Demeter aktuell

Agrarpolitik für Bauern statt Märkte

Eine politische Europatournee für Demeter von Angelika Schall und Andreas Boegner

 

Frau Schall, Herr Boegner, sie haben in einigen Regionen Deutschland und in verschiedenen EU-Ländern Workshops mit Demeter- und Ökobauern durchgeführt, in denen diese ihre Wünsche an die Agrarpolitik formulieren: Welche Länder bzw. Regionen waren dabei? Was sind Ihre Erfahrungen?

Wir haben gerade die Tour im Auftrag des Demeter e.V. und (ideell) unterstützt von Demeter International beendet. Es war eine „Reise“ von ca.12 000 km in sechs Monaten durch sechs europäische Länder. Die Treffen liefen zum Teil während der Bestellung bzw. der Silage- und Heuzeit und manche Teilnehmer hatten, um dabei sein zu können, bis weit in die Nacht gemäht oder nahmen weite Wege von zweieinhalb Stunden in Kauf. Die Anzahl der Teilnehmer variierte von 4 bis 12. Abends waren alle erschöpft, aber auch begeistert darüber, wie viel man mit der Methode an einem Tag erarbeiten kann. Außerdem haben alle die gemeinschaftsbildene Kraft des Prozesses erlebt. So bemerkte ein Teilnehmer aus Ungarn: „Nicht stören; ungarische Bauern arbeiten sonst nie zusammen.“

 

Wie lief das ab? Und was, wenn sie das schon sagen können, brauchen die Bauern von den Politikern am dringendsten, damit ihre ökologischen und sozialen Leistungen von Dauer sind?

In sieben deutschen Regionen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Hohenlohe (Baden Württemberg), Hessen gemeinsam mit Rheinlandpfalz/Saarland, Franken, Niedersachsen (BGN) und Oberbayern hat das Team mit Hilfe der Arbeitsgemeinschaften eingeladen und Workshops mit Demeter-Bauern, -Gärtner, -Winzer, -Imker moderiert. Anschließend waren wir in Dänemark, Slowenien, Österreich, Ungarn, Frankreich und Holland, und haben dort z. T. auch mit anderen Ökoverbänden kooperiert. Der gemeinsame Prozess begann mit der sogenannten Wunschrunde: jeder Wunsch galt, ohne Diskussion. Gab es keine mehr, wurde nach Themenbereichen sortiert und in einem dritten Schritt formten die Teilnehmer eine gemeinsame regionale politische Botschaft. Das ging trotz langem Workshoptag gut, obwohl von der Methode her eigentlich zwei Tage dafür gerechnet werden. Auch wenn die Ergebnisse nicht statistisch repräsentativ sind, ist es doch eine Datengrundlage, die zeigt, dass die meisten Themen durch alle Länder und Regionen, wenn auch mit einem regionalen Zungenschlag, immer wieder auftauchen. Dazu zählen u. a. ein Verbot von AgroGentechnik und Patenten auf Leben, die Förderung und Forschung für biologische und biodynamische. Saatgutzucht, ehrliche Preise als Voraussetzung für die Abschaffung aller Subventionen und das Verursacherprinzip in der Landwirtschaft, die Wiederherstellung regionaler Strukturen, und weniger Gängelung der Bauern.

 

Wie geht es weiter mit den Ergebnissen?

Die Ergebnisse sollen mittels einer Ausstellung auf der Abschlusskonferenz des „Good Food Marches“ am 19. September in Brüssel im Europäischen Parlament präsentiert werden. Die Konferenz ist von Slow Food und dem ARC 2020 unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des europäischen Parlaments, Martin Schulz, organisiert worden. Dr Andreas Biesantz, der Demeter International und Eliant in Brüssel vertritt, bemüht sich außerdem um einen Termin im Kabinett von Agarkommissar Ciolos, um die Ergebnisse zu übergeben. Dr. Biesantz hat mit seiner inhaltlichen Unterstützung wesentlich zum Gelingen des europäischen Teils beigetragen.

 

Fragen: Michael Olbrich-Majer