Berichte & Initiativen

Handlungsempfehlungen für eine ostseefreundliche Landwirtschaft

Das EU-Projekt BERAS Implementation hat Strategien für den nachhaltigen Schutz der Ostsee erarbeitet

 

Der ökologische Zustand der Ostsee hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert. Hohe Nährstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge aus der intensiven Landwirtschaft sind eine der Hauptursachen. Flora und Fauna im größten Binnenmeer sind nicht nur akut bedroht – etwa zwanzig Prozent der Kern-Ostsee gelten bereits als Todeszone.

 

Unter der Leitung von Prof. Dr. Artur Granstedt vom Institut für Biologisch-dynamische Forschung in Järna, Schweden wurden während der Jahre 2010 bis 2013 Maßnahmen für den langfristigen Schutz der Ostsee unter Berücksichtigung der gesamten Nahrungsmittelkette entwickelt und umgesetzt. Die Arbeiten erfolgten im Projekt BERAS Implementation (Baltic Ecological Recycling Agriculture and Society) im Rahmen des „EU Baltic Sea Region Programme 2007–2013“ gemeinsam mit 24 Partner-Institutionen aus allen neun Ostsee-Anrainerstaaten.

 

BERAS Implementation empfiehlt eine ökologische, kreislauforientierte Landwirtschaft, in der Pflanzen- und Tierproduktion eng miteinander verknüpft sind. Wesentlich sind eine effiziente Stickstoffversorgung des Bodens durch Leguminosenanbau und eine flächenabhängige, artgerechte Tierhaltung mit innerbetrieblicher Futtererzeugung. Vorteil: Die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse können drastisch gesenkt werden, Pflanzenschutzmitteleinträge werden vollständig vermieden.

 

In Kooperation mit Beratern und Wissenschaftlern wurden unter der Federführung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg Handlungsempfehlungen für die Praxis herausgegeben. Vier Handbücher, die gedruckt und online verfügbar sind (www.beras.eu), behandeln die Themengebiete: Pflanzenbau und Tierhaltung, Betriebswirtschaft, Vermarktung und Betriebsbeispiele. Die Empfehlungen wurden in die jeweiligen Landessprachen der neun Partnerländer übersetzt (für den deutschsprachigen erhältlich über: kurzlink.de/oekotools bzw. in gedruckter Form über kstein@zalf.de). Sie eignen sich auch zum Einsatz im Bildungssektor, auf Verwaltungsebene oder zur Politikberatung. Des Weiteren wurden diverse Materialien für Schulen und Kindergärten erarbeitet, u. a. auch ein online-Quiz (http://www.trappedintheweb.de/BERAS_DE/).

 

Damit die wissenschaftlichen Ergebnisse einem breiten Publikum zugänglich werden, wurde länderübergreifend das Netzwerk „Nachhaltige Lebensmittelgemeinschaften“ aufgebaut. Hier arbeiten landwirtschaftliche Betriebe zusammen mit Verarbeitern, Händlern, Restaurants, Schulen, Universitäten, Forschungsinstitutionen und Verbrauchern mit dem Ziel, den Konsum von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft vor Ort zu erhöhen. Auf insgesamt 24 Betrieben sowie Forschungs- und Beratungsinstitutionen in den neun Ostseeanrainerländern wurden Informationszentren für die Öffentlichkeit eingerichtet. In Brandenburg übernimmt diese Rolle der Demeter-Betrieb Ökodorf Brodowin (bei Berlin), in Mecklenburg-Vorpommern der LandWert Hof (bei Stralsund) und in Schleswig-Holstein der Demeter-Betrieb Domäne Fredeburg (bei Lübeck). 25 weitere Betriebe in Umstellung sind dem Netzwerk ebenfalls angeschlossen.

 

Weitere Informationen:

Dr. Karin Stein-Bachinger, Institut für Landnutzungssysteme, ZALF e.V., Müncheberg, kstein(at)zalf.de