzfragen bis hin zur Prozessbegleitung. Denn die Interessen beider Seiten müssen ausgeglichen berücksichtigt werden und die beteiligten Institutionen über profunde Kenntnisse zur Gestaltung einer inner- oder außerfamiliären Hofnachfolge verfügen.

 

Dass junge Landwirte oder junge Familien und der Betrieb, der Nachfolger oder Partner sucht, nicht zusammen finden, kommt vor. Gibt es da übliche Fehler?

 

Christian: Wir beobachten da zwei Grundmuster: Zum einen, dass der Prozess einer Hofübergabe viel zu spät angegangen wird und zum anderen, dass beide Seiten nicht gut vorbereitet sind, nicht wissen, was sie wirklich wollen. Deshalb sollte man sich frühzeitig mit dem Einstieg oder der Nachfolge auseinandersetzen. Die „ideale“ Hofübergabe beginnt mit dem 50. Lebensjahr der Abgebenden. Da wiegen die körperlichen Belastungen allmählich schwerer. Meist liegt auch die letzte größere Investition 20 oder 25 Jahre zurück und nun steht wieder eine größere Maßnahme an. Mit der Aussicht, den Betrieb keine 10 Jahre mehr zu bewirtschaften, wird diese Modernisierung oft nicht vollzogen, man beginnt, von der Substanz zu leben. Am Ende ihres Berufslebens stehen dann einige vor heruntergekommenen Hofstellen oder mit Schulden da. Mit rechtzeitiger Planung lässt sich das verhindern. Der bedeutendste Aspekt aber ist, nicht loslassen zu können: es fehlt der Mut, den Nachfolgern die Chance zu geben, sich zu entwickeln, den Betrieb nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Für dieses „Loslassen“ braucht es Zeit und Übung, und das geht nicht, wenn die Entscheidung zur Betriebsweiterführung am 65. Geburtstag fällt. Die Nachfolger andererseits kommen häufig frisch von Studium oder Fachschule, haben vielleicht praktische Erfahrungen und begegnen nun alten Hasen. Häufig treffen dann Unsicherheit, mangelnde Erfahrung, auch Selbstüberschätzung und zu schnelles Handeln auf das Nicht-Loslassen. Der Konflikt ist vorprogrammiert und kostet Energie, die der Gestaltung des Arbeitsalltags fehlt.

 

Clemens: Neben dem Nutzen dieser Angebote sollte man sich gleich zu Beginn eine Begleitung suchen, damit sich nicht Muster und problematische Interaktionen einschleichen, aber auch, um den Prozess bewusst zu gestalten und um rascher Unverträglichkeiten bei den Menschen oder Zielen zu klären. Gängige Fehler sind Ungeduld und dass der Abgebende noch nicht bereit ist, noch nichts Neues für sich hat. Auch dort hängt es, wo der Neue noch nicht bereit ist, wirklich Alleinverantwortung zu übernehmen; vielleicht spürt er, dass ihm noch Kompetenzen fehlen oder es schicksalsmäßig nicht passt. Vieles scheitert schon zuvor an der Planung und Finanzierung von Projekten durch die „Alten“ für die „Neuen“. Die Neuen müssen mitplanen und mitfinanzieren! Und oft geht man bei Konflikten davon aus, dass sie sich mit der Zeit legen. Aber meist sind sie Ausdruck von versteckten, aber wichtigen Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Konflikte muss man unbedingt besprechen, die eigenen Erwartungen, Ideale und Ziele auch ansprechen. Gemeinsame Leitbildarbeit ist ein Weg dazu. Auch muss man sich fragen, passen Konstellation und Zeitpunkt für Ort und Betriebsbiografie?

 

Was sollte ich als Hofeigentümer vermeiden? Wie sollte ich vorbereitet sein?

 

Jan: Der Hofeigentümer sollte nicht zu feste Vorstellungen haben, wie es auf dem Hof weitergeht, und dem Nachfolger genügend Freiräume lassen.

 

Sebastian: Ganz klar sollte der Gedanke vermieden werden, dass alles so weiter geht wie bisher. Das kann gar nicht funktionieren! Auch wenn alles richtig gut läuft, kommt da ein neuer Mensch mit eigener Motivation und eigenen Gedanken. Es sollte also ein gewisses Interesse an diesem Menschen da sein, und daran, offen auf diesen zuzugehen. Neue Mitarbeiter sind noch auf der Suche. Als Hofeigentümer sollte man da eher beraten und unterstützen, als zu sehr auf eigene Lebenserkenntnisse zu pochen. Sätze wie: „So machen wir das schon immer hier“, sind fatal!

 

Thomas: Nicht festhalten, dem Einsteiger nicht den Raum für „sein Neues“ verwehren. Mich fragen, bin ich bereit zum Loslassen, habe ich etwas Neues und finde ich den richtigen Ton, um meine Erfahrung mitzugeben.

 

Clemens: Ja, dazu gehört: keinen ungebetenen Rat erteilen. Nicht Fehler zählen, sondern Erfolge. Keinen gemeinsamen Bereich mit dem oder der Neuen. Ein eigenes neues Betätigungsfeld suchen, gerade als erfolgreicher, mit dem Hof stark verbundener Betriebsleiter eventuell sogar außerhalb des Hofes. Den Neuen einen neuen Bereich ermöglichen, dadurch steht der Vergleich nicht im Vordergrund. Die eigene Biographie und die des Hofes bearbeiten. Und vor allem: Nicht zu spät die Hofübergabe beginnen!

 

Was sollte ich als Junglandwirt vermeiden? Wie sollte ich vorbereitet sein?

 

Clemens: Nicht denken: „Jetzt muss man hier mal richtig...!“ oder „Wie kann ich alles besser machen und mich dadurch beweisen?“ Nicht aufgeben, wenn die „Alten“ nicht lernfähig erscheinen. Versuchen, das Wesen des Ortes zu be- und ergreifen. Überlegen, wie ich die Impulse weiterführen und verwandeln kann. Mir meiner Stärken und Schwächen bewusst werden, daran arbeiten. Meine Biographie, die meiner Partnerschaft bzw. Familie anschauen. Initiative ergreifen!

 

Thomas: Auch wenn finanzielle und Arbeitsanforderungen oft gewaltig sind, die eigentliche Herausforderung im Übergang entsteht im sozialen Miteinander. Dessen Gestaltung braucht eine hohe Aufmerksamkeit.

 

Christian: Zwei Fragen sind vorab wichtig: Was will ich eigentlich genau? und „Bin ich gut genug für den Einstieg in die Landwirtschaft vorbereitet?“ Der Einstieg aber kann vielfältig sein. Für die Arbeit in der Landwirtschaft muss man nicht unbedingt einen eigenen Hof besitzen. Für viele ist es befreiend, als Angestellte zu arbeiten, nicht mit voller Verantwortung für den Betrieb. Die selbständige Leitung eines Betriebszweiges kann ebenso erfüllend sein wie das Führen des ganzen Betriebs. Wir versuchen in der Beratung, genau diesen Punkt des „Wollens“, „Was kann ich gut?“, „Wo habe ich Defizite?“, zu klären. Erst dann kann man gezielt suchen. Als ausreichende Qualifikation empfehlen wir zusätzlich zur landwirtschaftliche Ausbildung zwei bis drei Jahre Erfahrung mit entsprechender Verantwortung, besser noch Techniker oder Meister oder ein Agrarstudium: letzteres qualifiziert aber ohne zusätzliche Praxis nicht für die Betriebsführung. Die gleichen Prozesse, die Fragen des „Wollens“, laufen auch bei den Abgebenden ab, aber eher in Richtung der zukünftigen Mitarbeit, der Altersversorgung, des Wohnens usw.

 

Gerade erfahrenen Landwirten fällt es schwer, den Übergang zu gestalten: Was ist das eigentliche Hindernis?

 

Jan: Eine Hofübergabe ist ja ein sehr intimer Prozess. Dabei wird man vermehrt mit eigenen Schwächen konfrontiert. Ich denke, das größte Problem ist das Loslassen. Der erfahrene Landwirt ist über die Jahre mit seiner Scholle so stark verwurzelt, dass er sich schwer davon trennen kann. Das braucht Zeit und vor allem auch eine neue Perspektive, eine neue Lebensaufgabe.

 

Sebastian: Ich vermute, die Ausgangssituationen sind verschieden. Während die Landwirte, als sie ihre Höfe übernahmen, oftmals Einzelkämpfer und überhaupt froh waren, so selbständig, individuell arbeiten zu können, haben die Gesellen heutzutage ein großes Angebot an biodynamischen Höfen. Sie haben nicht das Gefühl, kämpfen zu müssen! In gewisser Weise sind wir jungen Menschen verwöhnt von der Elterngeneration. Und ich denke, dass die erfahrenen Landwirte daher nicht leichtfertig und „kampflos“ ihren Hof übergeben wollen. Schließlich haben sie lange dafür gekämpft, ihre Ideale durchzusetzen.

 

Thomas: Der erfahrene Landwirt vereint die Vision, deren Umsetzung und die Bilanz des Betriebes in einer Person. Diese hohe Qualität und Anforderung an eine Person in eine Gemeinschaft zu überführen, erfordert besondere Fähigkeiten. Oft ist dies im Hofübergang nicht zu leisten. Der, der da kommt, ist einfach nicht der Gleiche wie der, der schon da ist.

 

Was brauchen wir in der Ökolandbauszene, um solche Übergänge besser zu gestalten? Was kann da helfen?

 

Jan: Die Hofübergabe ist auf beiden Seiten ein Prozess des Loslassens und des Setzens neuer Impulse. Man gerät zwangsläufig in eine Konfrontation mit sich selber und zu gerne geht man dieser Konfrontation aus dem Weg. Ich denke, das Übergangsproblem kann jeder nur mit sich selber klären, oder die Hilfe eines Lebensberaters in Anspruch nehmen. In jedem Fall braucht es genügend Zeit.

 

Christian: Mehr Präsenz des Themas wäre gut. Wir sprechen doch über die Zukunft des Ökolandbaus! Aber meist nur aus fachlicher oder aus Marktsicht. Die fehlende Hofnachfolge wird oft ausgeblendet. Viele abgebende Bäuerinnen und Bauern verschieben das Thema bis zur letzten Minute, scheuen die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, mit schlechten eigenen Erfahrungen. Wir müssen Betriebsleiter ermutigen, sich damit zu beschäftigen, bei Hofgesprächen, Gruppenabenden, Seminaren oder Vorträgen. Die Nachfrage nach Hofübergabeseminaren jedenfalls steigt stetig. Innerhalb der Ökolandbauverbände und mit Beratungspartnern entwickeln wir derzeit eine Koordinationsstelle für die Hofübergabeberatung. Die wird neben der Vernetzung der Berater Seminare und Vorträge koordinieren, Spezialberatung und weitere Dienstleistungen anbieten. Und aktuell lernen zwölf Menschen in der neuen Ausbildung zum „systemischen Hofübergabeberater“ in einem Jahr Prozesse und Gestaltungsmöglichkeiten der Hofübergabe kennen und können dann beide Seiten unterstützen. Wir vernetzen uns in einer Bundesarbeitsgruppe „Hofübergabe und nachhaltige Unternehmensentwicklung“.

 

Sebastian: Ich denke, wir brauchen solch erfahrene unabhängige Berater, welche die Übergänge begleiten. Sie sollten die Fähigkeit haben, die Dinge zu erkennen und anzusprechen, auf die beide Parteien nicht von alleine kommen. Denn wichtig sind klare Formulierungen und klare Absprachen. Eine außenstehende Person kann hier Unsicherheiten und Missverständnisse vermeiden.

 

Clemens: Ich glaube, wir brauchen auch regelmäßige Treffen nach der Ausbildung, in denen an Grundfragen des Biodynamischen gearbeitet wird, auch an Unternehmensführung, Betriebs- und Volkswirtschaft, Dreigliederung, Menschenkunde, der eigenen Biografie, ausgehend von den Fragen der jungen Menschen und von ihnen organisiert. Der Verband könnte die Finanzierung von Ort und Dozenten übernehmen. Ein weiteres: Gerade bei kleineren Betrieben kommt es wirtschaftlich wie sozial leicht zu Schwierigkeiten und Abhängigkeiten, die in der Hofsituation die Initiative junger Menschen behindern. Daher sollte man die Frage nach dem Anstellungsverhältnis und der Finanzierung weiter fassen, z. B. in Form eines begleiteten Gesellenjahres, in dem ein Coaching bereitgestellt wird. Letztlich geht es darum, dem Karma eine Chance zu geben.

 

Thomas: Wir brauchen auch mehr Forschung zu dieser betrieblichen Aufgabe. So ein Übergang ist ein sehr komplexer Prozess, auf jedem Hof individuell: persönliche und betriebliche Perspektive, Kapitalorganisation, Arbeitsverhältnisse, Marktverhältnisse und anderes beeinflussen ihn. Es braucht Klarheit und Präzision dafür. Wird da ein Grundgerüst erarbeitet, kann es als eine Art Leitfaden dienen.