Demeter Beratung Online

Fragen an Erhard Gapp und Lukas Mischnick, Demeter Beratung e.V.

von Michael Olbrich-Majer

Wie funktioniert das für Landwirte und Gärtner, die teilnehmen wollen? Und wie erfahren sie davon?

Lukas Mischnick: Es gibt mehrere Kanäle, über die eine Anmeldung möglich ist – die direkte wöchentliche Ankündigung per E-Mail an unsere Mitglieder, die Webseite vom Demeter e.V. (https://www.demeter.de/beratung#veranstaltungen) und die Webseite von Demeter Baden-Württemberg (https://www.demeter-bw.de/service/online-seminare). In Zukunft wird es einen eigenen Newsletter mit wöchentlichen Ankündigungen geben, in den sich Interessierte selbstständig ein- und austragen können. Die Anmeldung läuft so ab: Unter der jeweiligen Einladung ist ein Link zur Registrierung eingefügt. Sobald diese abgeschickt ist, erhalten die Teilnehmer automatisch einen Link, mit dem sie sich am jeweiligen Abend einwählen können.

Welche Themen oder Referenten gab es da zum Beispiel?

Erhard Gapp: Bei der Themenwahl ist uns der direkte Praxisbezug und die aktuelle Relevanz besonders wichtig. Da die Berater der Demeter Beratung täglich in Kontakt mit Landwirten und Gärtnern stehen, wird ein großer Teil der Online-Seminare von ihnen geführt. Zudem kommen oftmals externe Experten, Wissenschaftler, Betriebsleiter und weitere hinzu. Das Themenangebot ist breit angelegt und umfasst die gesamte biodynamische Land- und Lebensmittelwirtschaft. Folgende Veranstaltungen fanden bspw. bereits statt:

• Bodenentwicklung ist möglich und sichtbar (Dr. Ulrich Hampl, Demeter Beratung e.V.)
• Kälberaufzucht auf dem Betrieb – welche Methode passt zu mir? (Dr.Bettina Egle, Demeter Beratung e.V.)
• Prozesse im Unternehmen professionell gestalten und Abläufe optimieren (Jutta Hodapp und Matthias Zaiser, Demeter Unternehmerwerkstatt) oder
• Richtig rechnen: Wie nachhaltig ist mein Betrieb? (Eric Waibl, Regionalwert AG, Freiburg).

Wie kommt das bei den Landwirten an? Wie viele nehmen da teil?

Lukas Mischnick: Die Rückmeldungen fallen bisher sehr positiv aus. Unsere Teilnehmerbefragung der letzten Monate ergab, dass 97 % der Teilnehmer die Online-Seminare weiterempfehlen würden. Insgesamt nahmen schon über 1500 Interessierte teil. Die Teilnehmerzahlen variieren je nach Termin zwischen 30 bis100. Über dieses aktive Interesse freuen wir uns sehr.

Kann man sich da auch thematisch austauschen?

Erhard Gapp: Unser häufigstes Format sind Fachvorträge mit einer anschließenden Erfahrungsaustausch- bzw. Diskussionsrunde. Der Vortrag soll dabei die Basis schaffen, um vertieft ins Gespräch zu kommen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Der Mehrwert der Online-Seminare kommt vor allem durch die aktive Beteiligung zustande – die Teilnehmer können von der Schwarmintelligenz profitieren und sich gegenseitig vernetzen. Die Referenten wiederum erkennen die gesammelten Bedarfe aus der Praxis. Ein weiteres Format sind Workshops mit interaktiven Kleingruppenübungen, z. B. zur erfolgreichen Kooperation in Betriebs- und Vermarktungsgemeinschaften.

Welche Themen sind für dieses Jahr geplant?

Lukas Mischnick: Es wird mit vielfältigen Online-Seminaren z.B. zu folgenden Themen weitergehen:

• Düngung und Präparate im Ackerbau – brauchen wir zulässige Handelsdünger?
• Wirtschaftlichkeit und Kennzahlen in der Direktvermarktung oder
• Chancen für den Bauernhof als Bildungsort.

Außerdem möchten wir neben den bisherigen Formaten Umsteller-Seminare und Kollegialberatungen zu verschiedenen Landwirtschaftszweigen anbieten. Demeter-Betriebe entwickeln ihre Indi­vidualität, ihre Besonderheiten laufend dynamisch weiter. Kollegiale Beratung zwischen Praktikern und mit der Demeter Beratung ist auf diesem permanenten Entwicklungsweg oder auch in Krisenfällen für viele eine große Hilfe. Dieser Austausch auf Augenhöhe wird in unserem Verband, auch durch die jährlichen Hofgespräche, besonders gepflegt.

Kann das die Gruppenberatung bzw. den Austausch in der regionalen Arbeitsgruppe ersetzen?

Erhard Gapp: Online-Seminare und physische Treffen sind nicht vergleichbar. Online-Seminare sind eine perfekte Ergänzung für den Fachaustausch. Gerade der immer wichtiger werdende überregionale Austausch von Landwirt*innen wird dadurch vereinfacht. Die persönliche Wahrnehmung, Wertschätzung, aber auch konstruktive Kritik, der individuelle Dialog zwischen Praktikern und der Demeter Beratung und die vielen wichtigen Kurzgespräche bei regionalen Gruppentreffen lassen sich allerdings nicht digitalisieren.

Wenn Covid19 im Griff ist – wird das Online-Angebot dann fortgesetzt?

Erhard Gapp: Ja, die Online-Seminare haben sich unabhängig von Covid-19 bewährt. Ein großer Vorteil ist die flexible Teilnahme, ohne große Fahrtstrecken auf sich nehmen zu müssen. Anderweitig ist es kaum möglich, mit einem solch geringen Aufwand in den direkten Kontakt mit Kollegen zu kommen. Wir möchten die biodynamische Land- und Lebensmittelwirtschaft über die Online-Seminare in Abstimmung mit den Landwirten, Gärtnern und allen weiteren Akteursgruppen weiterentwickeln und dabei auch neue Formate ausprobieren.

Gibt es noch weitere Online-Formate der Demeter Beratung?

Lukas Mischnick: Verschiedene Verbraucherveranstaltungen wie die Ulmer Demeter-Herbsttagung 2020 oder auch die Mitgliederversammlung in Baden-Württemberg konnten wir dieses Jahr ebenfalls online durchführen. Da haben wir sehr von unseren vielen Erfahrungen mit den Online-Seminaren profitiert. 2021 bieten wir auch Hybridveranstaltungen an. Präsenzveranstaltungen mit begrenzter Teilnehmerzahl werden so durch die Möglichkeit der Online-Teilnahme ergänzt. Als neuestes Projekt arbeiten wir an Gruppen-Hybrid-Lösungen: Kleinere Gruppen finden sich regional zur Teilnahme an größeren Online-Events zusammen. Wir sind gespannt und freuen uns auf Ideen aus unserem Mitgliederkreis. •

Fragen: Michael Olbrich-Majer