Berichte & Initiativen

Landbauschule Dottenfelderhof als Fachschule anerkannt

Fragen an ihren Leiter, Martin von Mackensen

 

Seit 1975 gibt es die biodynamische Landbauschule - was wird da unterrichtet? Wer geht da hin?

Die Fachschule richtet sich an Leute, die eine landwirtschaftliche Grundausbildung oder etwas vergleichbares abgeschlossen haben. Es dreht sich alles darum, die biologisch-dynamische Landwirtschaft in ihren Grundlagen, ihrer Basis und ihren Hintergründen einmal genau zu erfassen. Da kommt man nicht an der Anthroposophie vorbei. Es geht also auch um die Prüfung, was hat die Anthroposophie mit mir zu tun? Im zweiten Teil geht es um den landwirtschaftlichen Kurs, die Basis des biologisch-dynamischen Landbaus. Kann ich daraus für mich ein Verständnis und eine Methodik erarbeiten, die mich im praktischen Betriebsalltag handlungsfähig werden lässt? Welche Bilder, welche Begriffe der Kräfte und Stoffe des Lebens muss ich mir arbeiten? Außerdem ist so ein einjähriger Kurs mit den vielen Kontakten und der hiesigen Infrastruktur die ideale Gelegenheit, umfassend und breit die aktuellen Entwicklungen im Demeter-Zusammenhang mit den jeweiligen Landwirten, Gärtnern, Wissenschaftlern und Züchtern kennen zu lernen. Das bildet den dritten Block. Also einmal die ganze aktuelle Palette von Qualitätsforschung bis Pferdearbeit, von Abokisten bis Therapie auf dem Bauernhof.

 

Der Unterrichtsstil ist oft seminaristisch, Zusammenarbeit und Selbststudium werden erübt. Die Auswahl der Dozenten ist breit, präsentiert sogar Widersprüchliches, denn es geht um die Fähigkeit, das eigene Urteil zu entwickeln. Soweit möglich, wird der Unterricht durch die praktische Anschauung im Betrieb bereichert. Das ist der große Vorteil, den ein solcher Kurs mitten im Betrieb hat. Vielfach schätzen die Teilnehmer diese Möglichkeit, um ihre praktische Ausbildung zu erweitern. Der Jahreskurs ist so angelegt, dass einzelne Module gemeinsam mit der freien Ausbildung Nordrhein-Westfalen/Hessen, dem Fachgebiet für biologisch-dynamische Landwirtschaft der Uni Kassel-Witzenhausen und dem Fortbildungskurs der biologisch-dynamischen Pflanzenzüchter besucht werden. Dadurch ergeben sich viele Kontakte.

 

Jeder Kurs verläuft etwas anders, da spielen die Interessenschwerpunkte der Teilnehmer eine Rolle, denn es ist immerhin Erwachsenen-Fortbildung: Mitgestaltung und Mitverantwortung sind auf beiden Seiten nötig. Jeder Teilnehmer arbeitet sich in betreuter wissenschaftlicher Art in einem Thema so ein, dass diese Projektarbeit über das Jahr zu einer runden Sache wird. Da man voll integriert in die Hofgemeinschaft lebt, nimmt man auch einen Rucksack voll Gemeinschaftserfahrungen mit. Immer wieder spielt Kunst eine wichtige Rolle, weil ich davon überzeugt bin, dass die künstlerische Methodik für die Arbeit an der Natur immer bedeutender wird.

 

Gerade wurde sie, nach langem Bemühen, als landwirtschaftliche Fachschule anerkannt: Was bedeutet das für diese besondere Schule und was für die Studierenden?

Unser Profil ist geblieben. Wir sind eine Fachschule für den biologisch-dynamischen Landbau, die für jeden zukünftigen Landwirt, Gärtner, Forscher, Berater und Züchter in einem sehr intensiven einjährigen Kurs den besonderen Erkenntnisansatz und Handlungsweise dieser Landwirtschaft erarbeitet. Der Absolvent ist nachher "Fachkraft des biologisch dynamischen Landbaus". Das Land Hessen hat für diese Fachschule eine eigene Verordnung erlassen, aus der die explizite Ausrichtung auf den biologisch-dynamischen Landbau hervorgeht. Das ist ein Novum! Wir haben circa 70 Seiten Curriculum erarbeitet, aus denen hervorgeht, dass es sich hier um eine spirituelle Landbaumethode handelt. Das war überhaupt kein Problem, lediglich unsere Kommafehler wurden korrigiert. Das geht aber nur, weil wir in Hessen die Ergänzungs-Fachschulen haben, die das staatliche Bildungsangebot ergänzen. Wir haben inhaltlich also keine Kompromisse machen müssen. Leider wird eine Ergänzungsschule im Gegensatz zu einer Ersatzschule nicht vom Staat mitfinanziert. Wir bleiben also auf die Zuwendungen von Stiftungen angewiesen. Für die Teilnehmer besteht allerdings die Möglichkeit einer Ausbildungsförderung über das BaföG.

 

Wird sich das Unterrichtsangebot durch die Prüfungserlaubnis ändern?

Der Unterricht selber wird sich nicht ändern. Aber der Studierende wird mehr Überblick durch unser Handbuch erhalten und mehr Eigenverantwortung für sein Lernen übernehmen müssen.

Welche Perspektive für Landbauschüler sehen Sie? Und welche für die Schule?

Es ist mein Anspruch, dass ein Teilnehmer nach diesem Kurs im rauen Betriebsalltag Inhalt und vor allem Methodik hat, um für sich selbst an den Kernfragen einer aus der Anthroposophie erweiterten Landwirtschaft arbeiten zu können. Natürlich lernt er in dem Jahr auch eine ganze Menge biologisch-dynamische Praxis. Ich bin sicher, dass dieser Kurs genauso für jeden Absolventen einer Technikerschule oder der Uni notwendig ist, auch wenn er vielleicht als Berater oder Wissenschaftler in den biologisch-dynamischen Bereich möchte. Wenn wir diese Landwirtschaft weiter entwickeln wollen, müssen wir uns selbst einen gediegenen Zugang zu ihren Quellen erarbeitet haben.

 

Weitere Infos:http://www.landbauschule.de