Berichte & Initiativen

Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat

Karl-Werner Kieffer-Preis für Albert Fink, Mitgründer der GLS Bank

 

Herr Fink, Sie wurden gerade für Ihr pragmatisches Engagement in andere Wege des Wirtschaftens und Finanzierens geehrt, das auch dem Ökolandbau Impulse ermöglichte. Mit Gleichgesinnten haben Sie bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Wege gesucht, Geld anders zu denken. Was waren damals Ihre Motive?

 

Wir fragten uns unter anderem, wie man Geld so verwandeln kann, dass es nicht allein egoistisch motivierten Zins- und Zinseszinsmechanismen dient. Und die üppigen Gewinne aus der Industrie – kann davon nicht etwas dafür eingesetzt werden, dass gesellschaftbildende Initiative entstehen kann, für Kultur, Schulen, Ökolandbau...?

 

Ging es da auch um ein gesellschaftliches Gleichgewicht zwischen Wirtschaftsleben und Kulturleben?

 

Es wird ja viel davon gesprochen, dass auch die Industrie ständig neuer Innovationskräfte bedarf, die ihr von dem Kultur-, Geistes- und dem sozialen Leben zufließen müssen. Ohne diesen Zufluss okkupiert industrielles Denken und Handeln das gesamte gesellschaftliche Geschehen. Wir waren nicht industriefeindlich, aber hatten eine Empfindung davon, dass die Industrie diesen geistigen Gegenpol dringend braucht.

 

Sie haben sich schon als junger Industriekapitän in der Blütezeit der Industrie für Landwirtschaft interessiert – warum?

 

Mich hat damals die Disparität zwischen Industrie – ich leitete ein Unternehmen im Industrieanlagenbau – und der Landwirtschaft sehr beschäftigt. Ich empfand die Landwirtschaft, die die Möglichkeit, des Nährenden, des Gesunden, Beständigen und Dauernden birgt, als Gegenpol zur Industrie. Diese verbraucht ihre Hervorbringungen selbst und wenn nur ausschließlich ihre Gesichtspunkte gelten, wird sie zerstörerisch. Besonders eindrücklich erlebte ich das bei der Errichtung von Industrieanlagen in Entwicklungsländern. Es wurden regionale, lokale Subsistenzformen des Wirtschaftens zerstört und die Landbevölkerung landete in den Slums der Großstädte.

 

Sie haben mit den Bochumer Institutionen, der Treuhandstelle, der Bank, der Zukunftsstiftung erfolgreich neue Wege zur Finanzierung von ökologischer Landwirtschaft erschlossen. Braucht es heute, in Zeiten der raschen Vernetzung, weitere Wege, ich denke da an Solidarische Landwirtschaft (CSA) oder Crowdfunding, die Biohöfe oder Ökolandbauforscher nutzen sollten?

 

Neben einem Paradigmenwechsel in den Wirtschaftswissenschaften, weg von dem einseitigen Wachstumsdenken, hin zu neuen Wertbildungsbegriffen und zu Begriffen, die Lebendiges erfassen können, braucht es solche Initiativen, die aus den örtlichen und regionalen Verhältnissen und Bedingungen heraus die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Das ist meine Hoffnung, dass sich angesichts der Abgründe auf allen Lebensgebieten eine neue Wissenschaft des Lebendigen entwickelt, die den seelenlosen Intellekt überwindet. Dass sich gleichzeitig immer mehr initiative Menschen und Menschengruppen finden, die eine Kultur des Zusammenwirkens, des sozialen Gestaltens und Wirtschaftens entwickeln und einfach einmal anfangen.

 

Albert Fink wurde Ende November mit dem Karl-Werner Kieffer-Preis der Stiftung Ökologie und Landbau für seine Verdienste um die biologische Landwirtschaft ausgezeichnet. Als Mitgründer der Bochumer GLS Bank hatte Fink durch seinen Einsatz für neuartige Finanzierungsformen vielen Bio-Landwirten zu einer Existenz verholfen und dem Ökolandbau neue Impulse ermöglicht. Zwei Landwirtschaftsfonds und die von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft – einer GLS Ausgründung – aufgelegten Saatgutfonds und Tierzuchtfonds unterstützen auch heute den Ökolandbau in seiner Entwicklung. Die Anfänge dieser und anderer Aktivitäten hat Albert Fink im aktuellen Buch „Bank als Schulungsweg“ festgehalten (Info3-Verlag, Frankfurt, 2014) Der Karl-Werner Kieffer-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und einer der wichtigsten Umweltpreise in Rheinland-Pfalz. Das Preisgeld wurde an Einrichtungen des ökologischen Landbaus gespendet.