Kurz & aktuell

Klimawandel betrifft auch Landwirte

 

Herr Staeger, Sie haben Klimamessdaten der letzen 100 bzw. der letzten 50 Jahre ausgewertet und Indizien für einen Wandel des Klimas gesucht. Hat sich das Klima in Deutschland verändert? Welche Trends bei Temperatur, Niederschlag und Wind konnten Sie feststellen?

 

Wir am Institut für Atmosphäre und Umwelt der Universität Frankfurt am Main haben in einem vom Umweltbundesamt geförderten Projekt die gemessenen Daten an zahlreichen Stationen in Deutschland analysiert und deutliche Veränderungen des Klimas gefunden. Am auffälligsten ist die Zunahme der Temperatur in Bodennähe um durchschnittlich 0,9°C innerhalb der letzten 100 Jahre. Das scheint unbedeutend, doch war es während der letzten Eiszeit bis vor etwa 12.000 Jahren nur etwa 5° C kälter als heute. Aufgrund der Erwärmung innerhalb der letzten 100 Jahre, die in allen Jahreszeiten, außer im Herbst auftrat, haben die Alpengletscher etwa die Hälfte ihrer Masse verloren. Beim Niederschlag fanden wir eine Zunahme im Winter und Frühling, vor allem in Westdeutschland und eine Abnahme im Sommer, vor allem im August. Die Winddaten sind uneinheitlich und wenig zuverlässig.

 

Sind durch diese Veränderungen in den letzten Jahren mehr Extreme aufgetreten?

 

Um die Auswirkungen dieser Klimaänderungen auf das Extremverhalten einschätzen zu können, muss man die statistische Verteilung und deren zeitliche Veränderungen betrachten. Hierbei zeigt sich, eine Verschiebung der Temperaturverteilung zu höheren Werten hin, ohne dass sich ihre Variationsbreite merklich verändert hat. Die Schwankungen sind also ähnlich stark wie früher, aber es treten extrem kalte Winter deutlich seltener, heiße Sommer, wie z. B. 2003, dagegen deutlich häufiger auf als noch vor 100 Jahren. Auch die Anzahl von sommerlichen Hitzetagen hat deutlich zugenommen. Beim Niederschlag hat sich hingegen auch die Variabilität geändert, was im Winter und Frühling zu mehr Starkniederschlägen und im Sommer zu einem erhöhten Risiko für Trockenheit geführt hat.

 

Was heißt das für die Jahreszeiten und die Landwirtschaft in den deutschen Regionen?

 

Die stärksten Veränderungen im mittleren Verhalten und in den Extremen haben wir im August gefunden. Dieser Monat hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem deutlich heißeren und trockeneren Monat entwickelt. Der März dagegen ist in Westdeutschland sehr viel feuchter als früher. Das hat natürlich Konsequenzen für die Landwirtschaft: Im Frühjahr kann sich zu viel Niederschlag ungünstig auf die Getreideerträge auswirken, trocken-heiße Sommer wirken sich bekanntlich negativ auf eine Vielzahl von Nutzpflanzen aus. In Zukunft wird es notwendig, sich an diese veränderten Bedingungen anzupassen. Hier sind die Agrarwissenschaften gefordert. Wir Klimatologen können nur die Entwicklungen abschätzen - diese sind markant und werden in den kommenden Jahrzehnten aller Wahrscheinlichkeit nach noch deutlicher zu Tage treten.

Demeter: internationale Widerstand gegen Revisionsvorschlag zur EU-Bio-Verordnung

Die deutsche Demeter-Organisation mobilisiert nun auch ihre europäischen Partner gegen den Brüsseler Vorschlag zur Revision der EU-Bio-Verordnung. Demeter-Bund-Vorstand Joachim Bauck informierte seine Kollegen in 25 EU-Ländern über die Kritikpunkte. "Sie teilen unsere Bedenken und werden in ihren Ländern die zuständigen Politiker ansprechen. So wollen wir in einer konzertierten Aktion verhindern, dass die Erzeugung von biologischen Lebensmitteln nun völlig neu auf niedrigstem Niveau definiert wird", so Bauck, der auch Vorstand im Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Als internationales Netzwerk kann Demeter auf Mitstreiter in allen EU-Staaten zählen - so wird der Druck auf Brüssel erhöht, eine grundlegende Revision der EU-Bio-Verordnung nicht im das Schnellverfahren durchzusetzen. Besonders kritisch sieht Demeter, dass der Begriff "Bio", der bisher ausreichend gut geregelt war, nur noch unzureichend geschützt werden solle. Außerdem wird kritisiert, dass die bewährte Prozesskontrolle aufgegeben werden solle. Völlig am Verbraucherinteresse vorbei gehe die vorgesehene Regelung, die es den Anbauorganisationen erschweren würde, ihre eigenen, über das EU-Mindestmaß hinausgehenden Standards zu kommunizieren.

 

Inzwischen hat sich Bundesminister Seehofer die deutliche Kritik nicht nur der Öko-Verbände zu eigen gemacht. Eine Vielzahl von Bio-Anbauorganisationen und -Verbänden hatte sich im Februar auf einer Anhörung gegen die Novelle der EU-Bio-Verordnung in der derzeitigen Fassung ausgesprochen. Bis Juni 2006 soll die Ratsverordnung vom Ministerrat verabschiedet werden, zum 1. Januar 2009 sollen die neuen Regelungen in Kraft treten.