Kurz & aktuell

Aus für Biodynamische Professur

Universität Kassel-Witzenhausen setzt andere Prioritäten

 

Biodynamische Fragestellungen und Methoden sind speziell – kein Zweifel. Dennoch haben biodynamische Landwirte und ihre Organisationen (Demeter, Forschungsring) durch ihre Praxis und Zusammenarbeit mit Universitäten wesentlich dazu beigetragen, den Ökolandbau in Deutschland zu etablieren, auch an der Universität Kassel-Witzenhausen. So war es vor sechs Jahren sinnvoll für eine Handvoll Stifter und die Universität, eine Stiftungsprofessur hierzu einzurichten, auf die der Niederländer Ton Baars berufen wurde. Vereinbart wurde, zum Ende der stifterfinanzierten Zeit die Professur zu evaluieren und zu prüfen, ob die Universität sie fest übernehmen soll, dann auf Uni-Kosten. Doch bevor ein Votum formuliert war und trotz der Empfehlung der Evaluierer sowie des Fachbereichsrates entschied die Universitätsleitung sich gegen eine Fortführung und ging auch nicht auf ein Angebot der Stifter ein, zunächst für drei Jahre weiter zu bezahlen.

 

Die Studierenden, zu Beginn des Wintersemesters informiert, reagierten mit Demonstrationen und weiteren Aktivitäten (www.echtbio. de.vu). Ehemalige, Landwirte und Verbände schrieben an die Universität, um auf die Bedeutung des Fachgebietes Biologisch-Dynamische Landwirtschaft für den Hochschulstandort wie für den Ökolandbau hinzuweisen. Es zeigte sich dabei auch, dass der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften zerstritten über seine zukünftige Ausrichtung ist.

Der Präsident der Universität Postlep begründet seine Ablehnung mit der problematischen wissenschaftlichen Integrationsfähigkeit des Fachgebiets und zitiert dabei einseitig eines der Evaluierungsgutachten, die allesamt die Fortführung empfahlen. Zudem möchten Dekan und Prodekan des Agrarbereichs andere Prioritäten in ihrem Bereich setzen und brauchen dafür alle Mittel. Denn angestrebt ist eine engere Zusammenarbeit mit der Uni Göttingen, um dadurch den Agrarbereich langfristig zu erhalten. Ein Beschluss des Fachbereichsrats zum Strukturplan der Uni sieht nun zwar das Auslaufen der Professur zum 1. März 2011 vor, aber in Reaktion auf die Proteste auch eine Qualifikationsstelle für einen Wissenschaftlichen Mitarbeiter. Dieser soll künftig die Behandlung von Themen aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Forschung und Lehre am Fachbereich koordinieren. Eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern, Professoren und Studierenden arbeitet zurzeit hierfür eine Konzeption aus. (mom)

Fortbildung biodynamische Pflanzenzüchtung fortgesetzt

Ein vom gemeinnützigen Verein Kultursaat durchgeführter, zweijähriger berufsbegleitender Fortbildungsgang zu biologisch-dynamischer Pflanzenzüchtung fand im November 2010 mit einem Seminar zu Genetik und Epigenetik seinen Abschluss. Die an den verschiedenen Standorten (on-farm) arbeitenden Gemüsezüchter gaben Einblicke in ihre vielfältigen Methoden und Forschungsprojekte und vermittelten Grundlagen für einen durch Anthroposophie vertieften Umgang mit dem Lebendigen. Die 13 bisherigen Teilnehmer werden vom 3. bis 6. März 2011 auf dem Dottenfelderhof ein Orientierungstreffen für Neueinsteiger zu Biographien berühmter Pflanzenzüchter gestalten. Hier können auch Fragen gestellt und gemeinsam Perspektiven entwickelt werden.

 

Interessenten melden sich bitte bei fortbildung(at)kultursaat.org (Annette Tillmanns, Eichstetten).