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Klimaschutz durch Kraftstoff aus Biomasse?

Biokraftstoffe sind aktuell: hohe Preise, die Befreiung von der Mineralölsteuer bis 2009 und politscher Nachdruck werden die Nachfrage fördern. Für eine Beurteilung von Biokraftstoffen aus Umweltsicht sind allerdings Klimaschutz und der Schutz fossiler Ressourcen entscheidend. Aus Sicht des Klimaschutzes zählt allein die Emissionsminderung. Der Beitrag, den Biokraftstoffe hierzu leisten können, setzt sich zusammen aus ihrem Mengenpotenzial und der daraus resultierenden Klimagasminderung, die eventuelle Konkurrenz zu anderen Minderungsoptionen ist zu bedenken.

 

Gegenwärtig könnten aus Raps in Deutschland bis 2 Mio t/a erzeugt werden, wenn alle nicht zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion benötigten Ackerflächen genutzt würden. Damit ließen sich 3,5% des gegenwärtigen Kraftstoffverbrauches als Biodiesel erzeugen, was die Klimagasemissionen um etwa 1,5-2% vermindert. Eine solche Nutzung steht aber im Gegensatz zu anderen Nachhaltigkeitszielen wie Ökolandbau, Biotopverbundsysteme oder Erosionsschutz. Setzt man diese um, bleiben keine Flächen mehr für Biodiesel.

 

Zwar könnte der hohe Stellenwert des Klimaschutzes Vorrang für den Rapsanbau bedeuten. Doch tragen andere Biomassenutzungen mehr zum Klimaschutz bei. Bio-Kraftstoffe für den Verkehr lassen sich derzeit nur aus Öl-, Zucker- oder Stärkepflanzen mit hohen Qualitätsanforderungen herstellen. Bei der stationären energetischen Nutzung von Biomasse dagegen lassen sich neben Abfall- und Reststoffen Biomassen anbauen, die hohe spezifische Flächenerträge bei eher geringen negativen Umweltfolgen im Anbau möglich machen. Ein Beispiel hierfür sind schnellwachsende Hölzer. Bei stationärer energetischer Biomassenutzung ist die Klimagasminderung je Hektar drei bis siebenfach höher als mit den heute verfügbaren Biokraftstoffen, noch effizientere Verfahren sind in Entwicklung. Diese Nutzung verringert auch Konflikte mit anderen Nachhaltigkeitszielen in der Landwirtschaft.

 

Aus Sicht des Klimaschutzes ist es daher sinnvoll, regenerative Energieträger vordringlich stationär und nicht im Verkehr einzusetzen. Das geht, da mittelfristig dem Verkehrsbereich ausreichend fossile Energieträger zur Verfügung stehen. Die Förderung von Biokraftstoffen lenkt Biomasse in eine Nutzung, die bei hohen Kosten nur geringfügige Klimaschutzpotenziale bietet. Der effektivste Beitrag, den der Verkehrsbereich innerhalb der nächsten 30 Jahre sinnvoll zum Klimaschutz leisten kann, ist die schnellstmögliche Minderung des Verbrauchs der Fahrzeuge. Eine Halbierung ist technisch ohne wesentliche Einschränkung möglich.

 

Andreas Ostermeier, Umweltbundesamt, Dessau