Demeter

Bio-Szene: Streit um neue Methoden aus dem Gentechniklabor

Fragen an Antje Kölling, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Politik bei Demeter

Der Direktor der Ökolandbauforschungseinrichtung FiBL, Urs Niggli, sieht die neue Gentech- Methode CRISPR-Cas als eine Möglichkeit für den Ökolandbau. Die Bio-Verbände aber sind geschlossen skeptisch. Weshalb?

 

Bei CRISPR-Cas handelt es sich um einen molekularbiologischen Eingriff in die DNA. Aus ethischen Gründen – Stichwort Integrität der Pflanze –und gemäß IFOAM Prinzipien zum Ökolandbau lehnt Demeter solche Techniken für im Ökolandbau verwendete Sorten ab. Auch diese neuen gentechnischen Verfahren beruhen auf einseitigen Vorgehensweisen der Züchtung. Die Technik CRISPR-Cas verspricht, präzisere Erbgutveränderungen zu ermöglichen als die „klassische“ Gentechnik, sowie deren schnellere Vererbung über sogenannte „Gene Drives“. Doch auch bei dieser angeblich so präzisen Methode kann es unvorhersehbare Effekte in der DNA geben wie Untersuchungen zeigen.

 

Die Vertreter der CRISP-Methode verweisen unter anderem auf die effektivere Züchtung von krankheitsresistenteren Sorten und auf die Nachhaltigkeit.

 

Krankheitsresistenzen spielen in der Züchtung zu Recht eine wichtige Rolle. Deshalb berücksichtigen biodynamische Züchter schon immer besonders die Pflanzengesundheit, erfolgreich. Ökozüchter gehen davon aus, dass in vielen Fällen eine breitere genetische Basis langfristig gegen Krankheiten hilft. Resistenzen, die nur monogenetisch verankert sind oder nur auf wenigen DNA -Sequenzen beruhen, sind häufig anfällig für Resistenzdurchbrüche. Die ökologische Züchtung verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und setzt auf robuste, polygenetisch stabile gesunde Sorten. Bei den neuen gentechnischen Verfahren ist zudem ein gesellschaftspolitischer Aspekt problematisch: Bereits absehbar ist, dass auf viele dieser Techniken Patente vergeben werden.

 

Die EU-Kommission arbeitet zurzeit an einer Bewertung der neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR-Cas. Was ist jetzt zu tun?

 

Rechtsgutachten unterstreichen, dass CRISPR-Cas und eine Reihe anderer Verfahren eindeutig unter die Gentechnik-Definition des EU-Rechts fallen. Damit wären Risikobewertung, Risikomanagement, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung dieser Züchtungsverfahren vorgeschrieben. Auch Herr Niggli sieht Transparenz als notwendig an, damit Wahlfreiheit möglich bleibt. Es gibt jedoch eine starke Lobby, die versucht, die neuen Züchtungstechnologien unreguliert auf den Markt zu bringen. Sollte dies eintreten, müsste die Ökobranche eigene Prozesse entwickeln, um den Ausschluss dieser Techniken zu organisieren. Deshalb setzen wir uns jetzt im Schulterschluss auch mit einigen konventionellen Landwirten sowie Umweltverbänden dafür ein, dass EU-weit Gentechnik drauf steht, wo Gentechnik drin ist.

 

Fragen: Christine Brenner

Die CRISP-Cas-Methode ist eine neue molekularbiologische Methode, um einzelne DNA-Bausteine gezielt einzufügen, zu entfernen oder auszuschalten. Das Verfahren funktioniert grundsätzlich bei allen Organismen.