Berichte & Initiativen
Kontrolliertes Tierwohl
Öko-Verbände verbessern Tierhaltung mit einem Mix aus Kontrolle und Beratung
Von Heike Lorenz, Demeter e. V.
Die drei großen Bio-Verbände Bioland, Naturland und Demeter haben sich darauf verständigt, einheitliche Tierwohl-Kontrollen auf den Verbandsbetrieben durchzuführen. Das gemeinsame Ziel ist es, den Tiergesundheitsstatus zu erfassen, schwerwiegende Probleme in der Tierhaltung schnell zu erkennen und diese zügig zu beheben. Grundlage und Legitimation dafür ist der an der Demeter-Delegiertenversammlung 2014 verabschiedete, Richtlinientext: „In der Tierhaltung ist für einen guten Gesundheits- und Tierwohlstatus Sorge zu tragen. Dieser Status wird anhand von tier- und haltungsbezogenen Kriterien abgeprüft. Die Kriterien und deren Einstufung werden nach dem aktuellen Kenntnisstand aus Beratung und Wissenschaft im Demeter e.V. festgelegt und bei Bedarf angepasst. Die Überprüfung erfolgt soweit möglich risikoorientiert.“ Dieser Passus gilt vorerst bis einschließlich 2015 und muss spätestens zur Delegiertenversammlung 2016 einer Revision unterzogen werden.
Wie läuft die Kontrolle ab?
• Die Tierwohl-Kontrolle erfolgt im Rahmen der EU- und Verbandskontrolle. Es ist kein zusätzlicher Kontrolltermin nötig.
• Es erfolgt eine Inaugenscheinnahme der Tiere vor Ort. Dabei werden alle Tiergruppen, z. B. Kälber und Jungrinder und Milchkühe, berücksichtigt: Grundlage dafür sind die je eine Seite umfassenden Kontrollchecklisten für Raufutterfresser, Schweine und Geflügel mit den Prüfbereichen Ernährungs-, Pflege- und Gesundheitszustand der Tiere / Haltungsbedingungen (Licht, Luft ...) / Erhebung der Tierverluste ...
• Da die Kontrollen erst seit einigen Wochen durchgeführt werden, gibt es noch kaum Erfahrungswerte zu ihrer Dauer. Geplant sind höchstens 30 Minuten je Tierart in Abhängigkeit von Herdengröße und Lage der Stallungen auf dem Betrieb.
Wie kann ich mich auf die Kontrolle vorbereiten?
Die verwendeten Kontrollchecklisten stehen auf der Demeter-Homepage zum Herunterladen zur Verfügung (http://'http://www.demeter.de/fachwelt/für). Um besser einschätzen zu können, was unter einer guten Tierhaltung zu verstehen ist, ist es hilfreich, den „Leitfaden Tierwohl“, der im Januar 2014 allen tierhaltenden Demeter-Betrieben zur Verfügung gestellt wurde, zu nutzen, z. B. alleine oder gemeinsam mit den Mitarbeitern auf dem Hof, mit Kollegen im Hofgespräch oder an einem AG-Treffen. Eine Print- oder Digital-Version gibt es bei der Demeter-Beratung Mitte-Nord, beratung(at)demeter.de.
Was passiert, wenn etwas nicht in Ordnung ist?
Dann vermerkt der Kontrolleur „Handlungsbedarf“ und kann ausführlichere Details dazu ergänzen, ein Hinweis wird im Zertifizierungsbericht notiert. Bei schwerwiegenden Problemen wird das bereits seit Jahren bestehende Beratungsverfahren zur Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit Demeter-Landesarbeitsgemeinschaften und Beratern ausgelöst.
Wer bezahlt die zusätzliche Tierwohl-Kontrolle?
Da die Kontrolle im Rahmen der Demeter-Verbandskontrolle stattfindet, werden keine zusätzlichen Kosten in Rechnung gestellt.
Wie finden Demeter-Besonderheiten da Eingang?
Ein Ergänzungsblatt für Rinderhalter „7 biodynamische Aspekte zum Tierwohl“ liefert zusätzlich zu den obengenannten überverbandlichen Tiergesundheitsaspekten und unabhängig von der Kontrolle Anregungen, sich mit den besonderen biodynamischen Gesichtspunkten zum Tierwohl zu beschäftigen: Es kann gut genutzt werden im Hofgespräch, im Beratungsgespräch oder im Austausch mit Berufskollegen. Aus den Notizen hierzu können Tierhalter Anstöße für Veränderungen ableiten: Die Demeter-spezifischen Gesichtspunkte sind:
Mensch-Tier-Beziehung,
Hörnertragende Rinder,
Fütterung,
Züchtung,
Aufzucht der Kälber und Jungrinder,
Krankheiten und Tierbehandlung,
Schlachtung und Transport.
Was bietet die aktuelle Tierwohl-Beratung?
In Nordrhein-Westfalen wird in einem Modellprojekt die Beratung zum Tierwohl gefördert. Um die kostenlose Beratung und Terminvereinbarung kümmert sich die Demeter-Beratung Mitte-Nord. Zwischen zwei und drei Stunden dauert der Beratungsbesuch – je nach Produktionsverfahren und erschließt dem Betrieb seinen Status der Tierhaltung sowie Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten (siehe auch Beitrag auf S. 14). Wie das gut angekommene Modell auf andere Bundesländer übertragen werden kann, ist noch offen.