Editorial

Bio = Entwicklung vor Ort

Regional schlägt Bio, jedenfalls in der Verbrauchergunst. Zwar sind viele regionale Produkte nur durch die Adresse des Inverkehrbringers regional, aber der Konsumentenwunsch zeigt auch eine realistische Einschätzung des Lebensmitteleinkaufs: Käme alles aus der Region, wäre das nachhaltiger. Gerade erst diskutierten einige Medien lange Lieferketten auch bei Bio. Manche Demeter-Produkte haben es nur durch die regional bezogene Einkaufsstrategie von Supermärkten in diese geschafft.

Der Begriff Region ist schwierig zu definieren: Am westlichen Ende eines Landkreises kann sie schon anders sein als am östlichen. Region ist ein Gebiet, in dem das Erleben der Bewohner weitgehende Überschneidungen zeigt – und dadurch gemeinsame Bilder von etwas wie Heimat erzeugt: die Witterung, die Landschaft, die Sprache, typische Lebensmittel, der Fußballverein, Ausflugsziele, die Farbe der Kühe oder Pflanzensorten.

Diese Standortbezogenheit bringen heute eigentlich nur Öko-Betriebe und -Hersteller auf den Esstisch, repräsentieren eine ländliche Region als großer Hof, durch gemeinsame Vermarktung bzw. Öffentlichkeitsarbeit oder als regional verankerter Verarbeiter: Das reicht vom Marktstand oder Transparenz der Herkünfte bis zur Organisation, z.B. in einer Regionalwert AG oder Bio-Region. Dabei gibt es starke Bio- bzw. Demeter-Regionen wie etwa Bodensee oder Chiemgau, aber auch welche mit reichlich Entwicklungsbedarf, meist in den ohnehin abgehängten Gegenden.

An Initiativen gibt es insgesamt keinen Mangel: Tag der Regionen, Regionalwert AG, Öko-Modellregionen der Länder, Regional-Marken etc. Dennoch gibt es diese Lücken und es stellt sich hier und da die Frage der Effizienz, z. B. bei der Erfassung der Rohware, weil das heimische Bioangebot teils dafür noch nicht groß bzw. dicht genug ist. Die regionalen Strukturen der Öko-Verbände arbeiten daran.

Letztlich entscheidet sich die Zukunft unserer Erde vor Ort. Millionenfach. In den Entscheidungen, die wir für unseren Alltag treffen. In unserem Zusammenwirken mit anderen. In der Summe. Und im Verhandeln, auch im politischen, eines Rahmens dafür. Dafür ist das Kriterium des Preises zu relativieren: selten sind der Weltmarkt oder die EU-weite Ausschreibung der nachhaltigste Schritt.

 

Herzlichst Ihr