Editorial

Zurück zum Pferd?

Im Wald ist Pferdearbeit mittlerweile wieder anerkannt: Holz rücken mit Huftieren, das schont den Boden und ist manchmal praktisch bei unwegsamen Lagen. In der Landwirtschaft ist das anders, da sind es nur einzelne Ökobauern und Biogärtner, die es mit dem Pferd wieder versuchen.

 

Als ich vor Jahren Demeter-Landwirt Adolf Goedecke besuchte, träumte er, eigentlich mit dem Wiedereinrichten des elterlichen Gutes in der ehemaligen DDR beschäftigt, davon, Landwirtschaft mehrspännig mit Pferden zu betreiben. Das ist fünfzehn Jahre her. Inzwischen hat sich in Deutschland eine Interessensgemeinschaft rund ums Zugpferd etabliert (IG Zugpferd) und man schaut auch über Ländergrenzen hinweg, wenn es um Technik und Geräte geht.

 

Die Gründe dafür sind zum einen ökologische, Boden schonen, fossile Energie sparen; zum anderen ist es die Freude daran, mit Tieren statt mit Traktoren zu arbeiten und so in einer durchtechnisierten Landwirtschaft einem seelischen Element in Form der Zusammenarbeit mit dem Pferd einen Raum zu schaffen. So gab es vor einigen Jahren den Trend bei Ökobauern und vor allem Ökogärtnern, es doch einmal mit dem Pferd zu versuchen, mit Begeisterung und Überzeugung. Doch auch Verbraucher gehen heute nicht mehr davon aus, dass Öko-Landbau vor allem Handarbeit oder tierische Anspannung bedeutet. Und bei den Betrieben ist der Trend wieder abgeebbt, eine Reihe von ihnen hat die Arbeitspferde wieder abgeschafft.

 

Der Einsatz von Pferden ist hierzulande mehr Reminiszenz an eine Zeit, wo die Verbindung zum Tier und zu Pferdestärken das Leben und Erleben vieler Menschen ganz anders und intensiv prägte wie das der Kutscher, Pferdeknechte, Bauern, Reiter. In der Arbeit mit dem Tier werden völlig andere Eigenschaften von uns gefordert, als wie wir sie heute pflegen. Das wird heute vor allem pädagogisch und therapeutisch genutzt: Stetigkeit und Verlässlichkeit sind für ein Arbeitstier, das mehr als zwanzig Jahre alt wird, lebenswichtig, aber wer denkt heute in solchen Zeiträumen? Da gibt es längst zwei, drei neue Schlepper„generationen“. Doch kann man im Arbeiten mit dem Zugtier eben gut bestimmte Fähigkeiten erüben, auch in der landwirtschaftlichen Ausbildung. Neben der Pädagogik und dem Spaß gibt es noch historische Landarbeitstage, Kutschfahrten und ähnliches als Perspektive. Und hier und da den Einsatz im Lohn, um dem Betrieb etwas Lebendigeres zu geben.

 

All diese Einsatzmöglichkeiten ändern nichts daran, dass der Pferdeeinsatz eine Nische bleibt, solange der Diesel relativ preiswert ist und die Arbeitskosten für das Vorhalten und Anrüsten von Arbeitspferden hoch sind.

 

Doch für die Kleinbauern dieser Welt sieht das völlig anders aus: tierische Zugkraft, auch die von Rindern, ist oft die einzige, die für sie überhaupt erschwinglich scheint. Sie bedeutet Energieautarkie, ist auf jedem kleinen Feld einsetzbar, und kapitalextensiv. Hierfür würde es sich lohnen, effiziente Geräte zu entwickeln und Investitions- bzw. Ausbildungshilfe zu geben.

Was hierzulande geht – darüber informiert Sie diese Ausgabe.

 

Ihr