Editorial

Die Kräfte der Pflanzen …

… wirken auch in rein äußerlich angewendeter Form, nicht nur bei Verinnerlichung durch Verzehr. Darauf vor allem beruht der kosmetische Nutzen von Blüten, Blättern, Früchten und dem, was daraus gewonnen wird.

Zugegeben, es war die Idee meiner Kollegin, daraus einen Schwerpunkt zu machen, ich war mir nicht so sicher, ob das Thema Bauern und Männer erreicht, die näher bei Melkfett als beim Barbershop zu finden sind. Aber sie sind es meist, die die Pflanzen kundig als Rohstofflieferanten anbauen.

Dazu muss man Spezialist*in werden – und es können angesichts des Nachfrageüberhangs gerne mehr werden, auch bei einheimischen Pflanzen, wie das Beispiel des Herstellers Taoasis zeigt, der in Niedersachsen selbst Lavendel anbaut. Es ist also nicht so schwer und es gibt mit Ökoplant e. V. auch einen gut aufgestellten Austausch unter Erzeugern.

Dennoch ist es für viele Hersteller ein aufwändiges Geschäft, gute Rohware zu organisieren. In Demeter-Qualität wird es noch schwieriger, Mengen für größere Unternehmen, z. B. Weleda oder Wala verfügbar zu haben, trotz Investitionen in Anbauprojekte und eigener Erzeugung.

Naturkosmetik boomt, der Jahresumsatz in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt auf 1,2 Milliarden (2017) über alle Verkaufskanäle. Deutschland ist der mit Abstand größte Markt für Naturkosmetik in Europa, weltweit liegt der Umsatz ungefähr beim zehnfachen. Der Naturkosthandel profitiert davon im Gegensatz zu Drogeriemärkten noch zu wenig, auch wenn die zeitgleich mit der Biofach-Messe stattfindende Vivaness­-Messe für Naturkosmetik einen anderen Eindruck hinterlässt.

Dabei ist es durchaus geregelt, was sich Naturkosmetik nennen darf: Zwei Siegel gibt es, das des Bundesverbandes deutscher Industrie- und Handelsunternehmen BDIH „Kontrollierte Naturkosmetik“, und „Natrue“. Deren Kriterien legen die Latte hoch, auch bezüglich des ökologischen Anbaus der pflanzlichen Rohstoffe. Demeter gestaltet seine Kosmetikrichtlinie gerade detaillierter. Doch setzen sich hohe Standards im Verbraucherbewusstsein und Kaufverhalten gegen die vielen ähnlich wirkenden Trittbrettfahrer, die auch mit „Natur“ werben, hinreichend ab?

Wie auch immer: Der Markt ist nach wie vor rege, neue Trends gibt es ständig, aktuell vegane Kosmetik, Haarseife statt Flüssigshampoo oder Bio-Friseure. Die Frage nach den vielen Kunststoffverpackungen dürfte die nächste sein.

 

Herzlichst Ihr