Editorial

Die Rebe spricht im Wein

In kaum einem landwirtschaftlichen Erzeugnis lässt sich das Biodynamische so klar herausschmecken wie im Wein. Das was Boden, Landschaft, Pflanze und Frucht ausmacht, kann mittels biodynamischer Maßnahmen am besten zum Ausdruck gebracht werden. Das Terroir entsteht allerdings nicht im Weinberg allein – auch die Verfahren im Keller leisten dazu einen nicht unerheblichen Beitrag. Schließlich geht es um eine bestimmte Reife- und Resilienzqualität wie auch um eine Kommunikation des Mikrobioms der Rebe und des Bodens mit dem Mikrobiom, das im Keller aktiv wird, bzw. gern gesehen wird. Kein Wunder, dass sich immer mehr Winzer für biodynamische Verfahren interessieren.

Bei aller landschaftlichen Verschiedenheit und individuellen Vielfalt der Winzer spielen natürlich auch deren Handschrift und Vertriebswege eine Rolle. Und so finden wir Demeter- Wein für 3,99 im Fußbereich von Supermarktregalen ebenso wie es Rieslinge zum zehnfachen Preis im Weinhandel gibt. Das Angebot an Demeter- bzw. biodynamischen Weinen ist also breit gefächert über die Qualitätsstufen.

Hier gibt es inzwischen viel Flexibilität in den Bezeichnungen, und auch Cuvees sind hierzulande nicht mehr nur zweitklassig. Hinzu kommen neue Trends, Orange Wine, also Weißweine auf der Maische greift, und Naturwein, dessen Definition gerade am Entstehen ist, wozu die Praktiken vieler Demeter-Winzer beitragen.

Nur mit Natur geht es allerdings auch bei Ökoweinen nicht: Pflanzenschutz in diesem nassen Jahr 2021 war keine Freude. Noch immer braucht es Kupfer und ja, auch noch Kaliumphosphonat. Auch wenn manche Winzer es schon lange ohne beides schaffen. Hier zeigt sich konsequente Biodynamik erfolgversprechend – diese fängt eigentlich bei der Rebzüchtung an. Das meint zum einen die Unterlage, zum anderen die so genannten Piwis, Sorten, die pilzwiderstandsfähiger als die althergebrachten sind. Die aber brauchen zum einen Erläuterung für den Weinkunden und Kenner, und zudem mehr Wissen darüber, welche Sorten geschmacklich und standortbezogen überzeugen. Doch gibt es bereits eine Reihe Demeter-Winzer, die sie im Weinberg haben.

Hierzulande gibt es mehr als hundert Demeter-Winzer, aber gerade international betrachtet verbreiten sich biodynamische Verfahren im Weinbau rasch. Qualitäten und Preise steigen. Dazu passt, dass der Weinkonsum eher rückläufig ist bzw. sich zum Genuss höherwertiger Weine entwickelt.

Hier setzen viele Demeter Winzer an, an der Freude am guten, sprechenden Wein. Die lässt sich zelebrieren und durch Lernen verfeinern. Vieles war coronabedingt in den letzten zwei Jahren nicht möglich, das hat auch die Vertriebswege von Demeter-Winzern berührt, z. B. der Ausfall der Gastronomie. Hoffen wir also nicht nur auf weiter gute Jahrgänge, sondern auch, dass wir sie wieder gemeinsam feiern und präsentieren können.

 

Herzlichst Ihr