Kurz & aktuell

Menschen mit Behinderung auf landwirtschaftlichen Betrieben

Ein Projekt des FIbL sucht landwirtschaftliche Betriebe, die Erfahrung in der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung haben und bereit sind, darüber zu berichten. Dabei ist nicht an Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) gedacht, von denen bundesweit etwa 150 auf Landwirtschaftsbetrieben rund 5000 Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, sondern an Beschäftigung in „normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben außerhalb einer WfbM. Durch eine bessere Informationsgrundlage sollen mittelfristig Hürden abgebaut werden und innerhalb eines anschließenden Beratungsprojektes die Schaffung von individuellen Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung auf Höfen gefördert werden.

Kontakt: Dr. Robert Hermanowski, 069 7137699-73, eMail: Robert.Hermanowski(at)fibl.org

Interview: Witzenhausen bleibt

Fragen an den Dekan des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften der Uni Kassel-Witzenhausen Prof. Dr. Jürgen Heß

 

LE:Der Wissenschaftsrat hat die Agrarwissenschaften in Deutschland evaluiert. Hat die Ökologische Agrarwissenschaft in Witzenhausen noch eine Zukunftsperspektive?

 

Heß: Eindeutig Ja: Witzenhausen bleibt! Der Wissenschaftsrat erkennt die Einzigartigkeit des Witzenhäuser Öko-Profils. Der Präsident unserer Universität steht ebenso wie das Wissenschaftsministerium unseres Landes hinter uns. Die von beiden Universitäten und Bundesländern geförderte Kooperation zwischen der Fakultät Agrarwissenschaften in Göttingen und dem Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen sichert gemeinsam mit Göttingen das Kriterium von mindestens 40/50 Professuren für ein regionales Cluster. Im Verbund mit Göttingen wird Witzenhausen seinen Part in den Agrarwissenschaften übernehmen.

 

LE:Verlief das Evaluationsverfahren fair und sachgerecht?

 

Heß: Man kann sich immer etwas Besseres vorstellen, mehr inhaltliche Kriterien zum Beispiel. Aber das ist Vergangenheit. Wichtig ist, dass an der sich nun anschließenden Evaluation des Entwicklungsprozesses – der Wissenschaftsrat wünscht den Einbezug von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – alle Zukunftsbereiche der Agrarwissenschaften und -wirtschaft beteiligt werden. Neben der dort sicher mit Sitz und Stimmen vertretenen Bio- und Gentechnologie in Wissenschaft und Wirtschaft gehören Ökologische Agrarwissenschaft und -wirtschaft zwingend dazu.

 

LE:Macht Ihnen der Spiegelartikel, der den biologisch-dynamischen Lehrstuhl verunglimpft, Probleme?

 

Heß: Es war nicht der erste und es wird auch nicht der letzte sein, die Kampagne läuft seit Jahren. Sie zielt auf die Ökologische Landwirtschaft als Ganzes und als Alternative zur biotechnologiebasierten Landwirtschaft. Die Attacken kommen allesamt aus einer Ecke, und zwar nicht aus den Agrarwissenschaften, sondern aus der Biotechnologie. Dort und besonders in der Agrogentechnik gehen offenbar seit einiger Zeit die Argumente aus, und so wird versucht, die Diskussion mehr und mehr auf eine persönliche Ebene zu ziehen. Dabei geht es, wie man sieht, immer weniger um die Sache. Das ist sehr bedauerlich, denn eigentlich müsste man angesichts der globalen Herausforderungen Welternährung und Treibhauseffekt dringend den wissenschaftlichen Diskurs über eine nachhaltige Entwicklung von Landwirtschaft auf dem Globus führen.

 

LE:Was kann man gegen solche Kampagnen tun?

 

Heß: Biobäuerinnen und -bauern überzeugen täglich durch die Qualität ihrer Produkte. Forscherinnen und Forscher haben es da etwas schwerer. Aber auch wir leisten unsere Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung der Ökolandwirtschaft. Darüber müssen wir reden. Nur ganzheitliche Ansätze haben langfristig das Potenzial, Probleme wirklich zu lösen.