Editorial

Abschied vom Feld?

In Medien, die sich am Rande mit der Zukunft der Landwirtschaft beschäftigen, sind gerade zwei Extreme eher hipstermäßiger Agrarkultur angesagt: vegane Permakultur, Terra-Preta-Gärten, spezialisierte Mini-Gärtnereien oder urbane Gartenbauprojekte mit dem Anspruch, die Landwirtschaft zu reformieren – auf der anderen Seite Indoor-Pflanzung, Schweine im Hochhaus, Kühe auf dem Boot, Landwirtschaft im keimfreien Hochsicherheitsgebäude oder mit digital und gentechnisch mobilisierten Reserven. In diesen Bildern von Landwirtschaft kommen Bauern eher nicht vor, schon gar nicht als Lebensentwurf, der sich dem, was am heimatlichen oder gewählten Ort ist, verbunden und verantwortlich fühlt – all inclusive, vom Boden bis zum Sozialen.

Zugleich wird politisch verhandelt, welche Art Landwirtschaft zukunftsweisend ist, in ministerialen Gesprächsrunden zu Tierwohl oder Artenschutz, in Demonstrationen derer, die alles so lassen wollen wie es ist, im Ringen um die nächste Periode der EU-Agrarpolitik oder in der Farm to Fork Strategie der EU, die auf 25 % Ökolandbau bis 2030 zielt und mit helfen soll, Wirtschaft und Klima zu retten. Also, die Landwirtschaft ist weniger in der Krise (abgesehen von der aktuellen Trockenheit), als vielmehr im Blick gesellschaftlicher Veränderungen und Ansprüche.

Und die Nachfrage nach Ökoprodukten boomt. Doch kann sich der Ökolandbau, können sich Öko-Verbände und -Landwirte nicht auf den Lorbeeren ausruhen, zu groß sind die Herausforderungen durch Klimaschutz und Ernährungssicherung.

Da geht es vor allem darum, Mensch und Land enger zu verbinden, kultivierte Böden weder brachfallen noch degradieren zu lassen bis hin zum regionalen Wassermanagement auch hierzulande. Wie effiziente Landnutzung geht, zeigen traditionelle Systeme der Bewässerung und Terrassierung weltweit, nur wer leistet solche Arbeit heute noch? Landflucht überall. Industrielle Monokulturen auf besten Böden oder Tierfabriken sind ebenfalls keine Lösung für Ernährungssicherheit und Klimaresilienz.

Der Ökolandbau als System vereint gute Traditionen mit vielen innovativen Ansätzen, wie Alternativen zur rein pflügenden Bodenbearbeitung, wie Weite Reihe, Dammkultur, System Immergrün, gezielter Bodenaufbau, u. a. mit Kompostierung, Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, die meisten tendenziell klimaschonend bzw. klimaangepasst aber noch genauer zu untersuchen. Und wir müssen sicher über ungewohnte Anbauverfahren nachdenken: ob Elemente des Agroforstes, Streifenkultur, Schnittguttransfer, für den Ökolandbau optimierte Sorten und Rassen und über Elemente der Permakultur, z.B. wasserbauliche Maßnahmen. Der Maßstab für eine im umfassenden Sinne regenerative Landwirtschaft heißt Effizienz. Und zwar im Umgang mit Ressourcen.

Für all das braucht es Menschen, die sich praktisch für eine Weiterentwicklung des Ökolandbaus einsetzen, seien es Innovationen auf dem Feld oder ermutigende Bilder bei Instagram.

 

Herzlichst Ihr