Berichte & Initiativen

Werkzeuge für landwirtschaftliche Kooperationen

Ein Projekt zur Zusammenarbeit in Betriebsgemeinschaften

Von Stephan Illi und Thomas Schmid

 

Eine steigende Zahl von Bio- und Demeter-Höfen werden als Betriebsgemeinschaft geführt. Gerade bei jungen Leuten sind gemeinschaftlich geführte Höfe hoch im Kurs, und das hat durchaus seine Gründe. Denn wenn Zusammenarbeit gelingt, bringt das viele positive Effekte:

  • Gemeinschaftlich geführte Höfe entwickeln sich eher in Richtung Diversifizierung und es gehen viele Innovationen von solchen Betrieben aus.

  • Gegenseitige Beratung, Unterstützung und Vertretung ist möglich.

  • Jede/r kann sich leichter auf ihre/seine Stärken konzentrieren.

  • Kostenersparnis durch Synergieeffekte.

  • Freude am gemeinsamen Tun.

Die Betriebsgemeinschaft ist und könnte in noch größerem Maße als heute ein Modell für viele weitere Höfe sein. Jeder Mensch ist aber im Umgang mit anderen auch schon an seine Grenzen gestoßen. Uns geht es in diesem Projekt darum, aufzuzeigen, wie diese Grenzen bearbeitet werden können und damit Mut zu machen für weitere Schritte der Zusammenarbeit. Wir sind überzeugt, dass sich Zusammenarbeit ein gutes Stück weit ebenso erlernen lässt wie Fachwissen!

 

Wir möchten zeigen, dass die Zusammenarbeit als Betriebsgemeinschaft eigene Erfordernisse mit sich bringt. Den oben genannten Vorteilen steht ein Aufwand z. B. für Besprechungen, Koordination und zur Schaffung von Transparenz entgegen. Die neu entwickelten „Werkzeuge für landwirtschaftliche Kooperationen“ zeigen die Fragen und Punkte die dabei zu bearbeiten sind. Und wer diese vernachlässigt, ermöglicht das Wachsen von Misstrauen und Spannungen.

Ziel des Projektes

Ziel des Projektes ist, die Faktoren für gelingende Zusammenarbeit so aufzuarbeiten und darzustellen, dass die Materialien weitgehend ohne Hilfe von außen anwendbar sind. Mehrfach erscheint aber eine Art „Warnhinweis“: In angespannten Situationen sollte externe Hilfe dazu geholt werden. Die Werkzeuge sind frei von der neu erstellten Website www.wir-kooperieren.org zu laden. Sie sollen direkt praktisch verwendbar sein und sind mit Praxisbeispielen versehen.

Zielgruppe des Projektes

Die entwickelten Werkzeuge sind in erster Linie für landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaften gedacht, also für Betriebe, die von mehreren Personen oder Familien geführt werden. Zielgruppe sind bestehende Gemeinschaften genauso wie sich neu bildende Gemeinschaften. Die Materialien sind aber auch auf Kooperationen über die Wertschöpfungskette übertragbar oder für die lockerere Zusammenarbeit von Höfen geeignet. Die Beispiele und Formulare aber sind speziell auf Gemeinschaftshöfe hin ausgerichtet. Finanziert wurde das Projekt durch die Software AG-Stiftung, die Schweisfurth-Stiftung und die Stiftung Cocreatio.

Zum Umgang mit den Werkzeugen

Die Werkzeuge sind in zwölf Bereiche untergliedert. Gestartet wird mit einer Diagnose für bestehende Gemeinschaften: Wo stehen wir in den verschiedenen Arbeitsfeldern? Wo sehen wir den dringendsten Handlungsbedarf?

 

Nach der Klärung, unter welchen Rahmenbedingungen man an den Themen arbeiten möchte, geht es zur Frage des gemeinsamen Zukunftsbildes. Ist dann die Strategie geklärt, also, was man sich für die nächsten Jahre konkret wie vornimmt, geht es über die Klärung der Aufgaben und Zuständigkeiten zu den Fragen der Fertigkeiten und des Weiterbildungsbedarfs. Ein Schwerpunkt wird dann auf die sorgfältige Planung der Betriebszweige gelegt, anschließend werden die Fragen des Vertrauens, der Verträge und Vereinbarungen und der Ressourcen bearbeitet. Nach der Begegnungsebene und Team­entwicklung kommen wir zum letzten Punkt, der Zukunftsfähigkeit des Betriebes.

Wo finde ich das Ganze?

Wir wünschen viel Freude beim Ausprobieren der Werkzeuge unter www.wir-kooperieren.org. Schön wäre, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge unter info@wir-kooperieren.org mitteilen würden. Es steht in Aussicht, dass das Projekt 2016 weiter geht und mit Hilfe Ihrer Rückmeldungen verbessert werden kann.

Stephan Illi, Büro für Agrarkultur, Prien, und Thomas Schmid, Heggelbachhof,

http://www.wir-kooperieren.org