Editorial

Dem Boden gerecht werden

Mit dem Pflug verbindet sich ein Mythos - die Tätigkeit des Bauern an der Erde ist auch mit anderen Bildern aufgeladen, als den rein am Zweck orientierten. Bei Leistungsschauen und Wettpflügen erfährt dies eine moderne Wandlung. Von Wettgrubbern z.B. habe ich noch nichts gehört. Die hohe Kunst, so tradiert dieser diffuse moderne Mythos, liegt im sauberen Wenden. Doch mit dem Pflug der Antike haben die heutigen Geräte wenig gemein. Und ob ein sauberer Acker das alleinige Kriterium ist für eine gelungene Bodenbearbeitung, darüber lässt sich trefflich streiten.

 

Pflügen ist im Ökolandbau (noch) selbstverständlich. Trotz eigens von Öko-Pionieren entwickelten Geräten, trotz langer Diskussion im Ökolandbau und vielen Gesprächen unter Landwirten um Lockern oder Wenden: die meisten pflügen. Dahinter stehen zwei unterschiedliche Bilder davon, was mit dem Boden bei der Bearbeitung zu geschehen hat: Boden in Ruhe lassen, ihn möglichst flach bearbeiten oder eben möglichst tief und gründlich umkrempeln. Vielleicht auch gegensätzliche charakterliche Aspekte der Landwirte: locker und schonend, "es" anders als üblich machen, oder sicher und sauber, aufreißen oder tief schürfen, umstülpen. Und bestimmt gibt es auch weltanschauliche Begründungsversuche für das eine oder andere.

 

Doch ist heute die prinzipielle Frage nach Wenden oder nur Lockern nicht mehr zeitgemäß. Die Erfahrungen mit Alternativen sind umfassend, so dass jeder Landwirt sich für das, was an seinem Standort passt , entscheiden kann. Manche Betriebe fahren sogar zweigleisig, z.B. wenn sie größere Flächen hinzupachten, oder bei unterschiedlicher Nutzung: im Demeter Betrieb Hofgut Rengoldshausen pflügt die Gärtnerei und der Landwirt praktiziert Dammkultur. Weißenbachs, ebenfalls Demeter, kombinieren gar zwei Verfahren der Dammkultur, Turiel und Kemink.

 

Das Positive: sowohl die pfluglosen Alternativen als auch die Pflüge entwickeln sich weiter. So gibt es auch im Ökolandbau funktionierende Direktsaatverfahren, bisher waren diese wegen der Kombination mit Herbiziden auf den konventionellen Landbau beschränkt. Und, es gibt inzwischen auch Forschungsergebnisse dazu, wie sich die unterschiedlichen Verfahren der Bodenbearbeitung wie z.B. Pflug, Schichtengrubber, Zweischichtenpflug, Dammkultur, oder Stoppelhobel im Ökolandbau auswirken.

 

Vorteile des Pfluges gibt es auf vielen Standorten, schaut man auf Ertrag oder Unkrautdruck, bei phytosanitären Gesichtspunkten und anderen Fruchtfolgeaspekten wird es schon weniger eindeutig. Und geht es um Erosionsschutz und Energieeinsparung, liegen die pfluglosen Verfahren klar vorne, selbst die "Hybridgeräte" wie der Zweischichtenpflug sparen schon Zugkraft und Sprit. Letztlich geht es im Ökolandbau darum, den Vorfruchtwert zu erhalten, boden-, termin- und fruchtgerecht. Der Pflug ist da als Universalgerät ein Kompromiss, und es geht eben auch, dass man seine Einzelwirkungen auf verschiedene Geräte verteilt und das ein oder andere besonders betont wird, Boden öffnen, Mischen, oder Wenden - z.B. flach mit dem Ecomat. Der Standort entscheidet. Das erfordert aber mehr Investition in Gerätschaften, zumal, wenn der Pflug gelegentlich dann doch zum Einsatz kommt.

 

Ein ganz anderer Aspekt ist allerdings noch unerforscht: kann man den "Eingriff" in den Boden durch Begleitmaßnahmen "optimieren"? Es gibt z.B. Ideen mit verkupferten Streichblechen oder Edelsteinen auf dem Schlepper. Vielleicht ist was dran, vielleicht lohnt es sich auch, hier schon über eine Präparateanwendung nachzudenken, je nachdem , welches Ziel man mit der aktuellen Bearbeitung verfolgt.

 

Ihr