Editorial

Mix it, Bauer!

Zugegeben,das Motto stammt im Original aus der Werbung, aber warum nicht für Gemischtbetriebe, Mischkultur, Vielfalt in der Tierhaltung, Streifenanbau, Agrobiodiversität und Agroforst werben? Die lineare, zweidimensionale Produktionsweise, sei es auf der Fläche, sei es als Verfahren auf Input-Output-Basis hat als Standardmodell der Landwirtschaft ausgedient, wenn wir in die Zukunft blicken. Genetischer Mix beim Getreide oder bei den Salatsorten, dreidimensionale Landwirtschaft, um die Sonne besser zu nutzen, aber auch Apfel-Huhn und Schafe im Weinberg sind neue Aspekte in der Erzeugung. Manche Winzer arbeiten mit dem gemischten Satz. Diversifizierung mit Bereichen neben der Landwirtschaft bis hin zum Mix aus Landwirtschaftsbetrieb und Solidarischer Landwirtschaft ermöglicht schon länger die Verknüpfung verschiedener Betriebszweige. Auch bei den Rechtsformen gibt es gemischte Modelle, wie Vereine oder Genossenschaften als Träger anstelle der Unternehmerfamilie oder Betriebsgemeinschaften oder Kooperationen statt Alleinverantwortung. In Vermarktung und Kommunikation ist heute ohnehin ein Mix verschiedener Wege und Kanäle erforderlich.

ÖkologischeResilienz entsteht durch standortgemäße Vielfalt, ökonomische Resilienz durch das Gestalten des sozialen Umfeldes auf Grundlage der ersteren. Die Anpassung an den Klimawandel fordert ebenfalls Risikostreuung durch gemischte Ansätze von der Anbauplanung bis zur Ausrichtung des Betriebs. Biologisch-dynamisch steht Vielfalt ohnehin auf der Checkliste zur Betriebsplanung. Das Mischen, ob nun beim Halten von Nutztierarten oder Biotopen ist direkte Anregung aus Steiners landwirtschaftlichem Kurs. Und ist nicht auch der Kompost ein Gemisch? So wie das Fladenpräparat?

Füreine ausoptimierte Landwirtschaft, die nach wie vor ertragsfixiert zulasten der gesellschaftlich-ökologischen Koppeleffekte arbeitet, bedeutet das einen Richtungswandel. Den sehen zwar viele Landwirte, nicht nur Biobauern, aber in der politischen Umsetzung ist davon trotz jahrelanger Debatten wenig angekommen. Hier wird es langsam Zeit, die Weichen eindeutig zu stellen. Denn sonst schreitet die Konzentration auf immer weniger große Betriebe ohne Tiere fort.

Dabeiist allein schon für den Boden der Gemischtbetrieb das Beste. Umso wichtiger wird es künftig, die Vielfalt dessen, was durch Landwirtschaft entstehen kann, einzelbetrieblich konkret abzubilden und in ökonomische Relevanz zu bringen – am Markt oder in der Politik: zum Beispiel mit dem Leistungsrechner der Regionalwert Leistungen. Denn weder Menschen und erst recht landwirtschaftliche Betriebe sind eindimensional nicht zu verstehen: das Netzwerk des Lebens hat biologisch-ökologische, wirtschaftliche, soziale und regional-lokale Aspekte, die es zu pflegen und zu würdigen gilt.

 

Herzlichst Ihr