Editorial

Hightech Gärtnern vs. Biodynamisch

In den letzten Jahren gab es, vor allem bei jüngeren Menschen in Deutschland eine Rückbesinnung auf den Wert guter Lebensmittel und die Wertschätzung derer, die sich darum kümmern. Das stärkte auch den Trend zum Selbermachen, ob Wursten, Imkern oder Gärtnern, befeuert durch die zwei Corona-Jahre und aktuell durch den Überfall der russischen Armee auf die Ukraine, der die Bedeutung regionaler Lebensmittelversorgung ins Bewusstsein brachte.

So boomen nicht nur Solidarische Landwirtschaft, Saisongärten und der biodynamische Kräuterbalkon, sondern auch Indoor-Farming und vollausgestattete Minigewächshäuser für die Mietwohnung. Kurz vor Weihnachten hat Spiegel-online solche Indoor-Gärten getestet, Supermärkte bieten ihren Kunden vertikale Schauproduktion von frischem Gemüse und Unternehmen wie Infarm liefern die Hard- und Software. Infarm z. B. beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter und sammelt Investorengelder für elektronisch gesteuerte Growing Center, die der pestizid- und gentechnikfrei aufwachsenden Pflanze alles bieten, was sie braucht, außer Boden, Sonne, Lebewesen. 2023 findet sogar eine Messe zu solcher „controlled environment agriculture“ statt. Solche Smart Gardens machen hoffentlich Lust auf das wirkliche Gärtnern, schon, weil das weniger Energie frisst und mehr Abenteuer bietet. Vom Marketing jedenfalls können sich auch Bio-Gärtner noch inspirieren lassen. Zugleich wächst die Zahl der Marktgärtner, Kleinbetriebe mit nur ein, zwei Hektar, die sich auf gut zu verkaufende Gemüse und Kräuter spezialisieren, mit persönlich versorgtem Kundenstamm.

Auch die Demeter-Erwerbsgärtner arbeiten an Innovationen im Öko-Gemüsebau, hat sich die Gemeinschaft in Form von Delegiertenbeschlüssen doch große Schritte vorgenommen: mehr Betriebsorganismus, z. B. hin zu mehr Tier, ob nun auf vier Beinen oder als Futter-Mist-Kooperation, weg von organischem Handelsdünger aus Nicht-Bio-Quellen, mehr samenfeste Sorten und das in ökonomisch schwierigen Zeiten für hochwertiges Gemüse …

Wäre zu hinterfragen, warum Supermärkte auf Techno-Gemüse setzen, statt auf original biodynamisches, samenfest, mit Geschmack und regionaler Frische. Hier müssen im Verband noch Überzeugungsarbeit geleistet und Wege in den Markt gespurt werden.

Nicht jede/r hat einen Hausgarten, der biodynamisch bewirtschaftet werden kann – aber selbst bei Hausgärtnern hätte das Biodynamische noch mehr Potenzial. Denn leckeres Gemüse und Obst hat eigentlich an Ansehen gewonnen, ob nun selbst angebaut oder vom Erzeuger des Vertrauens.

 

Herzlichst Ihr