Berichte & Initiativen

Harvest of Hope

Urbane Landwirtschaft in Kapstadt

Von Andreas Boegner und Angelika Schall

 

Rob Small, Gründer des Farm and Garden National Trust (F&G Trust), hat wie jeden Dienstag zur Besichtigungstour zu Abalimi Bezekhaya (AB) und Harvest of Hope (HoH) eingeladen. Der Treffpunkt ist eine Tankstelle, die sich am Schnittpunkt zwischen den weißen Wohnvierteln und zwei der größten schwarzen Townships Kapstadts befindet. Auch wenn die Apartheid nach dem Gesetz längst aufgehoben ist: an den Behausungen ist sie noch deutlich abzulesen.

 

Der F&G Trust ist eine Vereinigung, die Spenden sammelt für die Einrichtung von Gärten zur Selbstversorgung von Familien oder auch für Gemeinschaftsgärten, die über den Eigenbedarf hinaus für den Markt produzieren. Er sorgt für eine Erstausstattung mit Werkzeug und Saatgut, Setzlingen und Kompost. Die drei zuletzt genannten Dinge sind dann im weiteren Verlauf für sehr kleines Geld erhältlich und werden vom F&G Trust subventioniert. Der Trust sorgt außerdem für eine viertägige Grundausbildung und stellt mit Rob Small auch den Berater den Microfarmern zur Seite. Die Organisation der Microfarmer, Abalimi Bezehaya (Übersetzung aus dem Xhosa: Hausbauern) und die Vermarktungsorganisation HoH wurden beide mit Hilfe des F&G Trust gegründet, sind aber inzwischen ganz in schwarze Hände übergegangen. Die Leiterin ist Christina Tenjiwe Kaba. Sie ist mit der Organisation in die Aufgabe hineingewachsen und wird die „Mutter von Abalimi“ genannt. Der Trust hilft nur noch auf Anfrage.

 

Vier Autos verlassen die Tankstelle. Es sind Gäste aus den USA, aus Deutschland, Kunden der HoH-Gemüsekiste und ein Kleinbus mit Interessenten aus einem Township von Farbigen; die Coloureds sind die dritte durch die Apartheid abgesonderte Bevölkerungsgruppe. Der erste Stopp gilt dem Fezeka Masizendane Community Garden. Er ist eines der AB-Projekte. Er ist eine Gründung von Müttern und Großmüttern, die jüngste ist Mitte 50, die sich noch an ihre landwirtschaftliche Vergangenheit erinnern konnten. Es ist ein ökologisch bewirtschafteter Garten, wie alle Gärten im AB-Verbund. Zuerst haben sie damit vor allem ihre Familien ernährt und dann begonnen, den Überschuss zu verschenken. Heute sind sie für die in der sommertrockenen Region eher schwierigen Blattgemüse Vertragspartner der Gemüsekiste von HoH. Die erste Wahl wird an die Kiste verkauft und schafft damit ein Einkommen. Der Rest reicht immer noch für die Familien und die Nachbarn. Diesen Weg sind inzwischen viele Microfarmer gegangen, so dass die Kiste zum allergrößten Teil mit Gemüse aus den Townships gefüllt wird.

 

„Meine Kollegen und ich im F&G Trust haben immer wieder bewiesen, dass Hunger absolut vermeidbar ist, auch in den schlimmsten Situationen, wenn man Menschen ein wenig Land, Saatgut und Wasser gibt. Wir haben es überprüft, dass es möglich ist, einen Vollzeitjob mit 500 qm und weniger zu schaffen“, erklärt Rob Small. Und er fügt hinzu, dass ein gut durchdachter Garten von 100 qm ausreicht, eine vierköpfige Familie das ganze Jahr mit Gemüse zu versorgen. Sein Wunsch, dass alle Gärten einmal biodynamisch bewirtschaftet werden, harrt noch der Umsetzung.

 

Die nächste Station der Tour ist dann die Packstation für die Gemüsekiste von HoH mit einer überwältigenden Fülle von wunderbarem Gemüse. Zurzeit sind es 320 Kisten. Der Traum ist, 1200 Kisten zu erreichen und aus dem Überschuss die Aufgaben des F&G Trust bezahlen zu können.

 

Wer mehr über HoH und AB lesen möchte, geht auf die Seite des F&G Trust: http://www.farmgardentrust.org. Dort kann man sich in den AB-Newslettern die erstaunlichen Vorher-Nachher-Fotos anschauen, wie innerhalb von fünf Monaten aus einer wüstenähnlichen Steppe ein fruchtbarer Gemüsegarten wird.