Schwerpunkt

Bananenanbau Biologisch-Dynamisch

Geht das? Na klar! Aber zu welchem Preis?

von Klaus Merckens

Die Banane ist das weltweit am meisten verzehrte Obst und wird größtenteils von multinationalen Unternehmen auf großen Plantagen im konventionellen Anbau produziert, verschifft, gereift und vermarktet. Mit jährlich 120 Mio. t Ertrag und 5,2 Mio. ha Anbaufläche ist die Banane ein globaler Player.

Auf der anderen Seite ist die Banane in vielen tropischen Ländern als Obst, frisch und grün, gereift und gelb oder als Kochbanane ein wichtigstes Grundnahrungsmittel. Erst in den letzten 15 Jahren werden Bananen aus ökologischem Anbau hauptsächlich für den europäischen Markt produziert. Seit 2016 stieg die Nachfrage nach Demeter-Bananen stetig an und hat für einen enormen Umstellungsschub in den wichtigsten Anbauländern Südamerikas, insbesondere im Mekka des Öko-Bananenanbaus, der Dominikanischen Republik, gesorgt. Dort werden auf ca. 24.000 ha Bananen angebaut. 75-80 % davon sind ökologisch zertifiziert und inzwischen werden mehr als 10 % der Fläche biodynamisch bewirtschaftet.

Kulturpflanze des tropischen Regenwalds

Plantagen sind künstliche Agrarökosysteme. Hier liegt auch die besondere Herausforderung des biodynamischen Anbaus. Wie gestalten wir so ein Plantagensystem? Die Grundlage ist ein fruchtbarer Boden: Die Banane ist überaus dankbar für reichhaltige Kompostgaben und reagiert ausgenommen positiv auf die Anwendung der Spritz- und Kompostpräparate und insbesondere des Fladenpräparats. Je besser es gelingt, alle organischen Ernterückstände mit Schnittmaterial aus den um die Plantagen wachsenden Hecken und dem Grünschnitt der Freiflächen sowie etwas Mist zu kompostieren, desto erfolgreicher funktioniert der Humusaufbau im Boden.

Die Demeter-Betriebe setzen sich das Ziel, je Jahr etwa fünf Tonnen Kompost pro Hektar zu erzeugen und einzubringen. Hier setzt auch die Umstellungsberatung an. Wenn es gelingt, die organische Substanz, die ein Betrieb erzeugt, zu steigern und der gezielten Kompostierung zuzuführen, dann sind Umstellungsprobleme selten. Dabei geht der Blick nicht nur auf die Plantagen­flächen als solche, sondern in das gesamte Umfeld. Die Grenzstreifen, Wegränder, Kanten der Bewässerungskanäle und andere Frei­flächen werden mit Leguminosen bepflanzt. Dabei kommen überwiegend busch- und baumförmige Arten zum Einsatz. Mimosen (Leucena spp.), Robinien (Glyricidia sepium) und Straucherbsen (Cajanus cajan) sind dabei wichtige Vertreter. Durch das tropische Klima kann alle drei Monate Laub geschnitten und als Mulch direkt auf die Bananenflächen eingebracht oder als Grünmaterial dem Kompost zugeführt werden.

Dazu kommen die Untersaaten – auch hier bevorzugt Leguminosen. Als jährige Arten unterschiedliche Bohnen z. B. die Augenbohne (Vigna uniculata) oder die mehrjährige Strandbohne (Canavalia ensiformis), die auch im Schatten der Bananenstauden hervorragend gedeiht. Üppiges Blattwachstum sorgt für Bodenbedeckung und durch die tiefen Wurzeln werden Bodenschichten erschlossen, die die Banane als Flachwurzler nicht erreichen kann. Mit dieser Gestaltung des Umfeldes wird ein ausgleichendes Element zu der Monokultur der Bananenstauden gesetzt.

Die Bananenkultur hat die Besonderheit, dass gleichzeitig unterschiedliche Generationen an Pflanzen auf einer Fläche stehen. Es ist ein stetiges Wachsen. Wenn eine Staude einen Fruchtstand schiebt, wächst aus dem Wurzelrhizom bereits die nächste Pflanze heran. In der Regel stehen an einer Pflanzstelle gleichzeitig drei Generationen: Die fruchtstandtragende Pflanzenstaude, die bereits heranwachsende nächste und ein Spross. Wird ein Fruchtstand geerntet, stirbt die Mutterstaude ab. Es ist Zeit für die nächste Generation, die schon kräftig herangewachsen ist. Aus diesem Grund werden in den Bananenbetrieben in der Regel mindestens 3-mal je Jahr alle Spritzpräparate angewendet und auch das Fladenpräparat regelmäßig ausgebracht. Ziel ist es, dass alle Pflanzen auf dem Feld in den Genuss der biodynamischen Präparate kommen.

Bei den Kulturbananen entwickelt sich der Fruchtknoten durch Parthenokarpie (ohne Bestäubung) zu einer samenlosen Frucht. Wenn sich das Deckblatt hebt, wird ein Büschel weiblicher Blüten freigelegt, die normalerweise in zwei Reihen angeordnet sind. Aus diesen Blüten entwickelt sich eine Hand mit Früchten. Zwei bis drei Monate nach dem Erscheinen des Fruchtstandes sind die Früchte erntereif. Geerntet wird grundsätzlich grün. Da sind die Früchte voll ausgewachsen, aber noch hart und haben fast keinen Zucker gebildet. Sie überstehen die Verpackung und den langen Seetransport gut und werden dann in den Bestimmungsländern in Reifekammern zielgenau für den Bedarf des Handels gereift. Erst da bekommen Sie ihre bananentypische gelbe Farbe und bilden den besonderen Geschmack und Süße aus.

In nahezu allen Bananenanbaugebieten werden die Fruchtstände durch Plastiktüten vor Insektenbefall geschützt. Die enorme Menge an Plastikabfall ist ein Riesenproblem. Auf verschiedenen Demeter-Betrieben in Lateinamerika wurden Versuche durchgeführt dieses Plastik durch Papier zu ersetzen. Das ist in Kolumbien auf einer relativen kleinen Fläche hervorragend gelungen. Seit nun mehr als zwei Jahren gibt es Demeter-Bananen plastikfrei, sowohl im Anbau als auch für den Transport wird auf Papier gesetzt.

Herausforderungen am Markt

Eine Herausforderung ist der Preis, der für Bananen bezahlt wird. Zu Beginn des „Demeter Booms“ entwickelte die hohe Nachfrage einen regelrechten Motivationsschub für viele Projekte, den Umstellungsprozess zu beginnen. In den letzten drei Jahren ist jedoch der anfänglich hohe Preis kontinuierlich gesunken. Auch ist die Nachfrage nicht stabil. In der jetzigen Krisensituation wird das besonders schmerzlich spürbar. Auch wenn im Durchschnitt noch 20 % mehr für Demeter-Bananen gezahlt wird als für EU-Bio-Bananen, lassen sich längst nicht alle auf Demeter-Betrieben erzeugten Bananen zu diesen Preisen vermarkten. Hier besteht ein echtes Dilemma: Die Anbauer sind überzeugt, dass der biodynamische Anbau der einzig richtige Weg ist. Sie bekommen das auch von ihren Nachbarn gespiegelt. Die Demeter-Betriebe sind bereits äußerlich sichtbar grüner, kräftiger und widerstandsfähiger gegenüber Stressfaktoren, ob es nun Trockenheit oder erhöhter Pilzdruck ist. Die Notwendigkeit gegen die Pilzkrankheit Sigatoka zu spritzen ist deutlich reduziert. Der übliche Weg in der biolo­gischen Landwirtschaft, ist die Verwendung von Teebaumölextrakten und/oder mikrobiellen Antagonisten (z.B. Bacillus pumilis, subtilis oder amyloliquefaciens).

Die höheren Kosten für die Pflege der Plantage, den Aufbau eines Farm-Organismus, die Gestaltung einer vielseitigen Bio­diversität und der arbeitsintensive Präparate-einsatz erfordert eine Kompensation durch gerechte Preise. Das ist derzeit nicht mehr gegeben. Das generell sinkende Preisniveau wird in seinen Auswirkungen noch verstärkt durch die exorbitant gestiegenen Kosten. Auch in den Anbauländern galoppiert die Inflation. Kosten für Container-Transporte sind teilweise 3-mal so teuer wie noch 2020. Verhältnisse, unter denen eine kostendeckende Produktion nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Biodynamic Federation Demeter International (BFDI) hat für 2022 zum ersten Mal Mindestpreise für die Anbauer definiert. Diese Preise lagen in etwa gleichauf mit den Preisen, die auch für Fairtrade Bananen festgelegt sind. Angestrebt werden müsste ein assoziatives Miteinander entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Es sollte eine Verpflichtung angestrebt werden, um die Bemühungen der Produzenten, ein Produkt höchster Qualität in Verantwortung für Mensch und Natur zu erzeugen, durch angemessene Preise zu unterstützen.

 

Autor: Klaus Merckens
zugelassener Demeter Berater, Merckens Devlopment Support GmbH,  klaus(at)merckens.de