Hintergrund

CSA: Landwirtschaft zum Mitgestalten

Beim Gärtnerhof Entrup planen Erzeuger und Abnehmer gemeinsam

von Katja Beiersmann  eMail: die-richtige(at)wort-wahl.de

 

"Die Idee, dass Profiterwartung in Verbindung mit Wettbewerb auf dem Markt Qualitätsprodukte erzeugt, hat sich in der Landwirtschaft nie bestätigt", meint Trauger Groh, Demeter-Bauer, in seinem Redemanuskript "Höfe der Zukunft" von 1993. Groh, einer der Väter der CSA-Idee, schlägt dagegen vor: "Sie müssen sich an einer geistig-kulturellen Idee orientieren, die zugleich höchst wirtschaftlich ist. ... Der Geist eint die Menschen, wirtschaftliche Interessen nach persönlichem Profit treibt sie auseinander. Und sie müssen gemeinsam das Produktionsrisiko tragen ..."

 

Auch die Entruper CSA, Community Supported Agriculture, zu Deutsch Landwirtschaftsgemeinschaft, ist ein Modell der Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Nach über einem Jahr intensiver Vorbereitungszeit starteten die verantwortlichen Landwirte Susanna Lindeke und Kenneth Stange das Projekt am 1. Juli. Produkte für aktuell 30 Personen werden nun nicht auf Märkten oder im Hofladen verkauft, sondern fließen in einen neuen, von den Kunden finanzierten Wirtschaftskreislauf. Für ein Jahr haben sich die Teilnehmer mit ihrer Unterschrift verpflichtet, den vereinbarten Geldbetrag per Dauerauftrag auf das Konto der Gärtnerhof Entrup Genossenschaft zu überweisen. Einer speziellen Rechtsform bedarf es für CSA nicht. Gleichzeitig verpflichten sich die Landwirte, in Quantität und Qualität Produkte anzubieten, die die Bedürfnisse und Erwartungen der Konsumenten so weit wie möglich erfüllen. Die Vorteile von CSA liegen auf der Hand: Produkte aus einer regionalen, nachhaltig betriebenen Landwirtschaft. Frische, gesunde Nahrungsmittel aus gesunder Natur. Wissen wo, wie und von wem die Nahrungsmittel angebaut wurden, die man isst. Teil einer Gemeinschaft sein, vom Kreislauf und der Beziehung zwischen Anteilshalter, Hof, Erde und umgebender Gemeinschaft. Einen Beitrag leisten zu einer gesunden lokalen Ökonomie. Stärkung und Intensivierung der Beziehung zur Erde und den Prozessen, die unser Leben möglich machen und ausmachen.

 

Das klingt gut. Und ist in der Praxis noch besser. Die Teilnehmer der Entruper Landwirtschaftsgemeinschaft staunten nicht schlecht in den letzten zwei Monaten: Obwohl fast jeder mit der Vielfalt des Hofes vertraut war, war es dennoch für alle ein Erlebnis, wie reich und vielfältig die Ernte ausfiel. Ein Jahr lang können sich alle Beteiligten Woche für Woche auf die Vielfalt frischer Demeter-Produkte von Feld, Gewächshaus oder aus dem Schafstall freuen. Dann kommt die Landwirtschaftsgemeinschaft zusammen und der "Hut geht erneut" rum: Die Landwirte kalkulieren den Finanzbedarf für das neue Wirtschaftsjahr und die CSA'ler haben die Aufgabe, diesen Geldbetrag unter sich aufzuteilen. Insgesamt kann der Gärtnerhof etwa 60 Familien versorgen - ein Ziel, das in den nächsten zwei Jahren erreicht werden soll.

 

Die größte Herausforderung war und ist es, Menschen für das Projekt zu interessieren und zu begeistern. "Um Menschen auf uns und das geplante CSA-Projekt aufmerksam zu machen, haben wir mehrere Veranstaltungen organisiert: Hoffest, "Kultur im Schafstall" mit zwei Musikaufführungen, Schafscheraktion. Außerdem gab und gibt es regelmäßig CSA-Treffen. Wir haben festgestellt, dass es großen Erklärungsbedarf gibt. Auf den Treffen haben wir einerseits über CSA informiert, andererseits bestand die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen. Und Fragen gab es viele." so Kenneth Stange. Und Susanna Lindeke ergänzt: "Eine der häufigsten Fragen war: Was bekomme ich für mein Geld? Alles was wir produzieren, lautet die Antwort. Aber so einfach ist es nicht. Wir haben gelernt, dass es von beiden Seiten viel Vertrauen braucht. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Freiwilligkeit. Die Teilnahme ist ebenso freiwillig wie die Bereitschaft zu Engagement und Mitarbeit. Allerdings: Ohne kann es nicht funktionieren. Nach dem Jahr Vorbereitung und den ersten Monaten CSA in der Praxis kann ich sagen: Wir sind auf einem guten Weg, eine Landwirtschaftsgemeinschaft zu werden. Mal hilft der eine, mal der andere. Und manche, eben der "harte Kern" sind immer mit dabei."

 

CSA-Gärtnerhof Entrup

  • 27 ha: Acker 6 ha, 21 ha Grünland, 3 ha Wald, Gewächshaus 500 qm

  • etwa 35 Gemüsearten, 50 Schafe (2009) und Milchverarbeitung sowie Fleisch und Wurst, 100 Legehennen, Hofbäckerei

  • Seit 1987 ökologisch bewirtschaftet, seit 1991 Demeter

  • seit 1999 Besitz der "Entrup 119 - Initiative zur Erforschung und Förderung des biol.-dyn. Landbaus e.V."

  • 2006 Gründung der Genossenschaft Gärtnerhof Entrup e.G., die mit der Hofbewirtschaftung beauftragt ist

  • Bewirtschafter: Kenneth Stange, Susanna Lindeke gemeinsam mit Werner Bez, Johannes Deiting, Mareike Thiele sowie 3 Auszubildenden

  • Gärtnerhof Entrup e.G., Entrup 119, 48341 Altenberge, Tel.: 02505 -33 61, Fax: 99 15 98, http://www.entrup119.de