Demeter

Faire Wettbewerbsbedingungen würden Bio besser stellen

Gespräch mit Demeter- Vorstand Dr. Alexander Gerber zum agrarpolitischen Januar

 

Die Grüne Woche liegt hinter Dir – damit meine ich weniger die Messe als das politische Programm. Ein wichtiger Termin war der BÖLW-Empfang mit hochrangigen Politikern u.a. EU-Agrarkommissar Hogan. Was kam da zur Sprache?

 

Im Mittelpunkt stand natürlich die geplante Total-Revision der EU-Öko-Verordnung. In den Reden und einem persönlichen Gespräch, das ich mit Agrar-Kommissar Phil Hogan hatte, haben wir gefordert, von der Total-Revision Abstand zu nehmen und die aktuelle Verordnung weiterzuentwickeln. Zumal die Revision für die drängenden Probleme im Bereich Kontrolle und Importe gar keine Lösungen bietet. Wir haben klar gemacht, dass die Einführung eines Rückstands-Grenzwertes, mit dem darüber entschieden wird, ob es ein Bio-Produkt ist oder nicht, mit uns nicht zu machen sein wird. Ich sagte dem Kommissar, dass das grundlegende Konzept der Prozesskontrolle und das Verursacherprinzip auf den Kopf stellt. Kommissar Hogan lies durchblicken, dass er bereit ist, sich hier zu bewegen, er insgesamt an der Revision aber festhalten wird.

 

Über den BÖLW haben die Ökoverbände auf die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion hingewiesen. Die Markt- und Verbraucherpreise für Bioprodukte leiden seit Jahren an einer zunehmenden Wettbewerbsverzerrung: Wie groß werden die volkswirtschaftlichen Kosten der noch nicht umgestellten Landwirtschaft geschätzt? Und wie soll man die in Preise umsetzen?

 

Die Belastung der Umwelt durch Überdüngung, Pestizide, Treibhausgase, Verlust der Biodiversität und der unverantwortliche Einsatz von Antibiotika machen die konventionelle Landwirtschaft teuer. Dazu trägt wesentlich der hohe Fleischkonsum bei. Hinzu kommt ein Ernährungsstil, der zu erheblichen Gesundheitskosten führt. Das Problem ist, dass sich die Kosten nicht in den konventionellen Produktpreisen widerspiegeln. Bezieht man die Ergebnisse einer englischen Studie auf Deutschland, so verursacht die konventionelle Landwirtschaft externe Kosten in Höhe von 2,4 bis 8,3 Mrd. Euro jährlich bzw. rund 30 bis 100 Euro pro Einwohner und Jahr. Konventionelle Landwirtschaft ist also eigentlich teurer als Öko-Landbau. Deshalb fordern wir eine Stickstoff- und Pestizidabgabe. Das ist ein relativ einfaches Mittel, um eine umweltgerechtere Landwirtschaft und faire Wettbewerbsbedingungen zwischen konventionell und bio zu erreichen. Ebenso fordern wir, dass die Agrarförderung ausschließlich an ökologische, tiergerechte und soziale Leistungen gebunden wird.

 

50.000 Menschen zeigten nun zum fünften Mal auf der Demo „Wir haben es satt“, was sie von der aktuellen Agrarpolitik halten. Werden ihre Anliegen von der Politik gehört?

 

Bundesregierung und Bauernverband sind hochgradig nervös angesichts der jährlich zunehmenden Zahl an Demonstranten. Erste Schritte zur Verbesserung der konventionellen Tierhaltung wären ohne diese Demos nicht erfolgt. Wenn es aber weiter so langsam, halbherzig und unbefriedigend voran geht, dann wird die Zahl der Demonstranten von Jahr zu Jahr noch weiter zunehmen.

(s.a. Video unter: http://www.demeter.de/verbraucher/aktuell/1-bio-empfang-des-boelw-video)

 

Fragen: Michael Olbrich Majer