Essay

Bodenbearbeitung und Betriebsgleichgewicht

Was haben Vieh, Kleegrasbau und Gare im Boden gemeinsam? Sie arbeiten am astralischen, Wärme verströmenden Pol, der im Gleichgewicht zum Pflanzlichen sein will. Mit intensiverer Gare läßt sich geringerer Viehbesatz und Kleegrasbau ausgleichen.

von Hartmut Heilmann

 

Das Auftreten oder Ausbleiben der Ackerkratzdistel gilt als besonderes Merkmal für das Gelingen landwirtschaftlicher Maßnahmen. Dabei ist das keine Frage ihrer Bekämpfung. Denn Fruchtfolge- oder Bodenbearbeitungsfehler, Sommertrockenheit oder Winterfeuchte, Bodenverdichtungen oder schlecht in Gare verwandelte organische Substanz können hinreichende Grundlage für ihr Auftreten sein. Die einfache Frage, woher das Distelproblem stamme, kann also nicht einfach beantwortet werden. Auch mit viel PS und Kapital, chemischen oder mechanischen Methoden der Bekämpfung wird man ihrer nicht wirklich Herr. Doch kommt es darauf wirklich an? Reicht es vielleicht aus, den Naturprozess zu verstehen und mit ihm sinnvoll zu arbeiten? Mithilfe eines Bildes von Gleichgewicht und Kreislauf der Kräfte im Organischen scheint dies möglich. Nur zu sagen: "Der Boden weiß nicht, wohin mit seiner Kraft," gilt in der heutigen Agrarwissenschaft als unwissenschaftlich, zeitweise stimmt es sicher.

Die wichtigste Düngungsmaßnahme

Der Wirkungszusammenhang zwischen zwei Wirtschaftsjahren nämlich wird allgemein unterschätzt. Fragt man sich nach der wichtigsten Düngungsmaßnahme wird da, weit vor Mist, Kompost, Jauche oder Gülle, die Qualität der Vorfrucht stehen. Nun haben wir die Denkgewohnheit, die Pflanzen würden dem Boden Nährstoffe entnehmen. Das hieße, eine gelungene Vorfrucht müsse dem Boden mehr entnommen haben. Denn "Düngung" bedeutet meist, auch im Lexikon, die "Versorgung von Pflanzen mit organischen und mineralischen Nährstoffen". Die praktische Erfahrung aber ist: Wo mehr gewachsen ist, wird auch die Nachfrucht besser. Nach der Nährstofftheorie kann hier etwas nicht stimmen. Wie wichtig die organische Substanz und ihr Erhalt sein kann, merkt man, wenn man einen Acker "toteggt" oder "totpflügt", also zu stark bearbeitet; dann wächst nicht einmal mehr Unkraut gut. Der Kreislauf ist unterbrochen.

 

Dieser kann auch ungeordnet fließen. So berichtete Günter Graf von Finkenstein, wie er einmal in seiner Dürener Zeit eine außerordentlich gute Zwischenfrucht einpflügte, und einen guten Ertrag der Nachfrucht erwartete. Aber, es kam viel Unkraut und der Ertrag ließ zu wünschen übrig. Es war nicht zu klären, was falsch gelaufen war. Vielleicht war der Boden mit so viel Grünmasse überfordert; vielleicht hätte er sie anwelken lassen sollen; vielleicht hatte er sie zu tief eingearbeitet oder war es über Winter für die Umsetzung zu feucht geworden. Unser Vorstellungsleben verlangt nach einfachen Erklärungsmustern Jede kausale Sichtweise kann den Blick auf das verstellen, worum es geht: um den "Naturprozess", den "Haushalt der Natur", ein Blickwinkel, wie ihn Rudolf Steiner im "Landwirtschaftlichen Kurs" nahelegt. Unsere Aufgabe ist die Pflege und Gestaltung dieses Lebenskreislaufes.

Denkgewohnheiten überprüfen

Trotz Energieerhaltungssatz (1842) und der Erkenntnis, dass Orchideen zeitweise ohne Licht und Sonne gedeihen können (Liebig 1876), tut man in den Lehrbüchern von Bodenkunde und Pflanzenernährung noch heute so, als ob die Auflösung organischer Substanz ("Mineralisierung") im Boden nur Mineralstoffe freisetze und Pflanzen ihre Energie nur aus der Sonne erhielten. Der wache Beobachter wird feststellen, dass das nicht stimmen kann. In anderen Disziplinen weiß man es auch: Pflanzen können unterschiedlich teilautotroph sein, also zumindest einen Teil ihrer Energie aus dem Boden erhalten. Beim Distelproblem und dem nun beschrittenen Forschungsweg kann man von mehreren Homologien (Gleichgesetzlichkeiten) zwischen Disteln und Orchideen ausgehen. Beide sind vom Stoffwechsel her zeitweise mehr Tier als Pflanze, insofern sie weniger aus der Assimilation mit Hilfe der Sonne als aus der Veratmung assimilatorischer Vorleistungen leben. Eigene Voruntersuchungen des Arbeitskreises Standortphysiologie der BTQ ergaben, dass Disteln im Versuch Zucker aus dem Boden aufnahmen und energetisch verwerteten.

 

Steiners Jugendvortrag "Die Wege zu den verlorengegangenen wirksamen Kräften der Natur" (17. Juni 1924 in Breslau, GA 217a S. 161ff.) kann aus vielen Gründen als neunter Vortrag des "Landwirtschaftlichen Kurses" angesehen werden. Er knüpft hier an die Anliegen der Jugendbewegung an und weist darauf hin, dass diese nur als spirituell verstanden werden können. Denn wenn sich der Mensch in den Denktraditionen des 19. Jahrhunderts der Natur nähere, finde er gewissermaßen in der Natur ringsherum den "Tod des Geistes". Er müsse wieder, wie früher der über das Land gehende Bauer, "Meditant" werden und, "das was man weiß, in Andacht verwandeln". Hier sollte man ergänzen: Auch und gerade, was wir nicht wissen, eignet sich zum Gegenstand der Meditation: sie unterstützt Wachheit und richtet Aufmerksamkeit. Was nützt es, wenn wir alles Mögliche in der äußeren Welt erforschen, uns aber aus Bewusstseinsgründen die geistige Wirklichkeit nicht einfallen kann? Mich interessierte die Frage: Wenn man wiederholt Disteln dort aufkommen sieht, wo sie vorher manchmal über Jahrzehnte nicht waren, wie ist das anzuschauen?

Ein kurzer Blick auf polare Kreisläufe

Der Naturkreislauf zeigt einen konservativen und einen dissipativen Pol. Demnach repräsentieren die Pflanzen die sammelnde, erhaltende und die Tiere die abbauende, verteilende Seite. Dieser Grundrhythmus kennzeichnet den Naturprozess von seinen Anfängen, die ganz ohne Licht und Sonne verliefen (Lovelock 1992). Rund zwei Milliarden Jahre entwickelte er sich unter einer Nebelschicht fern der Sonne, nur aus der Lebendigkeit der Erde gespeist, bis er - nach Verflüchtigung der Nebel - Organe zur Nutzung der Sonnenkraft bilden lernte. Er lernte damit sozusagen, seinen Kreislauf nun auch aus der Sonne zu ergänzen. Interessanterweise gibt es heute noch immer Weltgegenden, in denen sich Lebensvorgänge fern der Sonne speisen: Hunderte von Metern tief im Pazifik leben Massen an Organismen, die sich energetisch nur aus der chemischen Aktivität aufsteigender Wässer an den Schwarzen Schloten speisen (Mack 1999). Im Elektrochemischen Düngungseffekt, den die BTQ erforscht, zeigen sich Aspekte von Batterieeigenschaften des Bodens. Das ist ein ganz eigenes Kapitel unserer Forschung. Insgesamt also wird der Eigenaktivität des Bodens viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Und Gare ist nicht nur Stoffwechsel, sondern auch Energiewechsel.

Gleichgewichtskonzepte in der Landwirtschaft

Früher galt das Fruchtfolgegleichgewicht als Grundfrage einer gedeihlichen Landwirtschaft. Mit Futter- und Düngerlieferung waren Wüchsigkeit und allgemeine Gesundheit gestaltbar. Dem Kleegrasbau galt besonderes Interesse, weil er vom Vorfruchtwert her, von der Wirkung in der Unkrautfrage und wegen des Futters interessant war. Da seine Verwertung wirtschaftlich nur über das Vieh denkbar war, kam diesem eine Schlüsselfrage zu. Deshalb ist der Viehbesatz auch heute noch wichtiges Ziel in der Unkrautfrage. Was hat nun aber der Viehbesatz mit der Distel zu tun? Mehr Vieh, weniger Distel, kurz gefasst zeigt das eine Untersuchung unterschiedlicher Betriebsweisen auf Ökobetrieben. War der Distel-Befallsindex bei 1 - 1,4 rGv/ha ca. bei 1,8, so stieg er bei geringerem Viehbesatz kontinuierlich an, über 1,9 bei 0,5 - 1 rGv auf 2,3 bei weniger als 0,5 rGv (Oettel 1998).

 

Alles Leben im Boden muss als "tierisch" in dem Sinne verstanden werden, als es vom Abbauweg lebt. Klee mit seiner doppelten Symbiose von Rhizobien und vesikulär-arbuskulärer Mykorrhiza und die Distel mit ihrem teilautotrophen Ernährungsmuster und der gleichen Mykorrhiza nehmen hier eine wichtige Mittelstellung ein. Wenn nun durch zu viel organische Rohsubstanz oder Fäulnis mehr angeboten wird, als der Bodenprozess oder unsere Kulturpflanzen aufnehmen können, gibt es vagabundierende Nährstoffe und -kräfte. Hierfür sprechen die regelmäßig auf Distelflecken auftretenden Ackerschnecken. Bestimmte Unkräuter werden dann zusätzlich zu unseren Kulturpflanzen - die ihrerseits bei Fäulnis nicht gut wachsen - aus dem Boden getrieben. Saprophytie, also das symbiontische Leben aus Moderprozessen, kennen wir von Moderorchideen unserer Heimat.

Anbausystem mit dem Stoppelhobel

Mein Schlüsselerlebnis als Standortphysiologe hatte ich vor Jahren, als ich bei einem Landwirt, der bei wenig Vieh und Kleegras immer unbefriedigende Erträge, harte Äcker und viel Quecken, Ampfer und Disteln hatte, in einem Frühjahr einen garen Boden, wüchsige Bestände und wenig Begleitflora antraf. Er hatte den Stoppelhobel eingeführt. Bei einer Spatendiagnose zeigte sich, dass der Boden trotz flacher Bearbeitung (rund 8 cm) bis 20 cm tief krümelte.

 

Wo kommt dieses System her? In der Nachkriegszeit war nach einem Deichbruch der Oder der Boden fest und praktisch garefrei. Ein von den Dorfschmieden gebautes pflugähnliches Gerät lief auf drei Stützrädern und kratzte nur flach. Mit jeder Bearbeitung kratzten die Bauern etwas tiefer. Wer es nur einmal schaffte, hatte geringen Ertrag und viele Disteln, wer zweimal arbeitete, höheren Ertrag und weniger Disteln und Könner ernteten nach drei Bearbeitungen gute Erträge mit geringen Distelproblemen. Damit wird deutlich, worum es geht: kein Gerät in der Welt kann Disteln wirklich bekämpfen. Ein Gareaufbau, der die Bodenschichten entwickelt, ist Grundlage jedes ordentlichen Kulturpflanzenertrages. Bei entsprechend Fingerspitzengefühl und Landbaukunst räumt dies anderen Pflanzen die Rolle von wenig störenden Kulturbegleitpflanzen ein. Heute wird der Stoppelhobel von einer Firma in Wallhausen-Limbach gefertigt. Die Überschneidung von 6 cm sichert ein vollständiges Abschneiden, so dass es bei Ampfer oder Luzerne keinen Durchwuchs in der Nachfrucht gibt.

Disteln schlafen unter dem Acker

Ein langjährig ökologischer Hof hier im Landkreis setzt auf seinen flachgründigen Muschelkalk- und Lettenkeuperverwitterungsböden seit 20 Jahren nur noch den Stoppelhobel ein, auch für die Saatfurche. Gegen den Disteldruck braucht er mittlerweile kein Kleegras: er fügt es nach Bedürftigkeit seiner Äcker nur noch als einjähriges Glied in die Fruchtfolge ein. Er kann je nach Acker auch drei oder vier Jahre hintereinander Getreide bauen, übrigens ohne Hacken oder Striegeln. Auch die Quecke wird nicht zum Thema. Und, er geht grundsätzlich nicht mehr zu Fuß auf den Acker, um Einzelpflanzen von Disteln oder Ampfer zu bekämpfen. Natürlich hat er sie als Kulturbegleitpflanzen; sie werden aber nie zur Konkurrenz.

 

Wir gruben dort die Verbreitungsorgane der Disteln aus, wo sie die letzten drei Jahre nicht über dem Boden gewachsen waren. Unter der Bearbeitungsgrenze hatten sich über die Jahre weitläufig Wurzelausläufer hingezogen, die nicht dazu neigten, unter den Kulturen Jahrestriebe zu bilden. Die Augen können bei entsprechender Bodenpflege eine Schlafphase (Dormanz) durchmachen. Die Garewirkung des Stoppelhobels weckte sie in der Zwischenfrucht auf und sie bildeten Triebe, welche die Bodenorgane energetisch etwas erschöpften. Die folgende Gare und die Kulturpflanzenentwicklung beendeten bald den Spuk. Es ist wohl die effektivste Regulierung der Distel, wenn man sie aufgrund stabiler Gare schlafen lässt. Der Nachweis und die Dokumentation der Dormanz von Wurzelausläufern im vergangenen Sommer ist unsere bisher größte Leistung.

 

Der heutigen Naturwissenschaft ist es ein Gräuel, wenn man von einer sich selbst regulierenden Systemordnung spricht, wo man keine Einzelfaktoren und Kausalketten sieht, sondern Begründungen aus dem System und seiner Gesamtordnung ableitet. Interessante Hinweise aus dem Landwirtschaftlichen Kurs nun stützen die Sichtweise des Naturprozesses als Gleichgewichtssystem in einem polaren Kreislauf. Im siebten Vortrag geht es am Schluss kurz um das Geben und Nehmen zwischen Pflanze und Tier, das wie in einem Atmungsprozess erfolgt. Wenn man das nun durchmeditiert, wird man feststellen, dass es sich um das Prozessuale des pflanzlichen bzw. tierischen Prinzipes in seiner Polarität handelt. Es durchzieht jeden Organismus. Jeder hat unterschiedlich Anteil daran.

Landwirtschaft ohne Distelbekämpfung

Der Arbeitskreis Standortphysiologie der Gesellschaft für Boden, Technik, Qualität (BTQ) schlägt vor, das beschriebene Gleichgewicht mit folgenden Prinzipien zu verfolgen:

 

Bearbeite den Sommerboden zur Gareentwicklung zunächst flach (Festbodenwirtschaft): Die heutige Bodenbearbeitung mit dem Pflug folgt im Grunde der Arbeitsweise wie früher mit dem Pferd, nur tiefer und breiter. Oft wird mehr Boden bewegt als aus eigener Kraft danach krümeln kann. Also gilt die Grundregel: Nur so viel Boden bearbeiten, wie danach aus eigener Kraft in Gare kommen kann. Kein Pflug kann wirklich flach arbeiten. Mit den mir bekannten Grubbern geht es auch nicht besser, weil sie Brocken aus dem Boden reißen, die trocknen und sich nicht freiwillig in Gare verwandeln. Natürlich könnte man dann mit zapfwellengetriebenen Geräten die Materialschlacht vervollkommnen. Nur Lebendverbauung ist die Grundlage dafür, dass Böden nach dem Traktorrad "wieder aufstehen". Es sind Lebensvorgänge, welche die Bodenteilchen zusammen und elastisch auf Abstand halten. Jede Bearbeitung der Stoppel kann man so verstehen: Ich beende jetzt endgültig das Pflanzliche der gerade geernteten Frucht und stimme den Acker um für eine neue "tierische" Entwicklung. Flach bearbeitete Äcker weisen mehr Regenwürmer auf als gepflügte.

 

Versenke keine organische Substanz unter die Garegrenze: Die leider verbreiteteten Lockerbodensysteme bleiben immer strukturgefährdet und zeigen geringe Tragfähigkeit. In zu große Tiefen eingearbeitete organische Substanz kann sich aus bodenphysiologischen Gründen nicht hinreichend umsetzen und bleibt in der Schleimphase stehen. Wenn solche Böden im Frühjahr abtrocknen, werden sie hart und werden aus Unverständnis als "verdichtet" bezeichnet, obwohl niemand und nichts in der Welt sie verdichtet hat (Heilmann 1999). Mechanische Überlockerung ist die sicherste Grundlage für eine solche "Verdichtung". Krümeln können nur Naturprozesse, diese können wir fördern.

 

Bekämpfe die Distel während der Wachstumszeit nicht. Das wäre einen eigenen Aufsatz wert. Frühes Hacken kann sie vermehren, wird berichtet. Dieses Jahr prüfte ich die Homologie von Jahrespflanzen und den Jahrestrieben der Distel: Wenn man Fingerhut (Digitalis purpurea) oder Nachtkerze (Oenothera biennis) noch nach der Blüte abschneidet, bleiben sie grün und bilden neue Rosetten. Sie sterben im Gegensatz zu denen, die in die Samenentwicklung kommen dürfen, nicht ab. Interessanterweise kommt einem im 6. Vortrag des Landwirtschaftlichen Kurses der Gedanke, dass Wachstumskraft sich in der Verwandlung zur Vermehrungskraft erschöpft. Und wenn das Vegetativum sich nicht ins Generativum verwandeln kann, entfaltet es sich eben weiter vegetativ. Unter Mulch blieben z.B. im Obstpark Türnich Distelflächen länger erhalten. Die natürliche Autoregulation war wirksamer als die Bekämpfung. Es gehört zur Strategie des Anbausystems mit dem Stoppelhobel, die Jahrestriebe der Disteln nicht zu berühren, damit sie im Spätsommer bis in den Boden absterben. Im Sinne der "Ich-Anlage" im gedüngten Acker, die Steiner in seinem Kurs erwähnt, können wir mit einer Selbstordnung rechnen. Oft gehört mehr Mut dazu, diese in Betracht zu ziehen als den Verlockungen der eigenen Handlungsgesetze zu erliegen und in das alte Hacken, Köpfen, Hauen und Stechen zu verfallen.

 

Erhalte den Lebensprozess in seinem Fluss. Man kann regelmäßig beobachten, wie die Verunkrautung im Frühjahr zunimmt, wenn bei der Stoppelbearbeitung im Vorjahr der Boden so ausgetrocknet war, dass Mikroben abstarben. Also sollte man Verfahren wählen, bei denen der Boden im Sommer nicht durchtrocknet, sondern weiter krümelt und lebendig bleibt.

 

Das Wesentliche an einer langfristig gleichgewichtigen Landwirtschaft ist, vom Einzelgesichtspunkt der Distelfrage absehen zu lernen. Den Wirkungszusammenhang kann man erkennen, formulieren und handhaben. Es kann eine schöne winterliche Aufgabe sein, den Kräftekreislauf und das Kräftegleichgewicht zu meditieren.

 

Es gibt einen energetischen Kreislauf, den es in seiner Aktivität schon vor der Verbindung zur Sonne gab. Das war mitten in der Weltentwicklung so und ist heute auch jedes Frühjahr so. Dieser Kreislauf besitzt die Fähigkeit zur Selbstergänzung aus allen ihm zur Verfügung stehenden Quellen, von denen heute sicher die Sonne die wichtigste ist. Zu seiner Ordnung und Selbstregulation ist er zeitweise auf unsere Mitarbeit angewiesen.

Hartmut Heilmann, Dipl.Ing.agr., Standortphysiologe.

Vorsitzender der Gesellschaft für Boden, Technik, Qualität (BTQ)

Birkenstr. 10, D-74592 Kirchberg/Jagst

E-Mail: hartmut.heilmann(at)t-online.de

Quellen

  • Heilmann, Hartmut: Woraus wächst die Distel wirklich? In: Lebendige Erde 5/1990, Darmstadt, 327-332

  • Heilmann, Hartmut: Vom Umgang mit organischen Prozessen im Boden. Ökologie und Landbau 110, 2/1999, Bad Dürkheim, 10 - 15, 1999

  • Heilmann, Hartmut: Was haben Disteln und Orchideen miteinander zu tun? Ökologie und Landbau 118, 2/2001, 54, Bad Dürkheim 2001

  • Heilmann, Hartmut: Regulierung von Unkrautwachstum, besonders der Distel, durch Behebung von Störungen des betrieblichen Kräftekreislaufs. In: KTBL: Bodenbearbeitung und Unkrautregulierung im ökologischen Landbau, KTBL-Schrift 416, 66 - 70 Darmstadt 2003

  • Lovelock, James: GAIA, Die Erde ist ein Lebewesen. Bern 1992

  • Mack, Günther: Die Rätsel des Blauen Kontinents. In: GEO 11, Nov. 1999

  • Oettel, Stefan: Aktuelle Verteilung und Standorte der Acker-Kratzdistel auf ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen unter verschiedenen Fruchtfolgen und Bodenbewirtschaftungen. Dipl. arb., FH Dresden 1998

  • Steiner, Rudolf: Landwirtschaftlicher Kurs. Dornach 1985

  • Steiner, Rudolf: Die Erkenntnisaufgabe der Jugend, GA 217a, Dornach 1981