Ernährung

Ein Vegetariertag in der Woche

Nach Gent denken jetzt auch deutsche Städte darüber nach

 

Die Stadt Gent in Belgien hat es vorgemacht: Seit 2009 ist der Donnerstag Vegetariertag. Dies bedeutet, dass die Stadt in Kooperation mit Restaurants, Kantinen, Kitas, Schulen und Lebensmittelgeschäften an jedem Donnerstag der Woche zu fleischfreien Mahlzeiten aufruft. Vegetarische Rezepte werden veröffentlicht, Hotels, Restaurants und städtische Küchen bieten fleischfreie Mahlzeiten an. Hintergrund der Kampagne ist nicht, die Menschen zu Vegetariern zu machen, sondern den hohen Fleischverbrauch zu senken. Anlass war die Klimadebatte und Weltklimakonferenz. Der weltweit hohe Fleischkonsum verursacht durch die Tierzucht und die damit verbundene Massentierhaltung mehr Treibhausgase als alle Autos. Die Initiative ging übrigens von den Bürgern aus und nicht von den Rathauspolitikern. Bereits ein fleischfreier Tag pro Woche bei allen 240.000 Bürgern Gents brächte übers Jahr soviel Einsparung wie 18.000 Autos jährlich emittieren. Natürlich gibt es Unterschiede in der Tierhaltung und ihrem Einfluss auf das Klima. Aber zur Erzeugung tierischer Produkte muss ein Vielfaches an Energie, Ackerfläche, Futter und Dünger aufgewendet werden als für pflanzliche. Und fast 90 kg Fleischverbrauch pro Person und Jahr in Mitteleuropa sind eindeutig zu hoch. Da wir Europäer zusammen mit Amerika zu den großen CO2-Erzeugern gehören, wäre ein Verzicht in unseren Wohlstandsländern angebracht, ohne ständig auf die Schwellenländer zu schauen, bei denen der Fleischverbrauch zurzeit – von viel niedrigerem Niveau an – stärker ansteigt.

 

Als Nebeneffekt käme das vegetarische Essen der eigenen Gesundheit zugute. Zu viel Fleisch belastet, mit gesättigten Fettsäuren, zu viel Eiweiß und Cholesterin. Rotes Fleisch steht im Verdacht, Krebs fördernd zu wirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für die Betriebsgastronomie (Kantinen) und Schulverpflegung sogar zwei bis drei fleischfreie Mittagsmahlzeiten bei fünf Tagen. Dies würde zwei wöchentliche Vegetariertage bedeuten, mehr als die Veggikampagne fordert. Ein Tag ist extra für Fisch vorgesehen, ein bis zwei Fleischmahlzeiten und zwei bis drei vegetarische mit Eiern, Milcherzeugnissen oder Hülsenfrüchten als Eiweißquelle bei fünf Tagen Gemeinschaftsverpflegung.

 

Inzwischen hat die Bürgerstiftung Bremen auch für die Stadt Bremen zu einem wöchentlichen Veggitag am Donnerstag aufgerufen. Sie hofft, dass sich möglichst viele Bürger und Küchen anschließen. Dabei geht es nicht darum, das Fleisch zu verteufeln, sondern beim Essen genauer hinzusehen, regionale Produkte bevorzugen und am Donnerstag auf Steak, Schnitzel, Bratwurst oder Schinken zu verzichten. So soll der Veggiday – wie er in Deutschland genannt wird – Gelegenheit geben, seine Ernährungsgewohnheiten zu überdenken – nicht nur beim Fleisch. Aber wenn Fleisch an anderen Tagen gegessen wird, sollte auf ökologische Qualität geachtet werden – auch dies verbessert die Klimabilanz.

 

Die Albert-Schweitzer-Stiftung und der deutsche Vegetarierbund möchten diese Kampagne ausweiten. Sie haben 100 deutsche Städte angeschrieben und für einen Veggitag geworben. Es wird sich zeigen, ob weitere Kommunen mitmachen wollen. Daneben steht es jedem Fleischesser frei, selbst mindestens einen fleischfreien Tag in der Woche einzulegen und damit etwas für das Weltklima und seine Gesundheit zu tun.

 

(http://www.albert-schweitzer-stiftung.de)