Initiativen

30 Jahre Slow Food Deutschland

Im Interview mit Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.

Liebe Frau Wolff, wie wird das Jubiläum gefeiert?

Wir feiern unser Jubiläum vor allem in den Regionalgruppen, unseren Convivien. Das sind inzwischen fast 90 Stück. Bundesweit gestreut finden das gesamte Jahr über unterschiedliche Events statt wie Verkostungen, Koch- und Diskussionsabende sowie Weidewanderungen und Begegnungen zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Diese Be­geg­nungen, bei denen Menschen wieder ein Gespür für die Herkunft und Wertschöpfung von Lebensmitteln bekommen, zählen seit den Anfängen zu unseren Kernanliegen. Die Aktionen vor Ort entsprechen unserem Jubiläumsmotto: „Wir feiern Vielfalt!“. Von der Bundesgeschäftsstelle aus laden wir Verbraucher dazu ein, sich an einer Online-Mitmachaktion zu beteiligen. Wir sammeln „Vielfalts-Rezepte“ ein. Die besten Einsendungen veröffentlichen wir zum Jahresende in einer Broschüre, damit den Mitmachenden etwas bleibt, das in den eigenen Küchen regelmäßig zum Einsatz kommen kann. Im Sommer werden wir außerdem einen Report veröffent­lichen, in dem wir auf 30 Jahre Arbeit für gute, saubere und faire Ernährung zurückblicken sowie unsere Entwicklung hin zu einer ernährungspolitischen Organisation, die Zukunftslösungen politisch, praktisch und kulinarisch entwirft.

Auf welche Highlights blicken Sie zurück – und voraus?

Seit 1992 haben wir natürlich zahlreiche Highlights erlebt. Im Jahr 2000 ist zum Beispiel unser Slow Food Magazin gestartet, inzwischen erscheint es sechsmal im Jahr. Unsere erste Slow Food Messe, der Markt des guten Geschmacks, fand 2007 statt – und seither alljährlich in Stuttgart. Umso schöner, dass sie 2022 nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder stattfinden konnte – pünktlich zu 30 Jahren Slow Food Deutschland und 15 Jahren Slow Food Messe.

2010 hat sich dann unser erstes Campus-Convivium gegründet, aus dem die Slow Food Youth hervorgegangen ist. Heute gibt es an vielen Orten Deutschlands engagierte Gruppen junger Slow Foodies, die die Ziele des Vereins mit Leidenschaft weitertragen.

Die „Youth“ ist auch bei den „Wir haben es satt!“-Protesten immer vorn mit dabei – ebenso wie viele andere Engagierte unserer Bewegung. Seit 2011 tragen wir bei der bundesweit größten Demonstration gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Organisationen unseren Protest für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem auf die Straße. Dabei entstand 2012 die Idee für unsere Schnippeldiskos – eine kuli­narische Protestaktion, bei der Lebensmittel gerettet werden. Inzwischen gibt es Schnippeldiskos überall auf der Welt und sogar einen eigenen Tag, den World Disco Soup Day.

Ein Einschnitt für unseren Verein war 2020 der Tod unser langjährigen Vorsitzenden Ursula Hudson, die die Arbeit von Slow Food in Deutschland über viele Jahre geprägt hat. Um dieses Engagement nachhaltig wertzuschätzen, haben wir 2021 den Ursula Hudson Preis ins Leben gerufen und damit den ersten Slow-Food-Bildungspreis. Wir zeichnen Menschen und Organisationen aus, die sich auf außerordentliche Weise um die Ernährungswende verdient machen und Vorbildcharakter haben. Am 8. Juni vergeben wir den Ursula Hudson Preis zum zweiten Mal – darauf freuen wir uns schon sehr. Und auch unsere politische Kampagnenarbeit wollen wir in diesem Jahr fortsetzen. Details dazu gibt es ab Spätsommer auf unseren Kanälen.

Weitere Infos: www.slowfood.de