Feld & Stall
Gehölze als Trachtpflanzen einsetzen
Das Nahrungsangebot für Insekten lässt sich gezielt erweitern
von Katharina Schertler
Blühende Sommerwiesen, die prächtige Heideblüte oder bunte Blühstreifen – das fällt uns meist als erstes ein, wenn wir an Trachtpflanzen für Honigbienen und wildlebende Insekten denken. Erst dann kommen wir vielleicht auf Gehölze wie Obstbäume oder Linden. Gehölze hier als zweitrangig zu betrachten, ist jedoch nicht zutreffend: Sie ersetzen zwar nicht die Massentrachten auf Feldern und Wiesen. Aber sie sichern ein reichhaltiges Trachtangebot im Jahreslauf und gewährleisten vor allem zu besonders schwierigen Jahreszeiten eine ausreichende Ernährung der wichtigen Bestäuber und Nützlinge.
Haselnuss, Kornelkirsche, Erle, Weiden und Birken sind die ersten und damit sehr wichtigen Nektar- und speziell Pollenquellen. Nur, wenn es im zeitigen Frühjahr ausreichend Nahrung gibt, können Honigbienen starke Völker aufbauen. Auch die Königinnen der frühen Hummelarten z. B. Erdhummeln, die gute Bestäuber zahlreicher Kulturpflanzen sind, brauchen diese frühe Blüte. Auffällig und deshalb sehr beliebt als Frühjahrsboten im Hausgarten sind Forsythien. Da diese in der eine hybridisierte Pflanze ist, liefern die Sorten weder Pollen noch Nektar. Anders sieht es bei den verschiedenen Ahornarten aus. Deren Blüte erscheint uns Menschen unscheinbar, doch ist sie ein wichtiger Nektarlieferant im April. Ungefüllte Zierkirschen und Schlehen zeigen sich zur gleichen Zeit oft mit einem Meer an weißen Blüten und sind ebenfalls wichtige Trachtgehölze. Wenn dann im Mai die Blüte der Obstgehölze beginnt, ist in vielen, wenn auch nicht in allen Gegenden die Ernährung ausreichend.
Wildobst bietet auch außerhalb der Streuobst- und Plantagenobstgebiete Tracht und es lässt sich mit seiner Pflanzung vielfältig gestalten. Wildäpfel- und Birnen, verschiedene Kirschenarten, Eberesche, Elsbeere und Mehlbeere lassen sich im Hofumfeld, oder auch in der freien Landschaft als Einzelbäume, in Baumreihen oder in Feldgehölzen auch bei geringem Platzangebot pflanzen. Klassische Heckenpflanzen wie Weißdorn, Liguster und Pfaffenhütchen ergänzen das Nahrungsangebot für Insekten.
Die frühsommerliche Blüte der Akazien (eigentlich sind es Robinien) und in einigen Teilen Deutschland auch die Esskastanienblüte sind für die Imkerei von Bedeutung, bevor die im Juni/Juli unsere beiden heimischen Lindenarten noch einmal ein gutes Nektarangebot liefern. Doch wird es um diese Zeit in vielen Regionen bereits schwierig für die Honigbiene und ihre wilden Verwandten, denn viele Wiesen werden früh, also weit vor Blüte gemäht und viele Äcker sind frei von Wildkräutern. Himbeeren, Brombeeren und die ungefüllten Wildrosenarten können diese Lücke füllen und lassen sich rund um den Hof, aber auch in Hecken und Feldgehölzen oder auf Ruderalflächen vielfältig einsetzen.
Im August und September haben einige Wildbienen ihr Brutgeschäft bereits abgeschlossen. Für Honigbienen und einige Hummelarten ist jetzt jedoch eine wichtige Zeit zum Aufbau der Wintervölker bzw. Aufzucht starker Jungköniginnen. Wilder Wein, Schlingknöterich und Efeu sind dann als Gehölze, die unter anderem in der Begrünung von Fassaden eingesetzt werden, eine wichtige Bereicherung für das Nahrungsangebot. Im Hausgarten wurden in den letzten Jahren einige exotische Arten wie der Schmetterlingsflieder (Buddleja dawidii) empfohlen. Sie sind sehr gute Nektarlieferanten, sollten allerdings immer auf den Garten beschränkt werden, denn in der freien Landschaft können sie heimische Pflanzen verdrängen und so insgesamt mehr schaden als nutzen.
Der erste Schritt zur Neupflanzung von Gehölzen als Trachtpflanzen ist eine Einschätzung der Trachtlücken und der für deren Schließung geeigneten Gehölze mit Hilfe eines Trachtkalenders, wie er sich zum Beispiel in der Broschüre „Bienentracht in Dorf und Flur“ (http://www.lfl.bayern.de/publikationen/daten/merkblaetter_url_1_6.pdf) oder im neu erschienen Bienenweidekatalog für Baden-Württemberg (www.bienenweidekatalog-bw.de) findet. Standort und Klima müssen jedoch ebenso berücksichtigt werden, damit die Pflanzung zu einem Erfolg wird. Besonders in der freien Landschaft sollte man immer heimische Arten und Abstammungen verwenden und auch darauf achten, dass es sich um Wildsorten ohne züchterische Bearbeitung für den Ziergarten handelt
Wenn bei der Gestaltung von Haus- und Hofumfeld, der Planung von Ausgleichsmaßnahmen und der Landschaftsgestaltung stärker auf die Trachteigenschaften von Gehölzen geachtet wird, lässt sich ein wichtiger Beitrag leisten, um das Sterben der Honigbiene und ihrer wilden Verwandten zu stoppen.
Katharina Schertler Fachberatung Naturschutz, Bioland Beratung Augsburg