Schwerpunkt

Mulchen im Gemüsebau

Vorteile und was zu beachten ist

von Martina Barbi und Ruth Dettweiler

In der Natur ist der Boden grundsätzlich bedeckt und durchwurzelt. Im Gemüsebau halten wir unsere Beete offen und beikrautfrei. Bedecken wir den Boden mit Mulch, kommt im besten Fall kein Unkraut durch oder nur so vereinzelt, dass ein einmaliges Jäten ausreicht. Gleichzeitig füttert und fördert der Mulch das Bodenleben. Auf diese Weise kann trotz intensivem Gemüsebau Humus aufgebaut werden. Durch den stetigen, langsamen Abbau des Mulchmaterials werden die Kulturpflanzen gleichmäßig und gut ernährt. Weitere Vorteile zeigen sich vor allem im Sommer: der Boden ist vor Hitze und Sonneneinstrahlung geschützt und die Verdunstungsrate gesenkt. Auch bei Starkregenereignissen ist die Krume der Witterung weniger ausgesetzt.

Geeignetes Mulchmaterial

Generell werden zwei Mulchverfahren unterschieden. Beim Insitu-Verfahren wird der Mulch auf derselben Fläche angebaut, auf der er verwendet wird. Beim Transfermulchverfahren, auch Cut & Carry genannt, wird er von einer Geberfläche zur Nehmerfläche gebracht. Meistens wird der Mulch auf eigenen Flächen angebaut und in der Fruchtfolge eingeplant. Da Gründüngungen zwingend in die Fruchtfolge gehören, kann hier optimal der Aufwuchs auch in viehlosen oder vieharmen Betrieben im Sinne eines geschlossenen Betriebskreislauf genutzt werden. Gängig sind Leguminosen-Gras-Gemenge. Für Insitu-Mulch werden häufig über Winter Triticale- bzw. Wick-Roggen-Gemenge angebaut. Wichtig ist hier ein dichter und üppiger Bestand. Dieser wird dann umgewalzt oder abgeschlegelt und direkt besät bzw. bepflanzt. Ist die Matte nicht dick genug, wird z.T. noch auf den umgewalzten Bestand weiteres Material gestreut. Beim Transfermulch wird vorwiegend Kleegras sowie andere Gemenge in diversen Zusammensetzungen genutzt. Soll der Mulch nicht nur zur Bodenbedeckung dienen, sondern auch zur Pflanzenernährung, sind ein hoher Proteingehalt sowie ein eher niedriges C/N-Verhältnis wichtig. Kleegras, das einer Kuh gut munden würde, ist auch für Gemüse bestens geeignet. Je jünger der Aufwuchs ist, desto enger ist das C/N Verhältnis. Der Mulch wird entweder frisch, meist leicht angewelkt, als Silage oder auch als Heu genutzt. In einigen Betrieben wird auch mit anderen Materialien experimentiert, wie z. B. Laub, Dinkelspelz, Holz- oder auch Maishäcksel. Wiesenschnitt von Naturschutzflächen oder Streuobstwiesen eignet sich ebenso. Bei sehr weiten C/N-Verhältnissen stehen dann eher die Bedeckung bzw. die Förderung des Bodenlebens im Vordergrund und die Ernährung der Pflanzen geschieht aus anderen Quellen.

Vorteile von Silage ist die zeitliche Unabhängigkeit, da das Material bevorratet werden kann. Weiterhin wird beim Silieren die Keimfähigkeit von Beikrautsamen stark reduziert und durch die luftdichte Verpackung gibt es wenig Nährstoffverluste.

Kulturen, die Mulch mögen

Prinzipiell mögen alle Kulturen gemulcht werden. Besonders sinnvoll ist der Aufwand des Mulchens bei langstehenden Kulturen wie den Fruchtgemüse-Hauptkulturen Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, etc. oder Kohl, Lauch, Sellerie usw. Vorsichtig sollte man bei Kulturen sein, die zur Fäulnis neigen wie z. B. Zwiebeln. Bei manchen macht die Verschmutzung des Erntegutes durch Mulchreste Probleme, wie z. B. bei Rucola, Spinat und Feldsalat und Salat. Bei anderen sind die kurze Kulturzeit und der Aufwand konträr, wie z. B. Kohlrabi, Brokkoli und Blumenkohl. Wenn eine gute Technik oder genügend helfende Hände vorhanden sind, freuen sich aber auch diese Kulturen über Mulch.

Nährstoffe im Blick

Die erwähnten Leguminosen-Gras-Gemenge sind besonders gut geeignete Dünger, denn sie bringen für eine ausgewogene Pflanzenernährung die Nährstoffe für viele Gemüsearten im richtigen Verhältnis mit. Als Faustzahl kann mit 1% N aus der Frischmasse grob gerechnet werden. Ein Rundballen (ca. 500 kg) enthält daher ca. 5 kg N. Wer genauere N-Angaben benötigt, kann die Silage auch auf Gesamt-N und C/N Verhältnis untersuchen lassen. Bei einem Sellerieversuch 2011 in der LWG Bamberg wurden folgende Werte für die Kleegrassilage gemessen: 3,56 % N, 0,43 % P und 2,98 % K. Bei einem C/N-Verhältnis von 10 bis 15 werden bei guter Umsetzung (Feuchtigkeit und Wärme) zwischen 50 bis 40 % der Nährstoffe in drei bis vier Monaten frei.

Ausbringungsmethoden

Hier liegt leider das bisher größte Problem des Mulchens. In den meisten Betrieben sind Schubkarren und viel (Wo)Manpower gefragt, um den Mulch an Ort und Stelle zu bringen. Im Gewächshaus wird häufig erst gepflanzt und dann, wenn der Boden warm genug ist, der Mulch händisch ausgebracht. Manche Betriebe nutzen hierzu auch Förderbänder. In einigen Betrieben wird der Mulch vor Pflanzung zwischen die Doppelreihen ausgebracht und liegt dort wie ein Damm, der dann nach der Pflanzung einfach verteilt werden kann. Im Freiland wird der Mulch meist nach dem Pflanzen, bei robusten Kulturen per Miststreuer, ausgebracht. Nur wenige Betriebe haben einen MulchTec Planter. Hier kann direkt in den Mulch gepflanzt werden, da vor dem Pflanzaggregat ein Schneidemesser läuft und den Mulch aufschneidet. Auch verfügt der MulchTec Planter über die Möglichkeit einer Unterfußdüngung.

Mögliche Probleme

Kalter Boden: Wenn der Mulch zu früh im Jahr auf den Boden ausgebracht wird, erwärmt sich der Boden nur noch langsam. Die Mulchdecke isoliert den Boden sehr gut. Besonders wärmeliebende Arten reagieren hier empfindlich und zeigen über einen längeren Zeitraum Wachstumsstockungen. Dies ist auch im Gewächshausanbau unbedingt zu beachten; bei den frühen Pflanzungen Mitte Februar wird daher vor Mitte April kein Mulch ausgebracht. Für wärmeliebende Kulturen sollte die obere Bodenschicht von 10 cm auf ca. 20 °C erwärmt sein. Auch bei Spätfrösten kann die isolierende Mulchschicht im Freiland zum Problem werden, da die Strahlungswärme des Bodens fehlt und Pflanzen leichter Frostschäden erleiden – wie 2020 geschehen.

Ausgasung von Silage: Bei der Verwendung von Silagen als Mulch können an den Blättern „Verbrennungen“ durch die entweichenden Gase, meist Ammoniakausgasungen, entstehen. Um dieses Problem zu vermeiden sollte Mulchsilage eher trocken, wie Heu­lage, hergestellt werden. Weiterhin kann Silage schon vor der Verwendung aufbereitet und zum Ausgasen eingebracht werden. Nach der Ausbringung im Gewächshaus sollte anfangs durchgängig gelüftet werden, um Verbrennungen an empfindlichen Kulturen zu vermeiden. Auf dem Acker muss bei Vlies- oder Netzabdeckung die Kultur gut beobachtet werden.

Asseln, Mäuse, Schnecken: Einige Schädlinge mögen Mulch auch gerne. In Gewächshäusern können vermehrt Asseln auftreten. Im Freiland nutzen Mäuse gerne den Schutz der Mulchdecke. Eine Vermehrung von Schnecken gibt es manchmal am Anfang. Langjährige Mulchgärtner berichten aber von wenigen Problemen mit Schnecken, da sich im intensiven Bodenleben auch viele Gegenspieler tummeln.

Zu wenig mikrobielle Umsetzung – geeignete Bewässerungssysteme: Damit sich der Mulch besonders im Gewächshaus gut umsetzt, benötigt er zumindest zeitweise Wasser von oben. Hier kann eine separate Unterflurberegnung installiert werden oder man nutzt längere Schönwetterperioden und gibt Wasser von oben. Die Bewässerung für die Kultur wird in der Regel über Tropfschläuche unter die Mulchschicht gelegt.

Wurzelunkräuter: Mulch unterdrückt Beikräuter meist sehr gut – aber Wurzelunkräuter sind oft so dominant, dass sie auch die Mulchdecke durchbohren und zum Problem werden können.

Mulch ist eine ideale Maßnahme, um die eigenen Kulturen und das Bodenleben gut zu ernähren. Gerade im Gemüsebau können so Bodenfruchtbarkeit und Humus langfristig erhalten und aufgebaut werden. Das Nährstoffverhältnis des Mulchs entspricht in etwa dem der Gemüsekulturen, die ernährt werden sollen, besser als das mancher Handelsdünger!

Demeter Gemüsebau-Beraterinnen

Kontakt: ruth.dettweiler(at)demeter-beratung.de