Editorial

Grasverwertung

Diese Ausgabe wimmelt von Kuhbildern. Aus gutem Grund. Das Rind als Repräsentant der Wiederkäuer erfüllt nach wie vor eine essenzielle Rolle im Ökolandbau für Nährstoffversorgung und gesunde Böden – weltweit. Wo hierzulande beste Böden in den Börden sind, grasten einst Herden von Steppenweidern. Aber auch jenseits des Ökolandbaus gesehen sind die Wiederkäuer essenziell für die Ernährungssicherung: eine halbe Milliarde Menschen lebt da, wo nur Gras, mal reichlich, mal kümmerlich wächst, und nutzt dies (und auch Büsche) zur Weide bzw. direkten Existenzsicherung durch Erzeugen von Fleisch, Milch, Wolle und mehr.

Das wird in der Diskussion um Veganismus und Tierhaltung häufig übersehen, denn Hirten sind hierzulande rar, nicht sehr präsent. Hirtenvölker sind bedroht, durch Klimawandel und Dürren, durch den Flächenbedarf rapide wachsender sesshafter Bevölkerungen, durch staatliche Zwangsansiedelung etc.

In den Staaten der sogenannten ersten Welt, stellt sich das Problem anders. Hier gibt es eher zu viel Vieh, auf Basis von Importfuttermitteln gehalten oder es wird gefüttert, was auch Menschen zur Nahrung dienen könnte. Doch gibt es auch in Deutschland absolutes, nicht anders als durch Wiederkäuer nutzbares Grünland, gibt es die Notwendigkeit, Klee für die Bodenfruchtbarkeit anzubauen, und es ist aus dem folgend eine ökologisch und auch ethisch sinnvolle Weide-Tierhaltung möglich, wie viele Biobetriebe zeigen.

Doch wird es zunehmend schwieriger mit dem Nachwuchs an Tierhaltern auch auf Öko-Betrieben: viel Arbeit, wenig Lohn, im gesellschaftlichen Kreuzfeuer. Doch um offene Landschaften auf 4 bis 5 Mio. Hektar zu erhalten, kann sich die Gesellschaft nicht Horden von Landschaftspflegern auf zwei Beinen leisten. Also schon aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes braucht es hier ein Umdenken. Klimaschutz durch im Grünland effektiven Humusaufbau und Nutzen von Futter ohne lange Transportwege kommen als Vorteile noch hinzu.

Der Klimawandel aber macht den Landwirten zu schaffen, lange Trockenperioden lassen das Futter knapp werden. Mittelfristige Maßnahmen werden hier in dieser Ausgabe dargestellt, aber setzt sich dieser Trend fort, nagt auch das an der Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung. Dem ökologischen Management von Wiesen, Weiden und Weidetieren gehört künftig mehr Aufmerksamkeit, gerade in der Züchtung und Forschung, vor allem unter den Aspekten Effizienz, Klimaschutz und Artenvielfalt.

 

Herzlichst Ihr