Editorial

Biodynamische Vielfalt und Zusammenarbeit

Während der Heftplanung sammelten wir Ideen zum Thema „Demeter in Europa“ – vorrangig kamen uns landestypische Spezialitäten wie Wein, Oliven oder Pasta in den Sinn. Doch es sollte kein Schwerpunkt „Essen“ werden, auch wenn es diese Produkte symbolhaft auf das Cover geschafft haben. Uns interessieren die Menschen, die biodynamischen Initiativen in Europa. Wo sind sie aktiv? Welche Themen beschäftigen sie? Wie entwickelt(e) sich die Biodynamik in ihrem Land?

Nach den ersten Impulsen für die biodynamische Wirtschaftsweise, den Vorträgen Rudolf Steiners 1924, folgten bald erste Betriebsgründungen bzw. -umstellungen: 1926 Loverendale in den Niederlanden, 1927 der Wurzerhof in Österreich oder 1928 Hof Marienhöhe bei Berlin. Aus dieser, anfangs auf den mitteleuropäischen Raum konzentrierten, Entwicklung heraus fand die Biodynamik schnell europa- und sogar weltweit Anklang. Im Jubiläumsjahr 2024 sind die meisten Demeter-Betriebe in Deutschland (1.772), Frankreich (947), Spanien (467), Italien (454) und in der Schweiz (419) ansässig. Ein ähnliches Bild gilt für die Verarbeiter und Händler.

Die Zahl der Erzeuger in Frankreich hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt, in Griechenland etwa verdreifacht und in Spanien sogar verachtfacht! Woher kommt dieser Aufschwung? Für die Verbreitung der biodynamischen Idee sorgen die Initiativen, die Praktiker. Ihre Produkte überzeugen die Verbraucher:innen mit hervorragender Qualität und Geschmack – bestätigt auch der aktuelle Ernährungsreport 2024 des BMEL: Hauptsache, es schmeckt! Allerdings ist Bio oder Demeter nicht in allen Ländern gefragt. Daher sind Erzeuger, etwa aus Spanien oder Griechenland, auf den starken Bio- & Demeter-Markt in den DACH-Staaten angewiesen. Neben Angebot und Nachfrage stellt auch der Klimawandel die Demeter-Akteure vor zunehmende Herausforderungen: Starkregen, Dürre, Spätfröste – egal ob in Slowenien, Litauen oder Portugal.

Die Gemeinschaft der Biodynamiker in Europa ist stark und engagiert – Praktiker treffen sich, um voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen: Beim jährlichen get together in Dornach, auf Exkursionen internationaler Arbeitsgruppen, in Züchtungsvorhaben oder Forschungsprojekten. Aus der Gemeinschaft heraus entsteht Neues. Dabei wird deutlich, dass die biodynamische Gemeinschaft über politische Grenzen hinweg verbunden ist, und – vielleicht auch als Gesamtorganismus – trotz unterschiedlicher Voraussetzungen an einer Sache arbeitet: Den Planeten Erde gut zu behandeln. Dafür arbeiten wir zum Wohle der Menschen, der Tiere, der Pflanzen und des Bodens; pflegen (Kultur)Landschaften, hinterfragen Dinge und forschen weiter.

Oder, wie es jüngst beim Biodynamischen Wissenschaftssymposium formuliert wurde: Mit Biodynamik in die Zukunft!

 

Herzlichst Ihre