Berichte & Initiativen

Biodynamische Landwirtschaft auf den Philippinen

Von Eckart Grundmann

 

Im Oktober 2009 besuchten die Eurythmistin Tanja Baumgartner, die in Manila eine Eurythmie-Basis-Ausbildung startete, und ich mehrere Initiativen zum biologisch-dynamischen Landbau auf den Philippinen. Zunächst stand die Konferenz auf dem Programm, auf der die aktuellen Fragen und Probleme der biologisch-dynamischen Landwirtschaft auf den Philippinen diskutiert werden sollten. Die konnte jedoch wegen Unwettern nicht stattfinden.

 

Zwei Autostunden nordwestlich von Manila befindet sich der biologisch-dynamische Betrieb „Prado”. Hier werden in einer kleinen Gärtnerei verschiedene Gemüse- und Obstsorten angebaut: Kang Kong, eine Pflanze, deren Blätter und Wurzeln gegessen werden, Süßkartoffeln, Auberginen, Kräuter, Mangos, Papayas, Drachenfrüchte u.a.m. Auf 0,9 ha steht Reis, der kurz nach unserem Besuch geerntet wurde, mit einem Ertrag von etwa 40 dt/ha. Die Ernte wird von einer Gruppe Erntearbeiter erledigt, die mit einer mobilen Reis-Dreschmaschine von Feld zu Feld ziehen. Üblicherweise werden sie entlohnt, indem sie 10 % des geernteten Reises erhalten. Da jedoch der biologisch-dynamische Reis in Manila deutlich teurer verkauft werden kann, erhielten die Erntearbeiter in Prado Geld als Entlohnung. Nach einigen Jahren spürten sie jedoch die besondere Qualität dieses Reises und verlangen seitdem wieder ihren Anteil an der geernteten Menge. Beeindruckend waren die Vögel auf den Stromleitungen, die nur über den biologisch-dynamischen Flächen saßen, über der Nachbarfläche saß kein einziger.

 

In einem Gespräch erläuterte Landwirt Reimon Gutierrez die drängenden Fragen der biodynamischen Landwirtschaft auf den Philippinen:

  • Wie lässt sich Reisanbau biologisch-dynamisch durchführen? Er beobachtet eine immer wiederkehrende Zerstörung der Bodenstruktur durch die Flutung.

  • Wie kann eine Präparateanwendung entwickelt werden, die den speziellen tropischen Bedingungen auf den Philippinen entspricht? Bisher werden die benötigten Materialien, z. B. Kamillenblüten, im Ausland gekauft. Die Entwicklung geeigneter Präparate verlangt dringend nach einer neuen Hellsichtigkeit, da auch hier traditionelle Methoden mittlerweile nicht mehr bekannt sind bzw. nicht mehr praktiziert werden.

  • Daran schließt sich dann auch die Frage der Zertifizierung. Bisher sind die hier wirtschaftenden Betriebe nicht Demeter-zertifiziert. Die Arbeit erfolgt auf Grundlage gegenseitiger Wahrnehmung und Vertrauen. Da jedoch dringend nach neuen Absatzmöglichkeiten gesucht wird, steht auch die Frage nach der Zertifizierung dringend an.

Wir besuchten dann die Initiativen Don Bosco (kirchlich) und Bios Dynamis (eine Eigenmarke zum Vertrieb biologisch-dynamischer Erzeugnisse) auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen. Mindanao gilt als der fruchtbarste Teil des Landes. Allerdings führen hier verschiedene Rebellengruppen Kämpfe gegen die Regierung, was dazu führt, dass große Flächen des Landes nicht bewirtschaftet werden können. Dadurch können die Philippinen ihren eigenen Bedarf an Reis nur zu 60 % decken.

 

Auf Mindanao arbeiten ca. 3.000 biologische und biodynamische Bauern, die vor allem Reis anbauen, zwei Ernten pro Jahr. Nach vier Ernten ohne Anwendung von Mineraldüngern und chemischen Pflanzenschutzmitteln erhalten die Bauern eine Don Bosco-interne Zertifizierung als „organic farmers”. Die Erträge liegen auf dem gleichen Niveau wie im konventionellen Anbau. Die Böden benötigen nach der Umstellung deutlich weniger Düngung zum Erhalt der Fruchtbarkeit. Neben den biodynamischen Präparaten werden auch ayurvedische Behandlungen mit Asche, Milch und Honig durchgeführt. So können sogar Viruskrankheiten behandelt werden, gegen die die konventionellen Bauern keine Behandlungsmöglichkeiten haben.

 

Don Bosco unterhält eine eigene Reis-Züchtungsstation, auf der über 150 Sorten im Anbau erhalten und weiterentwickelt werden. Die Saatgutvermehrung erfolgt durch die Bauern selbst. Es wird angestrebt, dass jeder Betrieb mindestens drei Sorten anbaut. Die Vermarktung erfolgt über Don-Bosco-eigene Läden, in denen neben dem Reis verschiedene Tees, Kräuteröle auch Milch und Joghurt verkauft werden. Diese stammen aus der eigenen Milch-Farm. Milchviehhaltung wird auf den Philippinen fast nicht praktiziert. Nur 1 % des Milchbedarfs wird durch die einheimische Landwirtschaft gedeckt. Gründe dafür sind zum einen der Mangel an geeigneten Futterflächen sowie die geringe Haltbarkeit frischer Milch bei tropischen Temperaturen. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft in den tropischen Gebieten der Philippinen muss mit völlig anderen Maßstäben als in Mitteleuropa angeschaut werden. Es ist eine Pioniersituation mit sehr vielen Initiativen und Ideen im Anbau und sehr eingeschränkten Möglichkeiten für eine adäquate Vermarktung.