Hintergrund

Kurz & knapp

  • Aktuell lohnt für Landwirte der Einstieg in erneuerbare Energien.

  • Energiesparen kann den geringeren Bedarf im Ökolandbau noch um ca. 20% senken.

  • Kriterien dafür, welche Art der Energieerzeugung zum Ökobetrieb passt, liefert der Beitrag.

Energie(land)wirtschaft

Der Bauer als Energiewirt - ein Überblick

von Gerhard Hirn

 

Bei Energie sind öko- und konventionelle Betriebe noch gleichermaßen Importeure. Auch wenn Biobetriebe fast 50% weniger Energie je Hektar benötigen, können sie auf dem Weg zum weitgehend geschlossenen Betriebskreislauf noch an einigen Schrauben drehen, bis sie ohne fossile Energie nachhaltig wirtschaften. Über die Selbstversorgung hinaus können die nächsten Schritte zum Energieproduzenten, vom Landwirt zum Energiewirt gemacht werden. Wie kann der erneuerbare Energie-Mix eines modernen Hofes aussehen?

Das Ziel: Kreislaufwirtschaft

Der zukünftige "Energiebauernhof" kann viele erneuerbare Quellen und technische Komponenten für sein Energiekonzept nutzen. Ein Windkraftwerk auf dem Hügel erzeugt Strom für das öffentliche Stromnetz, ebenso die Photovoltaikanlage auf den Dächern des Hofes. Sonnenkollektoren erwärmen das Wasser für Betrieb und Wohnhaus. In der Biogasanlage setzen Bakterien Gülle und Pflanzenreste um und produzieren Methan. Das wird im Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme. Aus Raps und anderen Ölfrüchten erzeugt die eigene Ölmühle Öl und Presskuchen, das Schrot wird verfüttert, das Öl treibt Traktoren und Maschinen an. Eine Holzhackschnitzelheizung verwertet Durchforstungsholz und versorgt benachbarte Handwerksbetriebe und Wohnhäuser über ein Nahwärmenetz.

 

Einige Höfe betreiben bereits so vielfältige Energieanlagen. Bei den Braun-Kellers laufen Photovoltaik-, Windkraft- und zwei verschiedene Biogas-Anlagen (Nass- und Trockenvergärung), der Gutshof Hauteroda hat in seinem Wärmekonzept Solaranlage, Holzvergaser und Erdwärme kombiniert. Kooperationsprojekte zur nachhaltigen regenerativen Energienutzung führen zum energieautarken Dorf: als Modelldorf wird das niedersächsische Jühnde seinen Wärme- und Strombedarf allein aus eigenen, regenerativen Quellen decken. Dafür pumpen die sieben Bauernhöfe ihre Gülle in die Dorf-Biogasanlage, dazu kommen 3.000 Tonnen Getreidesilage. Aus dem erzeugten Methan liefert das Blockheizkraftwerk des Dorfes jährlich etwa vier Millionen Kilowattstunden elektrische Energie fürs öffentliche Netz. Die Abwärme wird in das über fünf Kilometer lange Nahwärmenetz des Dorfes eingespeist. Zusätzlich werden jährlich 300 Tonnen Holz, zehn Prozent des jährlichen natürlichen Zuwachses der Waldflächen, im dorfeigenen Holzhackschnitzel-Heizwerk verfeuert, die Spitzenlast sichert ein Heizölkessel. Für ländliche Regionen kann erneuerbare Energie zum erfolgreichen Geschäft werden. Die Dänen zeigen als Pioniere, wie viel Arbeit und Einkommen mit großen Gemeinschaftsanlagen möglich ist: Strohheizkraftwerke mit Großballenverfeuerung, große Biogasanlagen und Windparks.

Energisch Energie sparen und effizient einsetzen

Jeder Betrieb kann mit weniger Energie auskommen, zehn Prozent und mehr sind möglich. Der erste Schritt ist das klassische Energiesparen; unnötige Verbraucher werden abgestellt. Der zweite Schritt ist, Energie effizienter einzusetzen. Es lohnt sich, die Energiefresser im eigenen Betrieb zu finden und zu "zähmen".

 

Außenwirtschaft: Auch beim Treckerfahren gilt: der billigste Diesel ist der, der nicht verbraucht wird! Wer den Reifenfülldruck bei Traktor und Anhänger richtig einstellt, spart bis zu zehn Prozent. Generell gilt: auf der Straße ist ein hoher Luftdruck verbrauchsgünstiger, auf dem Acker ein geringerer. Für den zum Teil erforderlichen sehr niedrigen Luftdrucke sind hochwertige Reifen nötig. Infos zu Spritspartrainings: http://www.deula-waf.de .

 

Innenwirtschaft: Der Hof verbraucht Energie für Heizung, Lüftung, Arbeit und Kühlung. Herunter drehen oder abstellen, was nicht gebraucht wird - ob Licht oder Heizung, hilft sparen. Etwa zwei Drittel des Stroms werden im Viehwirtschaftsbetrieb für Heubelüftung oder Stallbelüftung (Schweine) verbraucht. Entsprechend wichtig ist es, das Heu möglichst energieeffizient zu trocknen; passend zu den Gegebenheiten des Betriebs sind verschiedene Lösungen möglich: Luftführung optimieren, das spart bis 15% Strom, oder die angesaugte Luft durch Sonnenkollektoren erwärmen, oder die Abwärme vom Heustock über Wärmetauscher zur Trocknung einsetzen. Die Abwärme der Milchkühlung kann für Brauchwassererwärmung und Heizung der Wohngebäude genutzt werden. Durchlauferhitzer sollten durch energiesparende Verfahren ersetzt werden. Regelmäßige Wartung spart Energie und mindert den Verschleiß: es lohnt sich, verbrauchte Keilriemen zu ersetzen, Kühlrippen zu reinigen, Einstellungen der Maschinen zu überprüfen. (http://www.ea-nrw.de)

Checkliste Biobauer und Energiewirt

Nach dem Einsparen steht Energieerzeugung aus regenerativen Quellen an. Kleinere Anlagen werden eigenständig betrieben, größere eher als Gemeinschaftsanlage. Die vielen Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen erfordern es aber, vorab genau zu prüfen, welche Anlage oder Anlagenkombination zum eigenen Betrieb passt, ausgehend von den betrieblichen Schwerpunkten über Arbeitskapazität bis zu den möglichen Investitionen, s. Kasten.

 

Fragen und Entscheidungshilfen vor der Öko-Bioenergie-Erzeugung

  • Energie sparen: Wo und durch welche Maßnahmen kann im Betrieb Energie eingespart und effizienter eingesetzt werden? ?

  • Energiebilanz: Welcher Energiebedarf ist im Betrieb zu decken, was ist als Energie (Strom) oder Wärme außerhalb (zumindest kostendeckend) absetzbar? ?

  • Ideale und Perspektiven: Was ist mir / dem Betriebsleiter der Kreislaufgedanke wert, wie viel Energie und Kapital kann ich in ein innovatives Energieprojekt investieren? ?

  • Nachhaltige Energieträger: Welche Energieträger sollen im Betrieb eingesetzt werden in den Bereichen Maschinen, Heizung / Kühlung, Strom/ elektrische Energie?

  • Energieträger-Mix: Welche Anlage(-nkombination) passt zum Betrieb: Windenergie, Solarenergie (thermisch oder elektrisch), thermisch-elektrische Verwertung von Biomasse (Stroh, Holz, nachwachsende Rohstoffe, Aufwuchs von Pflegeflächen), Wärmepumpe?

  • Marktlage: Gibt es Abnehmer für die Energieprodukte des Betriebes (Öl, Wärme, Strom, Festbrennstoffe) sowie für ggf. entstehende Koppelprodukte (Ölkuchen...)?

  • Arbeitswirtschaft: gibt es freie Arbeitskapazitäten oder soll ein neuer Arbeitsplatz eingerichtet werden? ? Betriebssituation: Flächenausstattung und -nutzung, mit oder ohne Viehhaltung, Wald, Zukauf von Substrat möglich?

  • Einkommen: Welche Preise / Deckungsbeiträge erzielt der Betrieb mit Marktfrüchten für den Lebensmittelbereich, was ist mit der Produktion von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen bzw. Reststoffen erreichbar?

  • Fruchtfolge: was ist bereits drin, welche Veränderungen sind im Gesamt-Betriebs-Zusammenhang möglich und sinnvoll?

  • Nährstoffbilanz: Wie lässt sich die Bioenergiegewinnung in die Düngungsplanung einbinden, wird die Dünge- und Nährstoffbilanz verbessert?

  • Information und Beratung: Gibt es bereits ähnliche Anlagen, gibt es unabhängige Beratung durch öffentliche Institutionen, sind Wirtschaftlichkeitsrechnungen zugänglich?

  • Rechtlicher Rahmen: Was ist für Bau, Genehmigung und Betrieb einer Anlage zu beachten (von EEG, Baurecht, Wasser-, Immissionsschutz- und Düngemittelrecht bis zu Förderrichtlinien)?

  • Finanzen: Wie viel Geld und Arbeit müssen investiert werden, unter welchen Voraussetzungen sind günstige Fördermittel zu bekommen (Kredite oder Zuschüsse), werden die eigenen Produkte zu lukrativen Preisen abgenommen?

  • Kosten und möglicher Erlös/Gewinn: Investitionsbedarf, welche Produktionskosten summieren sich (Pacht, Bearbeitung, Ernte, Transport, Lagerung, Verarbeitung, Instandhaltung, Betrieb, Zinsen und Abschreibungen), welche Einnahmen stehen dem gegenüber (Energievergütungen, Energiekosten-Einsparungen, Düngewert-Verbesserung), wie entwickeln sich die Energiepreise?

  • Anlagengröße: welche Dimension ist wirtschaftlich sinnvoll, soll mit anderen Betrieben zusammengearbeitet werden?

Elementare Kräfte direkt nutzen: Solaranlagen, Windkraft und Geothermie

Solaranlagen für Wärme- und Stromerzeugung sowie Windkraftanlagen erzeugen Energie, ohne dass Fruchtfolge oder Viehhaltung verändert werden müssen. Der Zeitaufwand für Betreuung und Instandhaltung ist gering. Solaranlagen können auf vorhandenen Dächern installiert oder auf freie Flächen gebaut werden. Die Einspeisevergütung wird über das EEG geregelt, sie macht die Anlage rentabel dank der Erlöse von 45,7 ct (plus 11,7 ct. bis 30 kw). Geothermische Energie steht in rauen Mengen zur Verfügung, mehr als das 2,5fache des derzeitigen gesamten Energiebedarfs. Erdwärmepumpen können heizen, kühlen und warmes Wasser erzeugen, sie können auch für Heu- und Getreidetrocknung eingesetzt werden.

 

Politik für erneuerbare Energien

Mit dem EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) hat die Politik den Rahmen für die regenerative Energieerzeugung festgelegt. Binnen fünf Jahren stieg der Beitrag erneuerbarer Energien zur Stromversorgung in Deutschland von 6,7 (2000) auf 10,2 Prozent. Landwirtschaftsminister Seehofer will einen "Nationalen Biomasseaktionsplan" für den Ausbau der Biomassenutzung vorlegen, um bis 2010das Ziel der EU zu erreichen, 5,75 Prozent aller Treibstoffe aus alternativen Quellen zu beziehen, bis 2020 dann 20 Prozent. Die Landwirtschaft in der Europäischen Union könnte bei Getreide jährlich ein Energiepotenzial von ca. 26 Mio. Tonnen Rohöläquivalent mobilisieren, ohne die aktuelle Nahrungsmittelversorgung in Menge und Qualität zu vernachlässigen, schätzt die BBE.

Energieplantage und Fruchtfolge

Für die konventionelle Landwirtschaft gelten die üblichen Ertragsbringer als Fruchtfolge-Empfehlung, Mais für die Biogasanlage, Zuckerrüben für den Biosprit oder Raps zum verdieseln. Die Fruchtfolge im Bio-Betrieb hat vielseitigere Ansprüche zu erfüllen. Nachhaltige Bodenbewirtschaftung und Ertragsfähigkeit müssen mit hohen Energiegewinnen und hoher Bodenfruchtbarkeit kombiniert werden, Ernterückstände und Nebenprodukte sind "energetisch zu verwerten" - all das, ohne das Betriebsgleichgewicht zu beeinträchtigen. Schnellwachsende C4-Pflanzen wie Mais und Chinaschilf bringen zwar hohe Erträge, doch eine Ausweitung des Maisanbaus ist im Rahmen ökologischer Fruchtfolgen nur begrenzt möglich und sinnvoll. Die Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen im Biobetrieb ist also in ein Betriebskonzept samt Fruchtfolge einzupassen. Daraus ergibt sich dann, ob Zwischenfrüchte, Mischfruchtanbau oder ein eigenständiges Fruchtfolgeglied energetisch genutzt werden.

 

Ölfrüchte haben im Ökolandbau nur untergeordnete Bedeutung, bereichern aber die Fruchtfolge und die Angebotspalette. Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Pflanzenöle sind jedoch höher als für konventionelle, ebenso das Anbaurisiko. Mischfruchtanbau von Ölpflanzen und Raps mit Kleeuntersaat als sogenannte Teilbrache scheint für die Energie-Nutzung günstiger zu sein. Experimentiert wird mit verschiedenen Ölpflanzen im Gemisch, zum Beispiel wird Leindotter angebaut; andere Kombinations-Pflanzen im Versuchsanbau sind Öllein, Färberdistel, Sonnenblumen, Sommerraps und Weißer Senf.

 

Eine andere Antwort auf die Frage nach möglichst ertragreichen Fruchtfolgen mit Energienutzung gibt die Agro-Forstwirtschaft. Hier werden landwirtschaftliche Nutzpflanzen gemeinsam mit Bäumen und Sträuchern angebaut. Der Gesamtertrag bei fachgerechter Bewirtschaftung liegt deutlich über dem der Einzelkulturen. Baumstreifen untergliedern Weiden und Felder und liefern zusätzlich z.B. Nutzholz. Solche sogenannte silvoarable Felder verbinden durch ihre erstaunliche Produktivität ökologische und wirtschaftliche Vorteile.

 

Energisch nachhaltig heizen?

Ethisch fragwürdig, ökonomisch klar: Getreide zu verheizen, rechnet sich: Für eine Tonne Getreide erhält ein konventioneller Landwirt 90 €; verheizt er sie, dann kann er 200 € an Heizölkosten einsparen. Bei Preisen für Futterweizen um 150 €/t könnten auch manche Bio-Bauern nachdenklich werden.

Öko-Biogas - der Düngerwert macht es rentabel

Der Biogas-produzierende Öko-Betrieb wird etwas anders arbeiten als seine konventionellen Nachbarn. Er baut eher eine kleinere Anlage auf dem eigenen Betrieb, größere Gemeinschaftsanlagen sind wegen der Entfernung zu anderen Öko-Betrieben weniger interessant. Die zusätzliche Arbeitsbelastung muss im Betrieb erbracht werden, die Beschäftigung eines Spezialisten trägt sich nicht. Dennoch lohnt es sich, Biogas zu erzeugen. Das eigene Kraftwerk erzeugt Strom und Wärme, der aufbereitete Dünger enthält mehr und besser pflanzenverfügbaren Stickstoff als Festmist. Zusätzlich können Zwischenfrüchte, Erntereste und Nebenprodukte eingesetzt werden, auch konventioneller Zukauf ist möglich, dabei gilt die Obergrenze von 40 kg Stickstoff pro Hektar Betriebsfläche. Hier ist Zukauf verlockend, da sich direkter Verkauf der Ernte mehr lohnt als die Verwendung zur Energie-Erzeugung. Silage oder andere Kosubstrate werden weniger eingesetzt. Öko-Biogas kommt deshalb eher aus "Gülle" und Ernteresten bzw. bei viehlos wirtschaftenden Betrieben aus Grünbrache / Kleegras.

 

In Betrieben mit Viehhaltung konkurrieren Tierhaltung und Biogasanlage um die Leguminosen-Gemische sowie andere Futterpflanzen und Zwischenfrüchte. Viehlos wirtschaftende Öko-Betriebe reduzieren Stickstoff-Verluste dadurch, dass Kleegras siliert und vergoren wird, statt zu mulchen. Die Stickstoffversorgung verbessert sich und eine Ertragssteigerung um etwa 5% wird erwartet.

Biogas aus Festmist

Normalerweise verarbeiten Biogasanlagen Flüssigmist (und Kosubstrate). Betriebe, die mit Festmist arbeiten, haben einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil; der Arbeitsaufwand zur Befüllung und Leerung von Trockenvergärungsanlagen ist hoch und es fehlen noch zuverlässige technische Lösungen. Das finnischen Institut für Agrartechnik stellte den Prototyp eines zweiphasigen Biogasreaktors auf einem Demeterbetrieb in Järna vor, der Festmist und organische Abfälle nutzt. Nach 26 Tagen wird das Gärsubstrat in eine feste und eine flüssige Phase getrennt, die feste wird kompostiert, die flüssige kommt in den Methanreaktor. Nach der anaeroben Vergärung steht deutlich mehr löslicher Stickstoff und Gesamtstickstoff zur Verfügung als bei der aeroben Rotte. Die Vergärung macht die Biogasgülle mild und effektiv. Doch gibt es auch kritische Stimmen. Lampkin rät Ökobauern von der Verwendung des Gärrückstands ab, Demeter-Bauern bevorzugen Mistkompost und es gibt offene Fragen zur Bodenfruchtbarkeit.

Festbrennstoffe, Holzhackschnitzel, Getreide und Strohpellets

Wenn es an der Zeit ist, die Heizungsanlage zu erneuern, dann können Holzhackschnitzel und andere Formen der Restholzverwertung sowie Getreide oder Strohpellets eingesetzt werden, sowohl in Einzelheizungen als auch in großen Heizanlagen. Letztere können auch Schädlings- oder pilzbefallene Getreidepartien energetisch verwerten. Doch noch verursacht die Getreideverbrennung zu hohe Emissionen und gilt als technisch nicht ausgereift. Gegenüber Holz fällt etwa die zehnfache Aschemenge an, Schlacke und Asche müssen regelmäßig (täglich) entfernt werden.

 

Regenerative Kraftstoffe: Neben Biodiesel und Bioethanol werden in den nächsten Jahren Kraftstoffe der "zweiten Generation" (synthetische Biokraftstoffe, BTL - Biomass to Liquid-Kraftstoffe) Verfügung stehen. Diese können aus sehr vielen Rohstoffen hergestellt werden, sowohl aus Reststoffen wie Stroh, Bioabfällen und Restholz als auch aus speziell angebauten Energiepflanzen. Durch thermochemische Vergasung und anschließende Synthese der Bestandteile entsteht dann Otto- oder Dieselkraftstoff. Mit rechnerischen Erträgen von über 4.000 l je Hektar und Jahr könnten pro Flächeneinheit bis zu dreimal mehr BTL-Kraftstoffe im Vergleich zu den anderen Biokraftstoffen erzeugt werden. Der Kraftstoff wird in Großanlagen erzeugt; die Landwirte sind hier nur Rohstofflieferanten.
  Ertrag
[l/(ha a)]
GJ/
(ha a)
 
 Rapsöl1.30044,97 
 Bioodiesel1.30042,44 
 BTL4.046135,35 
 Bioethanol *2.50052,93 
 Biomethan **4.700170 
 Ertragspotenziale von Biokraftstoffen (*Herstellung aus Weizen, **auf Basis von Mais) (Quelle: FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe)  

Der Öko-Bauer als Ölprinz?

Ölfrüchte als Treibstoff für den Traktor anzupflanzen, das ist ein Schritt für eigenständige Treibstoffversorgung. Doch das eigene Öl auf dem Hof zu pressen, ist relativ teuer, besser ist es, gemeinsam eine größere Anlage zu nutzen. Aber lohnt es sich wirklich, hochwertiges Öko-Rapsöl in den Tank zu schütten? Der Erlös als Speiseöl ist viel höher und der Gewinn lässt sich für andere Maßnahmen zum effizienteren Einsatz von Energie auf dem Hof verwenden.

 

Damit sich die Investition einer Ölmühle für Kraftstoff rechnet, muss die Anlage groß genug sein und die Auslastung stimmen. Und anders als bei der Herstellung hochwertiger Speiseöle muss die Anlage sehr wirtschaftlich arbeiten. Für Biobetriebe ist es also interessanter, mit Rapsöl vom konventionellen Nachbarn zu fahren und die eigenen Produkte zum höheren Preis abzusetzen. Allein ökologisches Sonnenblumenöl könnte zu den Kosten von konventionellem Rapsöl produziert werden. Bei gutem Ertrag wäre auch Leindotter interessant; doch müssen zuvor der Einsatz als Kraftstoff erforscht sowie die Verwertung der Presskuchen genehmigt werden.

 

Bio-Diesel für den Hof bleibt auf Antrag steuerfrei. Zudem wird eine neue Biodiesel- oder Pflanzenöltankstelle für den Eigenbedarf zu bis 50% über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert. Um die Vermarktungsfrage bereits vorab zu klären sollten sich Bauern lokal oder regional zur Selbstversorgung zusammenschließen. Die Datensammlung beim KTBL gibt genauere Auskunft.

Viel Entwicklungsbedarf - bewegliche Förderlandschaft

Wer ökologischer Energiewirt werden will, muss experimentieren und neue Wege finden. Das Ziel, den Betriebskreislauf auch bei der Energienutzung rund zu bekommen, verlangt eine kräftige Portion Pioniergeist. Für die Schritte hin zu einer größeren Energie-Autonomie gibt es zur Zeit viel Unterstützung: Anlagenkonzepte und technische Lösungen, Beratung und Finanzierungshilfe sowie Pilotprojekte geben Orientierung für die eigene Arbeit. Der Forschungs- und Entwicklungsbedarf für die regenerative Energiegewinnung speziell zu angepassten Anlage- und Bewirtschaftungskonzepten ist groß.

 

Hier verändern sich die Bedingungen sehr schnell und die Wirtschaftlichkeit von Anlagen hängt meist grundlegend von Förderungen, Steuerbefreiungen oder Einspeisevergütungen ab. Diese sind meist befristet oder degressiv, sie sollen ja neue Technologien marktfähig machen. Aber die steigenden Energiepreise werden uns wohl künftig begleiten.

Infos, Links und Literatur

  • http://www.ktbl.de: Infos zu Energie erzeugen und sparen auf dem Betrieb

  • Beratungsangebote von Landwirtschaftskammern und Ämtern sowie Infos des DBV. Abrufbar bei den bekannten Stellen

  • Die Förderdatenbank des BmW bietet Informationen über Länder-, Bundes- und EU-Förderprogramme. http://www.bmwi.de

  • Förderberater der KfW Bankengruppe hilft, geeignete Förderprogramme finden. http://www.kfw.de

  • Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe http://www.fnr.de, Bioenergie-Beratung für Betreiber, Planer und potenzielle Investoren in Bioenergie-Anlagen; informiert ausführlich über Strom- und Wärmeerzeugung aus (Holz,) Biogas und Biomasse und über Biotreibstoffe. Unter www.bio-energie.de sind die Telefonnummern von Beratern aufgeführt.

  • BINE-Informationsdienst http://www.bine.info: Informationen zu Energieeinspartechniken und erneuerbaren Energien

  • Fachbuch von top agrar: Neue Energien vom Bauernhof