Berichte & Initiativen

Ein Jahr für Mensch und Erde

Gedanken zu einem "Freiwilligen Landwirtschaftlichen Jahr"

 

Jeder Mensch will notwendig sein. Aber die Welt der Arbeit wandelt sich, und wir brauchen neue Ideen, um sie zu gestalten. Immer weniger klassische Erwerbsarbeit wird notwendig, "Arbeitslosigkeit" begleitet alle modernen Gesellschaften, gleichzeitig erleben viele Menschen Arbeitszeit als verlorene Zeit. "Bürgerarbeit" ist eines der Konzepte gegen diese Entfremdung, Zeit als Spende. Uns künstlerisch betätigen und der Natur zu helfen, sind hiervon nur zwei Aspekte.

 

Große Probleme entstehen in der Integration junger Menschen in die reale Lebens- und Arbeitswelt. Die Trennung von Leben und Arbeiten in der modernen Stadtkultur, Kleinstfamilien, abstrakte Tätigkeiten der arbeitenden Eltern und die Isolierung der Jugend durch Schulen,

 

Universitäten und Überbetonung der Jugendkultur führt zu einer Art Aufbewahrung im virtuellen Ghetto. Und wir erwarten, dass diese Menschen, die weder im Haushalt oder Garten noch bei der Berufsarbeit der Eltern helfen oder zuschauen durften, weil sie da stören, durch Institutionen, die sie von der realen Welt weiter abgrenzen, aufs Leben vorbereitet werden. Unsere Welt hat offenbar keinen Platz für sie und schickt sie nach der "Ausbildung" in Praktika oder die Arbeitslosigkeit. Viele junge Menschen suchen in dieser Situation das Leben:

 

Was liegt da näher, als ein freiwilliges Jahr für Mensch und Erde anzubieten? Zivildienst und Freiwilliges Soziales Jahr haben sich auch darin bewährt, jungen Menschen zu zeigen, dass und wo sie gebraucht werden. Es gibt inzwischen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und einen Freiwilligendienst "weltwärts" – Möglichkeiten für freiwilliges Engagement sind gefragt. Um die Koppelung an die Praxis, das reale Leben, zu gewährleisten, sollte die Regie eines "Freiwilligen Landwirtschaftlichen Jahres" in den Händen der Berufsverbände liegen. Die Höfe oder Vereine könnten als "Bildungsbetriebe" der Verbände durch ein geeignetes Gremium anerkannt werden. Zugleich sollten bürokratische Hürden gering sein und eine seminaristische Betreuung an 30 Tagen stattfinden. Finanzierung und Abrechnung könnten analog zu den anderen freiwilligen Diensten laufen.

 

Gebraucht werden, Verantwortung tragen, Orientierung finden, das wären die Chancen eines solchen Angebots. "Erziehung" im weitesten Sinne in Natur und Landwirtschaft schärft den Blick für eine aktive Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen auf dieser Erde, und die ökologische Landwirtschaft bietet die Möglichkeit, zu lernen, was zur Pflege der Erde notwendig ist. Das Kennenlernen der Urproduktion schafft auch Grundlagen für das Verständnis der gesamten Wirtschaft. Das FLJ sollte als Wartezeit für ein Studium doppelt gerechnet werden, die Anerkennung als erstes Lehrjahr oder Grundbildungsjahr weitgehend unabhängig von dem Berufsfeld, ebenso für Berufseinstiegs- oder Studiumspraktikum sollte selbstverständlich sein.

 

Diese Initiative für Mensch und Erde ist notwendig.

 

Clemens von Schwanenflügel,

Freie Ausbildung der Bäuerlichen Gesellschaft NWD e.V.

Im Dorf 2, 21256 Wörme

eMail: schwan(at)hofwoerme.de

http://www.freie-ausbildung-im-norden.de