Hintergrund

Bodenfruchtbarkeit für ein besseres Klima

von Tobias Bandel

Managing Partner Soil & More International BV

http://www.soilandmore.com

 

Böden sind einer der größten natürlichen Kohlenstoffspeicher der Erde. Dies verleiht ihnen zum einen die Möglichket, in Verbindung mit vielen Millionen Mikroorganismen eine physikalische Struktur aufzubauen, die effizient mit Wasser und Nährstoffen haushaltet. Zum anderen stellt es sie aber auch in den Mittelpunkt der Klimadebatte, da ohne einen nachhaltigen Bodenschutz und Aufbau der Klimawandel nicht zu stoppen ist

 

Auf der einen Seite gehen jährlich viele tausend Hektar durch Praktiken nicht angepasster Landwirt­schaft verloren, auf der anderen Seite kann durch Humusaufbau und nachhaltiges Bodenmanagement je nach Region und Standort bis zu einer Tonne Kohlenstoff je Hektar und Jahr im Boden gebunden werden. Auf globaler Ebene würde dies nicht nur die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf ein vor-industrielles Niveau senken, sondern auch über oben erwähnte Struktur die Nährstoffbilanzen der Böden auf natürliche Weise so op­timieren, dass 9 Milliarden Menschen ernährt werden könnten (Lal et al., 2010).

 

Eine kürzlich von Soil & More International durchgeführte Studie über den Kohlenstoffaufbau in biologisch bewirtschafteten Wüstenböden hat ergeben, dass durch die kontinuierliche Kompostanwendung bis zu 3 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr und über 30 Jahre hin durchschnittlich knapp 1 Tonne Kohlenstoff pro Hektar und Jahr akkumuliert wurde. Der Kompost wiederrum ist eine effektive Ergänzung bzw. Alternative zum synthetischen Kunstdünger, dessen Herstellung weltweit mit ca. 8% zu den globalen Treibhausgasemissionen beiträgt. Biologische Kompostproduktion wiederum vermeidet Methan bei der Kompostierung durch die Anwendung der von Dr. Ehrenfried Pfeiffer entwickelten Mikroorganismen. Methan entsteht, wenn Biomasse unkontrolliert verrottet.

 

Soil & More International betreibt gemeinsam mit lokalen Partnern Kompostprojekte, bei denen durch die aerobe Kompostierung landwirtschaftlicher Biomasse wie Ernterückstände, Grünschnitt und tierischer Miste Methan vermieden wird. Diese Kompostprojekte in Ägypten, Äthiopien, China, Indien, Kenya, Marokko und Südafrika reichen von Kleinbauerninitiativen mit wenigen Tonnen Kompost im Jahr bis zu Großanlagen mit bis zu 4000 Tonnen Kompost im Monat. Wenn es die lokalen Umstände erlauben, wird das aerobe, Sauerstoff-angereicherte Kompostierungsverfahren nach den Richtlinien der UNFCCC dokumentiert und von der TÜV-Nord Cert GmbH verifiziert. Dadurch werden Emissionszertifikate möglich. Der Erlös aus deren Verkäufen dient vor Ort der Suvention der Kompostproduktion, wodurch Kompost zu konkurrenzfähigen Preisen als Alternative zu Kunstdünger angeboten werden kann. Seit Anfang 2012 können derartige Emissionszertifikate unter der „Sustainable Agriculture Land Management”-Methode des „Verified Carbon Standard” u.a. auch durch Kohlenstoffanreicherung im Boden und die Vermeidung von Kunstdünger generiert werden.

 

So kann durch Einhaltung entsprechender Dokumentationsanforderungen mittels der „Vernachhaltigung” der Landwirtschaft ein Mehrwert für den Landwirt geschaffen werden, der auf den Klimavorteilen des Bio-Landbaus bzw. der nachhaltigen Landwirtschaft insgesamt beruht. Da es sich hierbei nicht um rein emissionsmindernde Projekte handelt, sondern der Fokus primär auf der Entwicklung nachhaltig fruchtbarer Böden und damit der Produktivitätssteigerung und Wassereinsparung liegt, trägt so der Emissionshandel nicht wie sonst zum „greenwashing”, sondern zur konkreten Förderung nachhaltiger Landwirtschaft bei.

 

Seit 2007 betreiben Sekem und Soil&More gemeinsam zwei Kompostierungsanlagen inder Nähe Sekems und bei Alexandria. Auf zusammen 30 Hektar produzieren diese jährlich ca. 85.000 Tonnen Kompost. Die Kompostierung verläuft kontrolliert und ist nach ca. 8 Wochen abgeschlossen. Dies vermeidet ca. 100.000 Tonnen Treibhausgase. Methan aus ungeregelten Abfalldeponien verursacht ca. 7 % des weltweiten Emission dieses Kllimagases. Die Geschäftstelle des Demeter Bundesverbandes in Darmstadt ist von Soil&More klimazertifiziert und unterstützt mit ihrer Kompensationszahlung die Kompostierung bzw. Fruchtbarmachung von Böden.