Editorial

Von Bienen und Menschen

Das Imkern erlebt einen neuen Aufschwung. Der Umgang mit der Biene als Haus- bzw. Nutztier vermittelt eine erlebbare Pforte zu den Geheimnissen der Natur. Dazu kommt, wer Bienen hält, tut etwas Gutes: für die Insekten selbst, für den Zusammenhalt der Natur und etwas für die Freunde, mit Honig, Wachs oder selbstverarbeiteten Bienenprodukten. Inzwischen hat fast jeder jemanden im Bekanntenkreis, der mit dem Imkern angefangen hat, und sei es in der Stadt.

 

Seit unserer letzten Schwerpunktausgabe zur Honigbiene hat diese viel Aufmerksamkeit erfahren: mit einer Reihe von Filmen, in denen das Imkern und die Probleme der Bienen mit der heutigen Zivilisation thematisiert wurden. Eine Reihe aufschreckender Meldungen, wie zu Zwischenfällen mit Agrarpestiziden, dem Monitoring zum ungeklärten Bienen­sterben, oder zur Frage, ob Honig mit Pollen gentechnisch behandelter Pflanzen verunreinigt sein darf. Dieses Thema schaffte es bis zum Europäischen Gerichtshof und breit in die Medien. Zugleich entdeckten viele, auch jüngere Menschen und Frauen, verstärkt durch die Renaissance des Kleingartens, die Freude an der Bienenhaltung, eher des Erlebnisses halber als um Honig zu ernten. Die überalterte Imkerschaft bekommt nun doch Nachwuchs.

 

Sogar die Imkerverbände sind inzwischen politisiert, mussten sie doch erfahren, dass seitens der Politik wenig Hilfe für ihre Probleme zu erwarten ist. Meist wird verschoben, wie beim Moratorium für Neonicotinoide oder an die Forschung verwiesen, deren Ergebnisse aber erst nach Jahren da sind und dann in der Abwägung der Interessen – Agrarchemie, Landwirte, Imker – in dieser Reihenfolge bewertet werden. Imkerei dürfe nicht zu einer Gefährdung der Agro-Gentechnik werden, diese implizite Begründung des Verwaltungsgerichts Leipzig bringt den Berufsimkerbund zu Recht auf die Palme. Längst arbeiten alle Imkervertreter in diesen Fragen eng zusammen, wie auch bei konkreten und politischen Aktivitäten zum Sichern der abnehmenden Sommertracht.

 

Auch die Demeter-Imker sind daran beteiligt, teils sogar treibende Kraft wie der Verein Mellifera, der sowohl bei Gentechnik als auch blühenden Landschaften erfolgreiche Netzwerke geschaffen hat. Dass es eine andere, eine wesensgemäße Art der Imkerei gibt, spricht sich von da aus herum, auch die Zahl der Demeter-Imker nimmt zu. Allerdings lohnt nicht für jeden eine Zertifizierung, die meisten Demeter Imkereien werden als Hobby oder um Nebenerwerb betrieben, anders als bei Bioland, wo sich die meisten Öko-Imker finden. Insgesamt wird die Zahl der ökologischen Imkereien in Deutschland auf 320 geschätzt, ca. 50 Imker leben davon.

 

Was bis heute fehlt, ist ein Lehrbuch zur wesensgemäßen Bienenhaltung, selbst zur ökologischen informiert nur ein dünnes Buch. Immerhin gibt es den Ausbildungsverbund, der in sechs Regionen über Deutschland verteilt Grundlagen der wesens­gemäßen Imkerei vermittelt. Denn dass Imkern so am meisten Spaß macht, ist offensichtlich: mit dieser Haltung kommt man dem faszinierenden Wesen Bienenvolk, dem Bien, am nächsten.

 

 

Ihr